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Da kommen Emotionen auf: Bipolarer Dollar vs. Vernünftiges Edelmetall

07.02.2022  |  Matt Piepenburg
Der bipolare US-Dollar zeigt, wie jüngst viele andere Marktkräfte auch, eigenartiges Verhalten.

In jüngst erschienenen Interviews und Berichten über das vor uns liegende Jahr hob ich insbesondere die Bewegungen des bipolaren US-Dollars als eines der ausschlaggebendsten Marktsignale hervor, die man auf dem Schirm haben sollte. So wurden beispielsweise Argumente für ein relatives Erstarken des USD hervorgebracht - und zwar (teilweise) auf Grundlage der nimmersatten Euro-Dollar- und US-Repomärkte.

Dahingehend zeigt sich, dass die Zahl der Hedgefonds-Wetten auf steigende USD-Kurse seit Juni 2019 nicht mehr so hoch gewesen ist wie jetzt.

Wie man aber unten sieht, kann man die Stabilität des durch die Fed verzerrten US-Dollars viel eher mit einem dreibeinigen Stuhl an Deck der Titanic vergleichen. Kurz: Bevor er sinkt, kann und wird der USD in viele emotionale Richtungen schwabbeln.

In der Tat legen die jüngsten Fakten zum bipolaren Greenback nah, dass seine bislang wachsende Stärke möglicherweise am Ende ist, trotz 1.) einer zunehmend strengen Fed, 2.) steigenden Zinssätzen und 3.) einem ansonsten Dollar-positiven Konsens.

Also: Wohin geht es für den USD? Nach oben oder unten? Die Antwort lautet "ja". Schauen wir uns das genauer an.


So klingt es, wenn Tauben weinen


Fangen wir, wie so oft, mit einer Übersetzung des immer wieder unterhaltsamen Fed-Sprechs an - und ein bisschen Musikgeschichte. Prince, die in Minneapolis geborene Musikikone der 1980er, sang in einem berühmten Song darüber, wie es klingt, wenn Tauben weinen.

Wer aber hören möchte, wie das im Jahr 2022 klingt, der braucht nicht mehr in der Musiksammlung stöbern. Es reicht, im eben erwähnten Minneapolis vorbeizuschauen und nach dem dortigen Präsident der Federal Reserve Bank zu fragen - nach Neel Kashkari.

Seit Jahren zählt Kashkari zu den Moderatesten in der Fraktion der Fed-"Tauben". Für ihn hätten die Zinssätze bis weit ins Jahr 2024 bei oder nahe null Prozent liegen sollen; eine Haltung, die den "überdruckten", kostenfreien USD eher nicht beflügelt.


Kehrtwende

Als die "vorübergehende Inflation" - das 2021er Meme der Fed/ Kashkari (sprich: Lüge, um Zeit zu schinden) - letztlich der 2022er Wirklichkeit weichen musste, wo nun von "beständiger Inflation" gesprochen wurde, sah sich auch Kashkari gezwungen, das zu tun, was die überwiegende Mehrheit der doppelsprechenden, mathebehinderten, geschichtsblinden und wahrheitsallergischen Fed-Vertreter am besten kann: Kehrtwende machen.

Jüngst gurrte Kashkari von Zinserhöhungen (mindestens 2 für 2022) und der Reduzierung der Fed-Bilanzsumme (d.h. US-Staatsanleihen abstoßen). Selbst Joe Biden bittet die Fed jetzt um strengeres Verhalten im "Kampf" gegen jene Inflation, die die Fed ja eigentlich braucht, um Uncle Sams Schuldenstandsquote zu senken.

Selbstverständlich sorgen solche Maßnahmen insgesamt für steigende Zinssätze (30 Basispunkte in 4 Tagen für 10-jährige US-Staatsanleihen Anfang Januar), was in der Theorie (siehe unten) einerseits für steigende USD-Kurse und andererseits für Verluste bei Gold und BTC sorgen müsste.


Wie der Schein trügt

Die Marktsignale erinnern uns stets daran: Nichts ist, wie es scheint. Kurzsichtige Investoren und reflexartig handelnde Märkte vergessen z.B. Folgendes: Die nominalen Zinssätze mögen zwar steigen, aber eben nicht so schnell wie die währungsentwertende Inflation und der negative Realzins. Und das bedeutet (auf längere Sicht), dass Gold - ungeachtet der relativen Stärke des USD - inhärent stärker wird, und nicht schwächer.

Natürlich werden die Hedgefonds mit ihren Dollarwetten aber auch die Gold-Trader, anders als die Gold-Investoren, immer kurzfristig auf Grundlage von Schlagzeilen verkaufen (oder kaufen), und nicht auf Grundlage langfristiger Fundamentaldaten. Das ist überhaupt nichts Neues. Letzten Endes war die relative Stärke des USD zu Jahresende ein ablenkender Nebelschleier verglichen mit dem leuchtturmhaft strahlenden Verfall seiner inhärenten Kaufkraft - der eigentliche und reale Indikator in der Schall-und-Rauch-Welt der Zentralbanken.

Auch hier wieder: Dieser Chart des USD im Verhältnis zu einem Milligramm Gold kann gar nicht oft genug gezeigt werden…

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Wer jetzt denkt, der USD könne nur steigen, weil doch auch seine relative Stärke zunimmt, der möge vielleicht noch mal nachdenken.


Uh-Oh: Der Bipolare Dollar steigt ja gar nicht mit den Zinssätzen (!)

Ein weiteres Signal, das von Experten und Daytradern mehrheitlich ignoriert wird, ist das jüngste Auseinandertriften von USD und Zinsmärkten. Das mag vielleicht langweilig klingen, doch bleiben Sie dran! Es ist wirklich ziemlich einfach, aber auch sehr wichtig.

Man kann Folgendes feststellen: Wenn die Anleiheerträge (und folglich die Zinsen) vor dem Hintergrund geldpolitischer Straffungen (oder auch nur in Reaktion auf Tapering-Gerede) steigen, so steigt traditionell auch der USD.


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