Gold: Hufescharren vor dem Kurssprung
06.12.2021 | Matt Piepenburg
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Dieser Mix aus Zinsdrückung und heimlicher Extraliquidität (folglich auch Extrainflation) hat - allen optischen "Tapering"-Maßnahmen zum Trotz - am Ende recht positive Effekte für unser goldenes Pferd, das weiterhin auf den Befreiungssprung aus der aktuellen Handelsspanne wartet."Tapering" & Aktien
Tapering-Schlagzeilen haben weniger sanfte Auswirkungen auf die meisten Aktien, deren heftige Überbewertung seit Jahren keine Rolle zu spielen scheint. Doch letzteres wird sich im Rahmen von Tapering-Maßnahmen ändern…
Wir denken nicht, dass die angekündigten geldpolitischen Straffungsmaßnahmen (als auch das anschließende „Taper-Tantrum“) komplett in die wahnsinnig überbewertete Aktienmarktblase eingepreist wurden. Während die Inflation, wegen extremer Staatsausgaben und einem "Zurückfahren" der Geldschöpfung im Zeitlupentempo, weiter anhalten wird, werden die KGV der meisten krass überbewerteten Aktien (also die mit den höchsten Kursgewinnspannen) wohl eher sinken als weiter steigen.
Seit 2010 fand (mit Ausnahme des "COVID-Crashs") jeder! Marktsturz (in diesem ansonsten zentralbankengesteuerten, und somit vollkommen künstlichen, Markt) dann statt, wenn die Federal Reserve I) ihre Geldschöpfungsrate zurückfuhr oder II) sich an Zinserhöhungen versuchte. Bei jedem Sturz. Jedes Mal.
“Tapering” & Edelmetalle
Doch was ist mit Gold, und natürlich auch Silber? Warum sind sie - gegenüber einer abrutschenden Wirtschaft und einem prekär aufgeblähten Markt - so ohnegleichen und perfekt für den Vorreitergalopp bestimmt?
Viele, darunter auch die Krypto-Masse, genießen gerade die jüngsten BTC-Kursbewegungen und runzeln missbilligend die Stirn mit Blick auf das barbarische Relikt Gold, das dieses Jahr nur gähnte, als Kryptoformate wie BTC Kursprünge machten (auf über 66.000), doch dann auch innerhalb von 10 Tagen wieder abstürzten (auf 58.000) - also Kursschwankungen aufwiesen, die dem Begriff Höhenangst eine ganz neue Bedeutung geben.
Ironischerweise sind solche Krypto-Kursschwankungen (in Abgrenzung zum Begriff "Konsolidierungsphase") genau der Grund, warum ein Vergleich zwischen Kryptoformaten und Gold unter dem Gesichtspunkt der Wertspeicherung einfach nur … nun ja … albern ist. Gold springt weder auf den Mond noch sackt es in Keller - vor allem nicht mit einer solchen Geschwindigkeit, die einem den Magen umdreht. Eben weil es eine reale Anlage ist und kein spekulativer Pingpongball.
Allen, die mit der derzeitigen Pause im Edelmetallkursgeschehen hadern, sei wieder in Erinnerung gerufen, dass Gold im Jahr 2020 um 25% gestiegen war (und Silber um 40%). Zudem sind wir mehr als zuversichtlich (siehe unten), dass eine ähnliche und auch stetige Nordbewegung so unvermeidlich ist wie das Aufgehen der Sonne im Osten (oder das Herauspreschen eines Pferdes aus offenen Toren).
Aktuell galoppieren die Edelmetalle nicht in Richtung Norden, und zwar aus dem einfachen Grund, dass 2/3 der Investoren, laut einer Umfrage der Bank of America, weiterhin denken (hoffen), dass die oben beschriebene Inflation vorübergehend ist. Leider hat Hoffnung nichts mit weiser Anlageplanung zu tun.
Steigende Zinsen, Steigendes Gold
Mit Blick auf anstehende "geldpolitische Straffungen" sind zudem viele der Meinung, dass steigende Zinssätze (Zinserträge) den Dollar stärken werden und folglich Gold schwächen. Auch das ist wieder ein Missverständnis - von Geschichte, Mathematik aber auch Gold. Tatsächlich kann Gold selbst in einem steigenden Zinsumfeld drastisch steigen, solange die Inflation schneller ist als die Zinsentwicklung, was auch, wie wir schon häufig erklärt hatten, der gewollte zukünftige Trend ist.
Trotz aller gegenteiligen Aussagen ist die harte Wirklichkeit ganz einfach: Die Lenker schuldengetränkter Staaten brauchen den negativen Realzins, um beispiellose Verschuldungsstände mittels Inflation abzutragen. Einfach formuliert: Bankrotte Nationen bemühen sich darum, dass die Inflation stärker steigt als die Zinsen.
Das heißt also: Allen Zinssteigerungsängsten und -realitäten zum Trotz bleiben wir dabei, dass Gold seine Talsohle hier auslotet und nichts anderes mehr tun kann, als deutlich zu steigen. Will heißen: Wenn Märkte steigende Zinsen fürchten (wie im Dezember 2015, als die Fed zu ersten Mal seit 7 Jahren Zinssatzerhöhungen anstrebte), gab es beim Gold die Bodenbildung mit anschließendem Durchstart.
Auch in den 1970ern stieg Gold im steigenden Zinsumfeld, weil die Inflation stärker anzog als die Zinssatzerhöhungen. Jahre später, als der US-Leitzins von 1% auf 5,25% ansprang, verdoppelte sich Gold bei steigenden Zinsen.
Die perfekten Rahmenbedingungen für einen Goldkurssprung
Das sind natürlich genau die Rahmenbedingungen, die wir heute schon vorfinden und auf die wir zukünftig sogar noch vehementer zustreben werden: Inflation, die deutlich schneller steigt als die steigenden Zinssätze.
Sobald die Märkte diese inflationäre Realpolitik akzeptieren (anstatt sie hoffnungsvoll zu verdrängen), wird Gold sprunghaft steigen und dabei problemlos seine 1980er-Goldtrends übertreffen. Das wird Gold in Kürze weit über die 2.500 $-Marke schicken, gerade mit Blick auf die inflationsbereinigten Spitzenstände von damals. Und all das mit viel Spurenbreite, um noch schneller und weiter vorzupreschen.
Kurzum: Wer das goldene Pferd reitet, wird bald große Geschwindigkeit, Reichweite und Kraft erleben. Satteln Sie auf.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 29. Oktober 2021 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.