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Schlagworte im Ukrainekrieg: Harte Ansagen + Realmathematik = Schlechte Optionen

18.03.2022  |  Matt Piepenburg
Vor dem tragischen Hintergrund des Ukrainekriegs behalten wir die harten aber ignorierten mathematischen Fakten gescheiterter Finanzsysteme im Blick. Sie beschränken (und schwächen folglich) andere, eigentlich stärkere politische Optionen und machen aus dem traurigen Weg, der vor uns liegt, eine Direktverbindung zum Gold.

Den taffen Schlagzeilen, dem Sanktionsgeschrei und der moralischen Großspurigkeit zum Trotz entdecken wir gerade, dass die politischen Handlungsoptionen des Westens (die Absage an die Schweizer Neutralität inbegriffen) gar nicht so stark sind, wie es scheint.


Die Summe aller Übel

Krieg ist die Summe aller Übel; es gibt kaum größere Tragödien als der Klirren der Schwerter. Carl von Clausewitz beschrieb den Krieg im 19. Jh. einmal als "die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln". Aus meiner Sicht ist Krieg nur das Scheitern adäquater Politik.

Während der Westen mit dem moralischen Zeigefinger auf Putin zeigt, ergreifen wir keine Partei und fragen uns einfach, wo eben dieser Zeigefinger (Schlagzeilen oder Sanktionen) war, als die USA jahrelang ein Land nach dem anderen überfielen. Erinnern Sie sich noch an besagte weapons of mass destruction (Massenvernichtungswaffen) des Irak? Oder hat Uncle Sam da was falsch verstanden? Ich mein’ ja nur…

Kurz: Wer im Glashaus sitzt, sollte vielleicht endlich aufhören, Steine zu werfen…

Kaputte, schuldenbasierte Wirtschaftssysteme schwächen eine Nation und verringern ihre politischen Handlungsoptionen gerade dann, wenn stärkere Optionen dringendst notwendig wären - wie beispielsweise in Kriegszeiten. Im Nuklearzeitalter des 21. Jh. wäre militärischer Realismus á la Clausewitz nicht nur Wegbereiter einer „gegenseitig garantierten Zerstörung“ (mutually assured destruction, MAD), sondern einfach Ausdruck von Wahnsinn.

Angenommen, dass sich alle großen Mächte (von Moskau bis Washington) in diesem Punkt einig sind, so wird der vor uns liegende Krieg im selben Maße finanziell wie militärisch geführt werden. Leider ist der Westen finanziell gar nicht so stark, wie seine Schlagzeilen es uns weismachen wollen.


Achtung - mehr Geldschöpfung im Anmarsch

Man darf erstens von einer ununterbrochen laxen US-Notenbankpolitik ausgehen.

In den letzten Monaten hatten wir deutlich auf Folgendes hingewiesen: Jede Form vorausschauender geldpolitischer Straffungen seitens der US-Notenbank würde - falls sie wirklich kämen - unausweichlich wieder gestoppt und kurzerhand rückgängig gemacht werden (von streng zurück auf lax), sobald die Risikoanlagemärkte im Umfeld steil steigender Zinssätze abstürzten. Dann kam der Krieg in der Ukraine.

Wir glauben, jede Eskalation dieses Kriegs würde die vorherigen Optionen und Möglichkeiten der Federal Reserve bezüglich geldpolitischer Straffungen im Umfeld wachsender Konflikte drastisch einschränken.

Wie man den Einlassungen vom Anleiheparkett (M. El-Erian) bis hin zu den jüngsten Tweets von Fed-Mitgliedern entnehmen kann, gilt es inzwischen als Konsens, dass eine Erhöhung des Fed-Leitzinses für 2022, selbst um 50 Basispunkte, als immer unwahrscheinlicher gilt. Kriege, ob mit Panzern oder Sanktionen ausgetragen, kosten Geld. Und Länder, die schon über beide Ohren rekordbrechend verschuldet sind, können sich steigende Zinsen nicht leisten. Zudem erinnert uns der Blick in die Geschichte daran: Wenn sich Kriege in die Länge ziehen, wird die Geldpolitik in jedem Fall lockerer und nicht strenger.


Achtung: Währungseinbrüche im Anmarsch

Auch zu Fiat-Währungen ist der Krieg nicht nett. Ein erster Blick auf die Währungen der Ukraine und Russlands zeigt, dass sie im Vergleich zum USD wie auf Ansage einbrechen; der EUR wird diesem Trend folgen, besonders dann, wenn sich dieser Krieg in die Länge zieht, was niemand wünscht.

Ein längerer Kriegsverlauf ist in der Tat eine Hiobsbotschaft für das gesamte Spektrum an globalen, "mausgeklickten" Währungen, die allesamt und im Allgemeinen kontinuierlich gegenüber härteren Anlagen abwerten und gegenüber Gold im Besonderen. (Man muss nicht hinzufügen, dass ein ausgedehnter Konflikt auch die Industrie- und Verteidigungswerte stärken wird.)


Achtung: Mehr irreführende Schlagzeilen im Anflug

Neben erhöhter Geldschöpfung und Währungsentwertung darf auch deutlich mehr Propaganda erwartet werden, die sich als Nachrichten "aus der freien Welt" ausgibt. Die russische Invasion der Ukraine letzten Mittwoch ersetzt jetzt natürlich auch das zunehmend in Verruf geratene Covid-Narrativ in allen Tweets und Schlagzeilen. Wie so oft der Fall bei zunehmend politisierten Medienquellen, im Westen wie Osten, lässt sich aus dem, was nicht gesagt wird, häufig mehr herauslesen als aus dem Gesagtem.


Wenn belastbare Mathematik ausgeklammert wird

Was in den aktuellen Schlagzeilen fehlt, geht weit hinaus über Fragen der Politik, Inflation oder nationalen Werte. Eine Sache fehlt wie immer in den protzigen und taffen politischen Schlagzeilen der letzten Zeit - die langweilige aber stichhaltige Mathematik der globalen Verschuldung. Wie wir gleich noch sehen werden, beeinflussen/ behindern finanzielle Defizite unglücklicherweise auch die politischen Handlungsoptionen sehr deutlich; das gilt gerade, und in erster Linie, für konfliktträchtige Zeiten.

Lange bevor Putin mit dem Säbelrasseln (dem potentiellen Krieg in der Ukraine) begann, war Mathe schlicht und einfach Mathe und Schulden immer noch Schulden. Und das bedeutet, dass der Westen im Allgemeinen und die USA im Besonderen gar nicht so taff sind wie ihre Ansagen. Während Putin zum brandneuen Schurken avanciert, ist der US-Haushaltsalptraum ganz konkret immer noch ein Alptraum und die tatsächlichen Zinsbelastungen für den US-Kneipendeckel (Ausgaben des Finanzministeriums und Leistungsansprüche) sind weiterhin ein offener wenngleich medial fast vollständig ignorierter Krebs.

Ob man will oder nicht, die Steuereinnahmen der USA kommen Uncle Sams Ausgabe- und Verschuldungssucht nicht hinterher, und das bedeutet auch, dass die USA in keiner wirklich starken Position sind, um sich selbst retten zu können, geschweige denn die Ukraine. Leider erzeugen Schuldenzeitbomben, wie sie auch im Land der Weltreservewährung tickt, einen bestimmten Politikstil (z.B. mehr Geldschöpfung und Defizitfinanzierung), der ziemlich vorhersagbar ist.


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