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Das war der Westen: Eine Schwankende Weltreservewährung

16.04.2022  |  Matt Piepenburg
Das westliche Finanzsystem und die Weltreservewährung befinden sich jetzt im freien Verfall.


Von ‘Zum Scheitern Manipuliert’ zu ‘Mitten im Scheitern’

Erst vor zwei Jahren hatte ich ein Buch veröffentlicht, in dem ich davor warnte, dass die westlichen Märkte im Allgemeinen und die US-Märkte im Besonderen zum Scheitern manipuliert wären - Rigged to Fail. Und jetzt…scheitern sie tatsächlich, in Echtzeit.

Diese harte Realität hat weniger mit COVID zu tun oder mit dem Krieg in der Ukraine als mit einer bestimmten simplen Kraft, die von euphorischen Märkten und ahnungslosen Führungen seit Jahrzehnten ignoriert wird, nämlich - Schulden. Ich hatte es damals geschrieben und wiederhole es heute: Schulden zerstören Nationen, Finanzsysteme, Märkte und Währungen. Immer und jedes Mal.

Wie man unten sieht, scheitert das inflationäre Finanzsystem jetzt, weil sein Verschuldungsgrad es unfähig macht, wirtschaftlich zu wachsen, vernünftig zu reagieren oder die eigenen chronischen Schuldenabhängigkeiten auf natürlichem Weg abzufangen. Belege dafür finden sich praktisch überall - von der US-Notenbank bis zum Petrodollar, vom Anleihemarkt bis zum Goldpreis. Schauen wir uns das genauer an.


Die Fed steht ohne "Best-Case-Szenario" da

Die US-Notenbank hat sich, und folglich auch ihre Märkte und Wirtschaft, in eine allzu absehbare Zwangslage manövriert und an einen historisch gefährlichen Scheideweg gebracht.

Biegt sie links ab (d.h. mehr Geld-/Liquiditätsschöpfung), um die rekordbrechende Risikoanlagenblase zu schützen, steht sie vor einer inflationären Flut; biegt sie rechts ab (und erhöht die Zinsen oder kürzt die Ankäufe von US-Staatsanleihen), gelangt sie zum Marktinferno. Wie gerieten wir an diesen Scheideweg? Einfach: unnatürlich niedrig gehaltene Zinssätze über Jahrzehnte, billiger Kredit sowie ein 30 Bill. $ großer nationaler Schuldenhaufen, beispiellos und unhaltbar in seinen Ausmaßen.


Ein sterbender Rentenmarkt-Bulle

Bei so viel unpopulärer Schuldenlast auf dem nationalen Buckel wird allein noch die Federal Reserve als Abnehmer der Schuldscheine Uncle Sams in Frage kommen. Die Folge sind fallende Kurse bei langlaufenden US-Staatsanleihen und steigende Verzinsung. Und daran erinnert uns Bloomberg mit folgendem Chart, der den schlimmsten Drawdown bei globalen Anleihen seit 20 Jahren ausweist.

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Kurz: Die von Zentralbanken geschaffene Rentenmarkthausse der letzten 40-plus Jahre geht gerade in die Knie.

Ironischerweise kann die Nachfrage nach den ansonsten unbeliebten Anleihen nur dann steigen, wenn der Aktienmarkt vollkommen in die Brüche geht und Aktieninvestoren sich blindlings zurück in den Rentenmarkt flüchten, wie Titanic-Passagiere auf der Suche nach Rettungsbooten.


Anleihen & Aktien: Sie können gemeinsam fallen, insofern sie nicht mit entwerteten Dollars gerettet werden

Der "Covid-Crash" von März 2020 hatte uns wieder Folgendes schmerzlich in Erinnerung gerufen: In einer Welt der zentralbankengesteuerten Marktblasen können und werden die historisch überbewerteten Aktien- und Anleihemärkte gemeinsam fallen, insofern die Fed kein neues Multi-Billionen $-QE-Rettungsboot beistellt, welches aber gleichzeitig die inhärente Stärke der Dollars in Ihren Brieftaschen vernichtet.

Deswegen abermals: Gute Optionen gibt es nicht mehr. Jetzt heißt es: Entweder Inflation oder Marktimplosion.


Die neue Politik der Fantasiegebilde & Unaufrichtigkeit

Doch das hindert die Fed nie daran, Gegenteiliges zu behaupten und lieber Worte als Wachstum sprechen zu lassen, um die eigenen geldpolitischen Sünden dahinter zu verbergen.

Nachdem sie noch fast ein Jahr lang beim Thema "vorübergehende Inflation" vorsätzlich gelogen hatte, warf sie ihr letztes Bisschen Stolz über Bord und gab schließlich zu, dass es zuhause ein echtes Inflationsproblem gäbe. Kurzum: Wie schon die Anleihe-Legende Mohamed El-Erian jüngst feststellte, steht die zunehmend diskreditierte Federal Reserve jetzt ohne "Best Case"-Szenarien da.

Zusammen mit ihren ahnungslosen Politikern hat die US-Notenbank im Grunde dafür gesorgt, dass sich die einst großen Vereinigten Staaten von A. zurückentwickelten - von einem entwickelten Land zu etwas, das heute eher einem Entwicklungsland ähnelt. Mit anderen Worten: Der "Amerikanische Traum" aber auch der Amerikanische Exzeptionalismus werden gerade in Echtzeit zu einer Tragikomödie herabgestuft. Jetzt und hier, vor unseren Augen.

Nichtsdestotrotz legt der stets doppelsprechende Fed-Chef Powell weitere Fantasiegebilde (Lügen) nach: Steigende US-Erwerbsquoten und Wachstum, das helfen werde, die USA aus jenem Loch heraus zu "produzieren", welches vor vielen "überschwänglichen Jahren" mit Greenspans Spatenstich in Angriff genommen wurde.

Aber auch hier liegt Powell wieder falsch.


Erwerbsquoten - das jüngste Fantasiegebilde

Vor dem Hintergrund simpler Demographie, geringer Wertschätzung für US-Schuldscheine, wachsender Handelsdefizite (begleitet von wachsender Defizitfinanzierung) und eines überbewerteten USD wird die Erwerbsquote im Land der Weltreservewährung nicht schnell genug steigen können, um den USA ein "Herauswachsen" aus ihrer 122%-Schuldenstandssackgasse zu ermöglichen, in die sie die US-Notenbank (nach jahrzehntelanger Trunkenheit am Steuer) hineinmanövriert hat.


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