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Das war der Westen: Eine Schwankende Weltreservewährung

16.04.2022  |  Matt Piepenburg
- Seite 3 -
Kein Anlass zur Sorge?

Unterdessen versichern das Wall Street Journal und andere westliche Politnachrichtenorganisationen der Welt, es gäbe keinen Grund zur Sorge, schließlich stelle das USD-Handelsvolumen am Devisenmarkt alles in den Schatten - so auch den Handel chinesischer, russischer und anderer Währungen.

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Schön und gut. Aber wie lange noch?

Was viele Politiker und die meisten Journalisten nicht verstehen (neben grundlegender Mathematik) ist grundlegende Geschichte. Ihre kurzsichtigen politischen Entscheidungen und ihre glattzüngigen Vorhersagen gründen auf der Annahme, dass wenn es heute nicht regnet, morgen gar nicht regnen kann. Doch der USD steht schon jetzt im Regen und so auch der globale US-Führungsanspruch im Finanzwesen.

Die russische Zentralbank ist unterdessen im Begriff, die Goldankäufe zu steigern - mit all den neuen RUB (und nicht USD), die sie aus den Ölverkäufen des Landes bekommen wird.

Investoren müssen diese Makro-Ereignisse in den kommenden Wochen und Monaten sehr sorgfältig beobachten!


Eine neue Welt der vielen Währungen

Unterm Strich bedeutet das nun Folgendes: Die Welt entwächst langsam einer Ära, wo es nur eine einzige Weltreservewährung gab und steuert auf ein multiples Währungssystem zu. Sind die Geister der Sanktionen und des Finanzkriegs erst einmal geweckt, wird man sie kaum noch los. Das Vertrauen in den Westen und sein USD-zentrisches Währungssystem verändert sich gerade.

Mit der taffen Entscheidung zur Einfrierung russischer Devisenreserven, der Sanktionierung russischer IWF-Sonderziehungsrechte und dem Ausschluss russischer Banken vom SWIFT-Zahlungssystem ist es den USA gelungen, vorübergehend Schlagzeilen einzuheimsen, in denen das Land "robust" dasteht, im gleichen Zug haben die USA einen Kurs eingeschlagen, der das Land (und seinen Dollar) in der Konsequenz langfristig schwächen wird.

Während der Mehrwährungsölhandel das neue Hintergrundszenarium bildet, werden die Gewinner im Spiel der Inflation erneut Rohstoffe, Industriewerte und bestimmte Immobilien-/Grundstückssegmente sein.


Gold ist entscheidend

Gold bleibt in diesem Kontext nach wie vor die einzig wahre Reserveanlage in den Bilanzen der globalen Zentralbanken. Und es sieht im Verlauf der Zeit auch den deutlichsten Gewinnen entgegen, weil sich langsam ein Energiemarkt herausbildet, der nicht allein vom USD dominiert ist. Darüber hinaus erlaubt Russland jetzt auch Goldzahlungen für sein Erdgas.

Wer jetzt immer noch einwendet (wie z.B. die Wall Street), dass Gold gehyptes, totes Gestein sei und ein "barbarisches Relikt" der Vergangenheit, sollte womöglich jetzt umdenken. Immerhin stellt sich die Frage, warum das US-Finanzministerium in seinem "Sanktionshandbuch Russland" dem Thema Gold einen ganzen Abschnitt widmet.

So naheliegend die Antwort ist, so auffällig wird sie ignoriert.

Chinesische Banken können (mit russischen Währungsswaps) als Mittler auftreten, um Russland dabei zu helfen, den Goldmarkt "zum Waschen" des sanktionierten russischen Geldes zu nutzen.

Also: Russland kann und wird weiterhin globalen Handel betreiben (Eurasien, Brasilien, Indien, China…) und zwar auf eine Art und Weise, die im Grunde einem wahrhaftig freien "Gold-für-Rohstoffe"-Markt entspricht, wo nicht einmal mehr die Diebe von der COMEX künstliche Preise festsetzen können; etwas, das wir schon seit Jahrzehnten nicht mehr kennen.


Deglobalisierung

Einfach formuliert: Der mächtige Dollar und die "Globalisierungsträume" des Westens erleben allmählich das Anbrechen einer Ära der inflationären Deglobalisierung, wo jetzt jedes Land das tun wird, was notwendig ist und auch am besten für das Land selbst - nicht aber für Klaus Schwabs größenwahnsinnige Fantasien.

Natürlich werden die bedrängten USA aller Wahrscheinlichkeit nach versuchen, die Goldtransaktionen Russlands zu sanktionieren. Das würde aber auch ein komplettes Abwürgen aller russischen Energieverkäufe an die EU erforderlich machen, was sich die Wirtschaft (und die Bürger) der EU ganz einfach nicht leisten können.

Unterdessen trägt sich der verzweifelte französische Präsident mit dem Gedanken, Stimulus-Schecks für Gas und Lebensmittel auszugeben. Was übrigens inflationär wirkt…


Geschichte wiederholt sich

Wenn also der schuldentriefende und energieabhängige Westen gar nicht so stark ist, wie die Schlagzeilen ihn gerne haben wollen, dann bedeutet das auch, dass Gold, wie schon seit tausenden von Jahren, steigen wird, wenn gescheiterte Führer, schuldengetränkte Nationen und Weltreservewährungen fallen. Leider Gottes ist Geschichte genauso wichtig wie Mathe, Preisfindung, Angebot&Nachfrage. Und traurigerweise hat die überwältigende Mehrheit der modernen Staatsführungen so gut wie gar keine Kenntnis von diesen Kräften oder Themen.

Könnte sich Gold dazu in Worten äußern, würde es einfach nur sagen: "Sie sollten sich schämen!"

Doch Gold äußert sich im Wert. Und mit Blick auf die jetzt schwächer werdenden Währungen in unseren Brieftaschen und die schuldentrunkenen Staatsführungen, die sich durch unsere Schlagzeilen krächzen, wird Gold zuletzt lachen.


© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM



Dieser Artikel wurde am 30. März 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


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