Kursbuch für Überschuldete Nationen: Lügen, Drucken, Inflationieren & Schuldige Suchen
17.06.2022 | Matt Piepenburg
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Wie ein Bloomberg-Artikel kürzlich aufzeigte, steht es um die Liquidität der US-Aktien und -Anleihen derzeit so schlecht wie schon im Jahr 2020, kurz bevor die Märkte abstürzten und die Fed sich gezwungen sah, innerhalb eines Jahres mehr Fiat (d.h. Fake-) -Geld zu drucken als für alle QE-Maßnahmen seit der Großen Finanzkrise zusammengenommen. Zugleich fällt es Risikokapitalfonds aktuell immer schwerer, Kapital für die zunehmend unbeliebten Technologie-Start-Ups zu beschaffen.Noch alarmierender ist, dass auch die Emittenten von Risikopapieren (junk bonds) auf immer weniger Abnehmer stoßen, weil Anleger das Vertrauen in einen sterbenden (und austrocknenden) Markt verlieren.
CDS-Warnsignale
In der Folge machen Hedgefonds und informierte Investoren wieder genau das, was sie kurz vorm Markteinbruch 2008 schon gemacht hatten. Man kauft mehr Versicherungen gegen Kreditmarkteinbrüche. Eine solche "Versicherung" ist, falls Sie es vergessen haben, in Form von "Credit Default Swaps" (Kreditausfallswaps), kurz "CDS", erhältlich. Der Chart unten zeigt, dass auch der CDS-Index langsam in Richtung der Stände von 2020 steigt:
KEIN gutes Szenario mehr übrig - nur noch das Schattenmandat
Wie Mohamed El-Erian feststellte, und ich in diesem Artikel und an anderer Stelle schrieb, hat die US-Notenbank einfach kein gutes Szenario mehr zu bieten. Sie kann entweder strengere Geldpolitik betreiben und damit Wirtschaft und Märkte in einen rezessiven Spiralsturz treiben. Oder sie kann Kehrtwende machen - von QT zu QE - und exorbitante Inflation erzeugen.
Da ich stark der Meinung bin, dass das eigentliche Mandat der Federal Reserve (ihr Schattenmandat) eher der Schutz der Anleihemärkte ist als der Schutz von Hinz und Kunz, die aktuell schon in den inflationären Fluten ertrinken, lautet meine Einschätzung nun, dass sich die Fed am Ende lieber für mehr Inflation entscheidet (also mehr "Liquidität"), als zulassen zu müssen, dass der Markt für US-Staatsanleihen absäuft.
Wie ich in anderen Berichten schon deutlich gemacht hatte, braucht die US-Notenbank die Inflation sogar. In Anbetracht des größten Schuldenbergs der US-Geschichte braucht die Federal Reserve die Inflation als Mittel und Weg, eine Schuldenkrise "wegzuinflationieren", die sie selbst - seit Amtsantritt von "Patient Null" Alan Greenspan - geschaffen hat.
Um es zu wiederholen: Die Fed wird öffentlich behaupten, sie bekämpfe die Inflation, während sie insgeheim mehr davon anstrebt.
Verschwörungstheorie oder gängige Praxis?
Für US-Notenbanktreue mag das vielleicht nach einer Verschwörungstheorie klingen. Tatsächlich aber ist ein verschleierter jedoch gewollter Inflationismus nicht mehr und nicht weniger, als eine vorsätzliche betriebene Politik negativer Realzinsen (wenn die Inflation schneller steigt als die Zinsen) - und das ist der älteste Trick aus dem Kursbuch überschuldeter Nationen.
Kurzum: Die "Verschwörungstheorie" des einen, ist für andere Nationen bestätigte Geschichte - eine Geschichte von immer wieder verzweifelt betriebener (und pro-inflationärer) staatlicher Geldpolitik…
Warum ich von mehr QE, mehr bewusster Inflationierung und mehr Währungsentwertung ausgehe (und damit längerfristig für mehr Rückenwind beim Gold), lässt sich zusammenfassend auf Folgendes zurückführen: Lektionen aus der Geschichte, der Egoismus von Realpolitik und die kalte Wirklichkeit grundlegender Mathematik (also negative Realzinsen).
Irgendwie glaubt die Welt immer noch an die magische Zentralbankentheorie, dass sich Schuldenkrisen durch mehr Schulden und zusätzliche Geldschöpfung lösen ließen. Verrückt, nicht?
Jupp.
Wie Mark Twain einst feststellte: "Geschichte mag sich vielleicht nicht wiederholen, doch sie reimt sich oft." Wenn ich mich heute umschaue, "reimt" sich gerade jede Menge Inflationäres um uns herum zusammen.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 24. Mai 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.