Die Weltwirtschaft versinkt in einem Meer von Schulden
18.01.2021 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Wenn die Schulden immer weiter steigen, wird die unbegrenzte Geldmengenvermehrung die Folge sein. Physisches Gold und Silber sind eine Möglichkeit, sich gegen den Geldwertschwund zu versichern.
Schuldenpyramide wächst
Die weltweiten Schulden haben nach Einschätzung des Institute of International Finance (IIF) im dritten Quartal 2020 die Marke von 272 Billionen US-Dollar überstiegen - ein Anstieg um 15 Billionen US-Dollar gegenüber dem Vorjahr; für das Gesamtjahr 2020 wird mit einem Anschwellen der Schulden auf 277 Billionen US-Dollar gerechnet. Die globale Verschuldung beliefe sich dann auf etwa 365 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, dass die Weltwirtschaft in einem Meer von Schulden versinkt. Was treibt diese Entwicklung an?
Alle Volkswirtschaften der Welt haben sich auf ein ungedecktes Geldsystem (auch: Fiat-Geldsystem) eingelassen. Staatliche Zentralbanken in enger Kooperation mit Geschäftsbanken weiten die Geldmenge per Kreditvergabe aus; es handelt sich hierbei sprichwörtlich um Geldschaffen aus dem Nichts. Eine Folge des ungedeckten Geldes ist, dass die Verschuldung schneller anwächst, als die Wirtschaftsleistung zunimmt. Der Weg in immer mehr Schulden, in die Überschuldung, ist damit quasi vorgezeichnet.
Eine weitere Folge des ungedeckten Geldes sind Finanz- und Wirtschaftskrisen. Sie werden regelmäßig "bekämpft", und zwar indem die Zentralbanken dafür sorgen, dass noch mehr Kredit und Geld in Umlauf gebracht wird - indem sie zum Beispiel die Zinsen drastisch absenken und Schuldpapiere im Markt aufkaufen. Die Phasen, in denen Produktion und Beschäftigung einbrechen, beschleunigen daher den Weg in die Überschuldung. Das lässt sich im Zuge der politisch diktierten Lockdown-Krise gut beobachten.
Als Reaktion auf die Verbreitung des Coronavirus haben viele Regierungen die Volkswirtschaften stark abgebremst, zeitweise sogar fast zum Stillstand gebracht. Das hätte dem ungedeckten Geldsystem den Todesstoß versetzen können. Die Schuldenpyramide wäre angesichts schwindender Wirtschaftsleistung zusammengebrochen, hätten die Zentralbanken nicht drohende Zahlungsausfälle auf breiter Front abgewehrt.
Die durch die politisch diktierte Lockdown-Krise verursachten Einkommens- und Umsatzverluste werden nun durch neue Staatsschulden beziehungsweise neu geschaffenes Geld bezahlt. Zudem sehen sich viele Unternehmen gezwungen, ihre Verschuldung zu erhöhen, um ihre Liquidität und Betriebstätigkeit durch die Krisenphase hindurch zu erhalten. Neben steigender Kreditaufnahme trägt vor allem auch die gesunkene Wirtschaftsleistung zu einer steigenden Verschuldungsquote der Volkswirtschaften bei.
Konjunktur erholt sich
Weltweit zeigen die Wirtschaftsdaten eine konjunkturelle Erholung, die ab etwa Mai des letzten Jahres eingesetzt hat. Die Gefahr ist nun allerdings, dass Regierungen als Reaktion auf die Coronavirus-Verbreitung an der Lockdown-Strategie festhalten und so die Aufschwungtendenzen abbremsen oder gar wieder zu Fall bringen. Die vielfach geäußerte Erwartung, das Jahr 2021 werde einen fulminanten Aufschwung bringen, ist daher mit Vorsicht zu werten; das Enttäuschungspotential ist erheblich. In jedem Fall wird es sich um einen künstlichen Aufschwung handeln, getragen von neuen Staatsschulden und neu geschaffenem Geld. Er wird neuerliche Fehlentwicklungen (wie Überkonsum und Investitionsflops) bringen.
Indem sie die Zinsen auf beziehungsweise unter die Nulllinie drücken, verbilligen die Zentralbanken nicht nur die Kredite. Sie sorgen auch für Markt- und Preisverzerrungen. Beispielsweise blähen sich die Preise für Vermögen (Aktien, Häuser Grundstücke etc.) auf und ermuntern zu auf Pump finanzierten Konsum- und Investitionsausgaben, die bei ungestörten Zinsverhältnissen so nicht stattfinden würden. Auf diese Weise wird ein "Scheinboom" in Gang gesetzt, dessen Fortführung an der Beibehaltung der gedrückten Zinsen hängt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zentralbanken - auch wenn die Konjunkturen sich im laufenden Jahr erholen sollten - die Zinsen extrem niedrig halten und zudem jede Störung in den Kreditmärkten vehement bekämpfen werden. Das wiederum erfordert es, immer mehr Geld bereitzustellen. Ein Ausstieg aus dieser problematischen Dynamik ist nicht absehbar. Das Problem: Die Volkswirtschaften gewöhnen sich an extrem niedrige Zinsen und eine anschwellende Geldmenge, so dass ein Ausstieg aus dieser Politik immer schwieriger wird.
"Von jetzt an werde ich nur so viel ausgeben, wie ich einnehme, selbst wenn ich mir dafür Geld borgen muß." - Mark Twain
Schuldenpyramide wächst
Die weltweiten Schulden haben nach Einschätzung des Institute of International Finance (IIF) im dritten Quartal 2020 die Marke von 272 Billionen US-Dollar überstiegen - ein Anstieg um 15 Billionen US-Dollar gegenüber dem Vorjahr; für das Gesamtjahr 2020 wird mit einem Anschwellen der Schulden auf 277 Billionen US-Dollar gerechnet. Die globale Verschuldung beliefe sich dann auf etwa 365 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, dass die Weltwirtschaft in einem Meer von Schulden versinkt. Was treibt diese Entwicklung an?
Alle Volkswirtschaften der Welt haben sich auf ein ungedecktes Geldsystem (auch: Fiat-Geldsystem) eingelassen. Staatliche Zentralbanken in enger Kooperation mit Geschäftsbanken weiten die Geldmenge per Kreditvergabe aus; es handelt sich hierbei sprichwörtlich um Geldschaffen aus dem Nichts. Eine Folge des ungedeckten Geldes ist, dass die Verschuldung schneller anwächst, als die Wirtschaftsleistung zunimmt. Der Weg in immer mehr Schulden, in die Überschuldung, ist damit quasi vorgezeichnet.
Eine weitere Folge des ungedeckten Geldes sind Finanz- und Wirtschaftskrisen. Sie werden regelmäßig "bekämpft", und zwar indem die Zentralbanken dafür sorgen, dass noch mehr Kredit und Geld in Umlauf gebracht wird - indem sie zum Beispiel die Zinsen drastisch absenken und Schuldpapiere im Markt aufkaufen. Die Phasen, in denen Produktion und Beschäftigung einbrechen, beschleunigen daher den Weg in die Überschuldung. Das lässt sich im Zuge der politisch diktierten Lockdown-Krise gut beobachten.
Quelle: IIF; Graphik Degussa.
Als Reaktion auf die Verbreitung des Coronavirus haben viele Regierungen die Volkswirtschaften stark abgebremst, zeitweise sogar fast zum Stillstand gebracht. Das hätte dem ungedeckten Geldsystem den Todesstoß versetzen können. Die Schuldenpyramide wäre angesichts schwindender Wirtschaftsleistung zusammengebrochen, hätten die Zentralbanken nicht drohende Zahlungsausfälle auf breiter Front abgewehrt.
Die durch die politisch diktierte Lockdown-Krise verursachten Einkommens- und Umsatzverluste werden nun durch neue Staatsschulden beziehungsweise neu geschaffenes Geld bezahlt. Zudem sehen sich viele Unternehmen gezwungen, ihre Verschuldung zu erhöhen, um ihre Liquidität und Betriebstätigkeit durch die Krisenphase hindurch zu erhalten. Neben steigender Kreditaufnahme trägt vor allem auch die gesunkene Wirtschaftsleistung zu einer steigenden Verschuldungsquote der Volkswirtschaften bei.
Konjunktur erholt sich
Weltweit zeigen die Wirtschaftsdaten eine konjunkturelle Erholung, die ab etwa Mai des letzten Jahres eingesetzt hat. Die Gefahr ist nun allerdings, dass Regierungen als Reaktion auf die Coronavirus-Verbreitung an der Lockdown-Strategie festhalten und so die Aufschwungtendenzen abbremsen oder gar wieder zu Fall bringen. Die vielfach geäußerte Erwartung, das Jahr 2021 werde einen fulminanten Aufschwung bringen, ist daher mit Vorsicht zu werten; das Enttäuschungspotential ist erheblich. In jedem Fall wird es sich um einen künstlichen Aufschwung handeln, getragen von neuen Staatsschulden und neu geschaffenem Geld. Er wird neuerliche Fehlentwicklungen (wie Überkonsum und Investitionsflops) bringen.
Quelle: IMF, 2020 und 2021 eigene Einschätzungen.
Indem sie die Zinsen auf beziehungsweise unter die Nulllinie drücken, verbilligen die Zentralbanken nicht nur die Kredite. Sie sorgen auch für Markt- und Preisverzerrungen. Beispielsweise blähen sich die Preise für Vermögen (Aktien, Häuser Grundstücke etc.) auf und ermuntern zu auf Pump finanzierten Konsum- und Investitionsausgaben, die bei ungestörten Zinsverhältnissen so nicht stattfinden würden. Auf diese Weise wird ein "Scheinboom" in Gang gesetzt, dessen Fortführung an der Beibehaltung der gedrückten Zinsen hängt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zentralbanken - auch wenn die Konjunkturen sich im laufenden Jahr erholen sollten - die Zinsen extrem niedrig halten und zudem jede Störung in den Kreditmärkten vehement bekämpfen werden. Das wiederum erfordert es, immer mehr Geld bereitzustellen. Ein Ausstieg aus dieser problematischen Dynamik ist nicht absehbar. Das Problem: Die Volkswirtschaften gewöhnen sich an extrem niedrige Zinsen und eine anschwellende Geldmenge, so dass ein Ausstieg aus dieser Politik immer schwieriger wird.