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Der Antikapitalist. Ein Weltverbesserer, der keiner ist

06.12.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Eine Standortbestimmung

Vor dem Hintergrund des bisher Gesagten will ich abschließend einen Versuch wagen, die Entwicklung der westlichen Welt zu interpretieren. In den Volkswirtschaften der westlichen Welt ist die Freiheit der Bürger und Unternehmer seit Jahrzehnten auf dem Rückzug. Liberale, kapitalistische Einflüsse auf Wirtschaft und Gesellschaft nehmen ab. Viele Indikatoren belegen das: steigende Steuerlast, wachsende Zahl von Gesetzen, Ge- und Verboten und Regulierungen, anschwellende Staatsverschuldung, zunehmende finanzielle Abhängigkeit der Menschen vom Staat.

Die Volkswirtschaften haben sich - die einen mehr, die anderen weniger - den demokratischen Sozialismus zu Eigen gemacht. Und der demokratische Sozialismus bedient sich des Interventionismus. Er hat die Staaten zu mächtigen Akteuren werden lassen. Wie bereits gesagt: Kein Wirtschafts- und Gesellschaftsbereich bleibt von ihnen verschont. In den letzten Jahren hat sich der demokratische Sozialismus vielerorts zusehends radikalisiert durch das Vordringen neo-marxistischer-kulturmarxistischer Einflüsse.

Der Neo- oder Kulturmarxismus vertritt die Auffassung, dass der Sozialismus-Marxismus sich im Westen (anders als in Russland) nicht durch einen blutigen Umsturz errichten lasse. Man müsse anders vorgehen, und zwar müsse man das bürgerliche Moral- und Wertesystem der Menschen umstürzen, die bürgerliche Gesellschaft zerrütten. Ehe, Familie, Eigentum, Recht, Grenzen, Nation und christlicher Glaube sind zu relativieren und zu diskreditieren.

Konflikte sind herbeizureden und zu schüren - zwischen Arm und Reich, Frau und Mann, Weißen und Schwarzen; die Sprache sei neu zu regeln (Stichwort "Political Correctness"); Geschichte müsse umgedeutet werden; das freie und vernünftige Denken sei einzugrenzen.

Und als Ursache aller gesellschaftlicher Übelstände wird das System der freien Märkte, der Kapitalismus, gebrandmarkt: Der Kapitalismus sei das Übel und müsse abgeschafft, durch den Sozialismus ersetzt werden. Dieser radikalisierte demokratische Sozialismus - der offen oder verdeckt den Antikapitalismus schürt - manifestiert sich vor allem im (wie ich ihn bezeichne) politischen Globalismus.

Der politische Globalismus will die Geschicke der Menschheit von zentraler Stelle lenken, er will sie nicht dem Kapitalismus, den freien Märkten überlassen. Zum Programm der politischen Globalisten gehört beispielsweise die Überwindung der Nationen, die Politik der offenen Grenzen, die politisch gesteuerte Wanderung, vor allem aber das Zurückdrängen der individuellen Freiheit, des freien Marktsystems und sein Ersetzen durch staatliche Globalkontrolle.

Die Durchsetzung ihrer Forderungen gelingt den politischen Globalisten vor allem auch dank der Oligarchisierung der Demokratie. (Die Erklärung, warum und wie es zur einer Herrschaft der Wenigen über die Vielen kommt, hatte ich bereits erläutert.)

Eine relativ kleine Gruppe aus wohlhabenden Menschen, Großunternehmen und vor allem BigTech (oder besser DeepTech), Hauptstrom-Medien, Regierungsvertretern und Bürokraten greift nach der Deutungshoheit und treibt seine Agenda voran, der der Kapitalismus (oder das wenige, was von ihm noch übrig ist) im Wege steht. Klimapolitik und Corona-Virus sind gegenwärtig die zentralen Themen, die die politischen Globalisten instrumentalisieren: Mit ihnen wird Verunsicherung und Angst geschürt - in enger Anlehnung an das Vorgehen der Marxschen Verelendungstheorie.

Und als Lösung der Probleme wird staatlicher Zwang, eine antikapitalistische Politik empfohlen. Der Staat kann sich ohne großen Widerstand auf Kosten bürgerlicher und unternehmerischer Freiheiten und des freien Marktsystems ausbreiten. Genau das verbirgt sich hinter den politischen Plänen für eine "große Transformation", für einen "Neustart" ("Reset"), für eine "neue Weltordnung", wie sie beispielsweise die Vereinten Nationen (UN) vorantreiben.

Im September 2015 wurde der Plan der UN "Global Sustainable Development Goals. The 2030 Agenda for sustainable Development" angenommen. Er sieht die Realisation von 17 Zielen vor. Dazu zählen zum Beispiel: Armut und Hunger beenden; Gesundheit für alle zu gewährleisten; gerechte Bildung bereitzustellen; Gleichstellung der Geschlechter erreichen; die Ungleichheit soll reduziert und Konsum und Produktion sollen nachhaltig ausgerichtet werden; es gilt, würdige Arbeitsbedingungen zu schaffen; und vor allem ist für den Schutz der Umwelt und des Klimas Rechnung zu tragen.

Die wichtige Frage dabei lautet: Wie sollen diese Ziele erreicht werden? Der UN-Plan enthält keinerlei Hinweise darauf, dass er mit Liberalismus-Kapitalismus, mit Bewahrung der individuellen Freiheit und Selbstbestimmung in die Tat umgesetzt werden soll. Vielmehr scheint man voll und ganz auf staatlichen Interventionismus setzen zu wollen, also auf Zwang in Form technokratischerbürokratischer Eingriffe in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben.

Die ökonomische Theorie kann eine Folgeabschätzung eines solchen Weges bereitstellen: Der UN-Plan, in die Tat umgesetzt, läuft auf das Errichten einer Befehl- und Lenkungswirtschaft hinaus, eine Art Neo-Sozialismus, der mit individueller Freiheit und Wohlstand nicht vereinbar ist. Sozialistische Projekte - welche Ziele sie auch immer in Aussicht stellen, welche Mittel sie auch zu ihrer Erreichung einsetzen - werden scheitern.

Wirtschaften und Gesellschaften, die sich nach sozialistischen Grundsätzen ausrichten, sind nicht überlebensfähig, bringen nicht das, was sich diejenigen, die den sozialistischen Heilsversprechern ins Netz gehen, erhoffen.

Ein Welt-Neo-Sozialismus wäre so gesehen ein Endpunkt des Antikapitalismus. Er wird der Mehrheit der Menschen großes Leid zufügen, wird die Probleme, die er vorgibt lösen zu können, nicht lösen; es wird sich zeigen, dass der Antikapitalist kein Weltverbesserer ist. Der politische Globalismus, dem sich viele Staaten der Welt verschrieben haben, stellt eine unheilvolle Entwicklung in Aussicht.


Wege aus der Krise

Ich will schließen mit dem Hinweis, dass die Zukunft der Menschheit nicht unwiderruflich vorherbestimmt ist, wie marxistische Denker es gern behaupten. Wohin unsere Reise geht, entscheidet sich vielmehr im "Kampf widerstreitender Ideen". Die Ideen des Interventionismus, Kollektivismus, Sozialismus, Marxismus, Kulturmarxismus, Faschismus und Nationalsozialismus laufen letztlich alle auf einen Antikapitalismus und damit auf Unfreiheit hinaus, sie sind wohlstandszerstörend.

Die antikapitalistischen Ideen gilt es zu bekämpfen, sie zu widerlegen und als falsch zurückzuweisen. Ich hoffe, dieser Aufsatz konnte dazu einen Beitrag leisten.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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