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Deutliche Aussagen von Powell - Strukturpolitik in Deutschland - Lage in China

05.05.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0611 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0506 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 129,26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137,16. EUR-CHF oszilliert bei 1,0327.

Auf der gestrigen Pressekonferenz äußerte sich Federal Reserve Präsident Jerome Powell deutlich über die Lage der US-Konjunktur sowie die Sichtweise und zukünftige Richtung der FED:
  • Die nächsten Zinsschritte der Fed werden 50 Basispunkte betragen, sofern sich das Weltbild des Ausschusses nicht wesentlich ändert.

  • Der Arbeitsmarkt und die US-Wirtschaft seien so stark, dass das wahrscheinlichste Szenario ein "soft landing" sei.

  • Größere Zinsschritte schloss Powell aus

  • Im Zweifel würde auch eine Rezession in Kauf genommen werden, um die Inflation zu bekämpfen

Die US-Aktienmärkte konnten während der Pressekonferenz deutlich zulegen nachdem Powell Zinsschritte um 75 Basispunkte ausgeschlossen hatte. US-Treasuries gaben hingegen nach. Der Dollar schwächte sich gegenüber allen G10 - Währungen ab. Powell betrieb auf der Pressekonferenz Erwartungsmanagement par excellence. Seine wiederholte Hauptaussage, die US-Wirtschaft sei stark genug, dass sie trotz Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung, nicht in eine Rezession würde, paarte er mit der Warnung, dass der Weg schmerzhaft sein könne.

Damit entscheidet sich die Fed für die aus unserer Sicht "weiche" Variante: Zinserhöhungen im Rahmen der Markterwartungen, während zugleich auf verbaler Ebene die Inflationserwartungen gedämpft werden. Am Kapitalmarkt wird in den nächsten Wochen zu sehen sei, ob Powell seine zahlreichen Kritiker, die fest mit einer Rezession rechnen, wenn die Inflation bekämpft wird, übertönen konnte. Am Gütermarkt, dessen Preisbildung die Inflationsraten determiniert, wird in den nächsten Monaten zu sehen sein, ob er mit seiner geäußerten Einschätzung recht hatte.


Bau von neuen LNG Terminals im Schnellverfahren geplant

Die Bundesregierung plant einen schnellen Bau von LNG-Terminals, so dass bereits zwei in diesem Jahr angeschlossen werden. Bundeskanzler Scholz verkündete, dass niemand bei dem LNG-Gesetz "Rückversicherung bei den eigenen Milieus" genommen habe. Zur Versorgung wurden ebenfalls Verträge zur Verfügbarkeit von entsprechenden Schiffen abgeschlossen, die die Terminals beliefern können.

Bei deutschen Infrastrukturprojekten stellt sich meist die Frage, ob den Worten auch Taten folgen und die organisatorische Fähigkeit vorhanden ist, die Pläne umzusetzen. Es schließt sich die Frage an, warum dieser an den Tage gelegte Eifer nicht auch bei anderen Themen des Infrastrukturausbaus möglich wäre. Ein prägnantes Beispiel ist der langsame Ausbau und von Verzögerungen geprägte Ausbau der Nord-Süd Stromtrassen, unter dem die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes leidet.

Das Eigenlob an seine Regierung keine "Rückversicherung bei den eigenen Milieus" genommen zu haben, sollte in den Gesamtzusammenhang "Energiesicherheit in Deutschland" gestellt werden. Welche Möglichkeiten hat Deutschland Gas und LNG, das besonders umweltschädlich ist, zu ersetzen? Das nicht einmal ernsthaft in der der Koalition über die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke diskutiert wird, ist die Definition von an Rücksichtnahme auf die eigenen Milieus. Diese schlucken lieber die Kröte LNG, als das Thema Laufzeitverlängerung diskutieren zu müssen.

Keine Frage, dass eine Laufzeitverlängerung die Energieprobleme nicht lösen würde. Ein Teil unserer Gasnachfrage dient aber der Stromerzeugung und Energiepreise entstehen "at the margin2. Es würde also das Stromangebot erhöhen und die Gasnachfrage sinken. Kurzum: unsere Wettbewerbsfähigkeit wäre gestärkt und dem Umweltschutz geholfen.


China: Lockdown versus Stimulus-Paket

Die Daten, die uns heute Nacht aus China erreicht haben, zeigen eine weitere Eintrübung der chinesischen Konjunktur an.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


Der Caixin–Gesamteinkaufsmanagerindex wie auch der Caixin-Services-Indikator fielen beide deutlich und befinden sich weit unter der 50 Punktemarke, die die Trennlinie zwischen Expansion und Rezession darstellt. Der Gesamtindex fiel von 43,9 Punkte auf 37,2, der Services-Indikator fiel von 42,0 auf 36,2 Punkte, die durchschnittlichen Analystenerwartungen lagen bei 40,0 Punkten. Die Nachrichtenlage aus China bleibt gemischt. Positiv ist zu vermerken, dass die Behörden von Schanghai bekannt gaben, dass mehr als 70% der Industrieunternehmen der Stadt ihre Produktion am Mittwoch wieder aufgenommen haben.

Auch die geplanten Konjunkturpakete werden die Kapitalmärkte kurzfristig unterstützen. Negativ sind die Lockdownvorbereitungen in der Region Peking zu sehen und auch die wohl noch bestehende Bereitschaft der Regierung, schnell wieder neue Lockdowns zu verhängen.


© Christian Buntrock
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