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Von Stürzenden Märkten & Steigendem Gold

08.03.2022  |  Matt Piepenburg
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Wenn die QE-Unterstützung für den Anleihemarkt zurückgefahren wird und in der Folge Anleiheerträge und Zinssätze deutlich steigen (was schon Fall ist und in Zukunft weiter sein wird), was geschieht dann mit diesem einst akkommodierten Anleihemarkt und was wird aus dem schuldentriefenden Aktienmarkt?

Nun, man kann es unumwunden sagen: Sie werden auf Grund gehen.


Haiflossen aus den Tiefen des Anleihemarktes gesichtet

Sollte sich das noch theoretisch, aber nicht unausweichlich, anhören, dann schauen Sie sich einfach an, was vor lauter Bäumen gerade übersehen wird - nämlich einbrechende globale Anleihemärkte und somit auch steigende globale Zinsniveaus.

In der Zeit vor den jüngsten "taffen Ansagen" großer Akteure war der globale Anleihemarkt viele Jahre lang in den Genuss einer Zentralbankenpolitik gekommen, die in ihrer Kauffreude selbst schrottige Staats- und Unternehmensanleihen erwarb, so dass die Anleiheerträge (welche sich invers zum Anleihekurs bewegen) zum ersten Mal in der Geschichte global auf negative Stände fielen (negativ verzinste Anleihen in einem globalen Gesamtvolumen von sage und schreibe ca. 19 Bill. $!).

Doch allein in den letzten Wochen haben die zunehmenden "taffen Ansagen" großer Akteure dazu geführt, dass der zuvor so schön "akkommodierte" Anleihemarkt derart aufgeschreckt wurde, dass die Anleihekurse in den Keller gehen und die Zinssätze nun auferstehen wie Lazarus. In der Folge hat sich das Volumen der negativ verzinsten Schulden innerhalb einer einzigen Woche (!) praktisch halbiert, wie folgender Bloomberg-Chart bestätigt:

Jeder, der sich eingehend mit den historisch beispiellosen Dimensionen der schuldentriefenden und schuldengetriebenen Risikoanlagemärkte beschäftigt, weiß aber: Steigende Anleiheerträge sind für Anlagewertblasen genau das, was heranziehende Haiflossen für den Surfer sind: schlechte Nachrichten.

Da die gemeinsame Bilanzsumme der G4-Zentralbanken bei mehr als 30 Bill. $ liegt, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie man für die steigenden Kosten der eigenen Staatsverschuldung aufzukommen gedenkt, sobald die Geldpolitik streng wird, die Spekulativgelddrucker "auf Sparmodus" geschaltet sind und die Zinssätze (folglich auch die Schuldenkosten) in die Höhe getrieben werden?

Wir denken: All jene, denen heute vor Strenge und Disziplinierungswillen die Brust schwillt, werden sich morgen in die Ecken verkriechen.


Gold macht aufschlussreiche Bewegungen

Im Kontext zunehmender Verzerrungen, ignorierter Warnungen, zu spärlichem und zu spätem Klartext sowie längst überfälligen geldpolitischen Kürzungen kommt es, wie klar ersichtlich ist, auch zu Veränderungen. Traditionell gelten steigende Anleiheerträge und Zinssätze normalerweise als gut für den US-Dollar – und als weniger gut für Gold und praktisch alle anderen Anlageklassen. Nach derart langjährigen Zentralbankeninterventionen, Akkommodierungen, Experimenten und Verzerrungen ist aber auch klar, dass im Grunde nichts mehr normal oder traditionell ist.

Eine der vielen Eigenschaften von Gold ist seine historische Ehrlichkeit, und wenn Gold steigt - so sehen wir es -, dann legt es offen, dass die jüngsten taffen Ansagen von oben im Grunde nur Sch__ß sind. So waren z.B. die Märkte davon ausgegangen, dass Gold, angesichts der jüngsten, unvorstellbaren Anleiherenditeerhöhungen, hunderte Dollars fallen werde.

Doch stattdessen stieg der Goldpreis. Denn Gold weiß, was Lagarde und Powell lieber gar nicht erst zugeben wollen - nämlich: Die Systeme brechen auseinander. Gold weiß, dass der taffe Klartext von oben die enorm gewachsene Verschuldung komplett ausklammert, aus der sich aber, und zwar Tag für Tag, ein desaströser Aufstieg der Anleiherenditen (und Haiflossen) ergibt. Gold weiß auch, dass das heute so angesagte Tapering nicht von Dauer sein wird, und dass den versprochenen Bilanzkürzungen später wieder Bilanzausweitungen folgen werden (d.h. mehr Geldschöpfung).

Nehmen wir die Bank of Japan als Beispiel. Sie hat quasi bis zum Anschlag quantitativ gelockert, um die Renditen der 10-jährigen Anleihen mittels unbegrenzter Ankäufe japanischer Staatsanleihen am Boden zu halten. Warum? Weil man weiß, was die Federal Reserve uns nicht sagen wird: Bankrotte Nationen können sich steigende Zinsen nicht leisten.

Gold sieht, anders formuliert, das zuvor erwähnte Auseinanderdriften von US-Anleihebegebung einerseits und Anleihenachfrage andererseits, woraus sich unvermeidlich noch mehr US-Geldschöpfung und US-Ertragskurvenkontrolle ergeben wird, weil der Fed die Optionen fehlen und sie nur noch "japanischer werden" kann. Langfristig steigt Gold, auch wenn es zwischenzeitlich kurz fallen und /oder fluktuieren kann.

Doch während Währungen und Finanzsysteme (von diskreditierten Banken hin zu grotesk riskanten Derivatemärkten) im Todessog der Anleihemärkte an Vertrauen verlieren, wird die Rolle und der Wert des Goldes in Gramm und Unzen bemessen werden - und nicht in nutzlosen Dollars oder Euros.

Große Störungen bringen auch extreme Preisbewegungen. Doch die Informierten, Geduldigen und Gefassten besorgen sich eine Versicherung lieber vor dem Ausbruch des Feuers, und nicht erst danach. In diesem Kontext konnten wir in letzter Zeit die Aktivität einiger interessanter und sehr großer Goldkäufer beobachten. Und es stellt sich die Frage, wer er/sie/es ist und was er/sie/es weiß und kommen sieht…? Als Hinweis: Wir denken, dass es ein staatlicher Käufer ist…

Während Währungen sich aufblähen und im Gegenzug abwerten, während Blasen wachsen und wiederum platzen, während Experten quaken und wieder von der Bildfläche verschwinden, während Verschuldung wächst und im Gegenzug zerstört, ist Gold stets der geduldige, reale Vermögenswert, der - anders als alles andere - das letzte Wort haben wird im zunehmend diskreditierten Wortgeklingel, das uns heute von oben erreicht.

Wer genauso viel über Geschichte und Mathematik weiß wie über Währungen und Schuldenblasen, dem bereiten Goldtageskurse kein Kopfzerbrechen, weil die Strategie klar und immer gleich bleibt: Gold ist die ultimative Absicherung gegen Währungen und Systeme, die schon jetzt zu Schutt und Asche verbrennen.


© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM



Dieser Artikel wurde am 18. Februar 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


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