Gold: Hufescharren vor dem Kurssprung
06.12.2021 | Matt Piepenburg
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Dass sich in derart extremer und beispielloser Form Vermögen über aufgeblähte Aktienmärkte schaffen und transferieren ließ, aber auch ungleich verteilte, erklärt, warum politische Entscheidungsträger es zuließen, dass das US-Arbeitsstatistikamt (BLS) sich selbst und die Öffentlichkeit davon überzeugte, dass bei Inflationsstatistiken 2+2 = 1 sein kann.Fantasieprodukt leidet unter Vertrauensschwund
Seit ein paar Monaten können die Fed und die statistischen Zahlenverdreher aus der US-Hauptstadt die inflationären Fakten, die sich jetzt in einem annualisierten Verbraucherpreisindex von 5,4% niederschlagen, nicht mehr gänzlich ignorieren oder schönrechnen (darunter auch ein 30%iger Anstieg bei den Wohnungsmieten).
Dann stellten Biden, Powell und andere wahrheitsbehinderte Politiker in der Öffentlichkeit klar, dass diese Inflation nur "vorübergehend" sei, während ihre Kollegen von der US-Sozialversicherungsanstalt für 2022 schon eine Steigerung der Lebenshaltungskosten von 6% einplanen - auf Grundlage einer sich verschärfenden und eben nicht temporären Inflationslage.
Kurz: Den staatlichen Statistiken aus Washington und den Aussagen (oder Hoffnungen) der Wall Street zum Trotz, können die Normalverbraucher schon jetzt spüren, was die Experten nicht zugeben wollen - nämlich: Die Inflation ist da.
Aber was heißt das jetzt für die Wirtschaft und die Märkte im Allgemeinen und für einen potentiellen Kurssprung beim Gold im Besonderen?
Inflation & die Ökonomie
Wenn die Fed von Atlanta ihre BIP-Prognose für das 3. Quartal von 6% Wachstum auf nur noch 0,5% Wachstum korrigiert, dann darf man den Eindruck bekommen, dass hier etwas drastisch schrumpft. Kombiniert man gegen null gehendes Wirtschaftswachstum mit steigender Inflation, dann werden wir unterm Strich bei Stagflation landen - aber nicht, wie erhofft, zurückkehren zu einer "Vor-COVID-Normalität" - also einer Wahnvorstellung, die von Normalität ohnehin weit entfernt gewesen war…
Unterdessen sorgt haushaltspolitische Extravaganz (ein anderes Wort für "Stimulus") dafür, dass sich die inflationäre Windgeschwindigkeit noch weiter erhöht. Inzwischen wird darüber geredet, illegalen Zuwanderern pro Familie 450.000 $ bis 1 Mio. $ zu zahlen infolge der Demütigungen, die beim Grenzübertritt erlebt wurden.
An dieser Stelle sollte zum Vergleich nur erwähnt werden, dass die Familien von Soldaten, die für unser Land starben, nur 100.000 $ bekommen…
Ganz gleich, ob die in Washington eingebrachten Gesetze über Budgetanpassungen und Infrastrukturmaßnahmen letztlich 1,5 Bill. $ oder 3 Bill. $ kosten werden, zusammen mit den astronomischen Staatsausgaben, die schon in den Monaten März und Dezember beschlossen wurden, wird diese Extravaganz unterm Strich unstrittig Folgen haben. Und zwar: mehr Inflation aufgrund von Fiskalpolitik. Punkt. Und Ende.
Wenn die Verbraucherpreise steigen, geben die Verbraucher weniger aus. Wenn wir dann noch die Versorgungsstörungen draufsatteln, wird die Inflation einfach nur steigen, und nicht sinken. Unterdessen kann die Fed kaum etwas tun, außer mehr Geld zu drucken (auch inflationär), obgleich sie für jeden neuen und abgewerteten Dollar, den sie schöpft, stetig sinkendes Wachstum bekommt (das ist stagflationär).
Und da wir gerade von Geldschöpfung sprechen…
Was kann die Fed zur Inflationsbekämpfung tun? Jetzt kommt das "nicht-tapernde Tapern"
Man geht davon aus, sogar Powell hatte das Anfang November direkt so signalisiert, dass die Federal Reserve ein schrittweises "Zurückfahren" (geldpolitische Straffungen bzw. "Tapering") ihrer Geldschöpfung, die aktuell bei 120 Mrd. $ pro Monat liegt, ankündigen wird.
Wie ich schon mehrfach schon geschrieben hatte, wird dieses "Tapering" schon deshalb nicht stattfinden, weil die Fed sich steigende Anleiherenditen (und folglich Zinssätze) gar nicht leisten kann. Doch genau dazu würde es kommen, wenn die Fed ihre Stützungsmaßnahmen für die ansonsten ungewollten US-Staatsanleihen zurückfährt.
Wie wir kürzlich erst in Australien sehen konnten, sorgt jede Form von "Tapering" gleich für einbrechende Anleihekurse und steil steigende Renditen/ Zinsen…. Doch wie üblich meint Powell, kein Problem, die Fed werde ihren Leitzins weiter tief halten und gleichzeitig ihre Unterstützung für langlaufende US-Staatsanleihen leicht zurückfahren. Hach, wie schön.
Doch bequemerweise vergisst Powell zu erwähnen, dass er zwar die Fed Funds Rate kontrollieren kann aber nicht (bislang zumindest) in der Lage ist, die Renditen für langlaufende Anleihen festzusetzen. Und diese steigen, sobald die Geldschöpfung sinkt. Steigende Anleiherenditen, wir erinnern uns, bedeuten auch steigende Zinssätze; und mit aktuell 28,5 Billionen auf dem Kneipendeckel (den schuldentrunkenden S&P-Unternehmen geht es ganz ähnlich) kann sich Uncle Sam steigende Zinsen nicht mehr leisten.
Doch wie ich auch in früheren Artikeln mit Blick auf "Tapern oder nicht Tapern" zu verstehen gab, hat die Fed noch einen weiteren Trick auf Lager, um die Kreditmärkte in Gang zu halten. Mittels ihrer ständigen Repo-Faszilität. Somit sind die Halbankündigungen Powells zumindest halbkorrekt: Er wird geldpolitisch straffen aber gleichzeitig die Zinssätze so tief wie möglich halten.