Konjunkturlage in China
01.08.2022 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0228 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0205 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 132,49. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135,51. EUR-CHF oszilliert bei 0,97257.
Ein Blick auf die Märkte
Die schon zuvor ausgeprägte Risikofreude blieb am Freitag hoch, die Indizes in Europa und den USA schlossen fast allesamt auf Monatshöchstständen. Auf Sektorebene gewannen im Juli in Europa die Technologietitel am meisten hinzu. Die Technologieaktien aus dem STOXX Europe 600 stiegen im Mittel um 15,47 %, gefolgt von Industriegüteraktien (14,09 %) und Immobilienaktien (13.62%). Schlusslicht bildeten Banken (2,15%) Versicherer (0,88 %), und Telekommunikationswerte (-1,64).
Die Investoren spiegeln mit ihren Käufen in den Gewinnersektoren die Bewegung der Zinskurve, die wir Freitag an dieser Stelle erläuterten. Sinkende Zinsen führen insbesondere für Technologie- und Immobilienaktien zu höheren abdiskontierten Barwerten der Unternehmen, da für diesen Unternehmen ein hoher Wertanteil in den langfristigen Erträgen liegt.
Aus unserer Sicht hat die Sommerrallye nach einer Verschnaufpause (aktuell überkaufte Lage!) noch etwas Luft nach oben, spätestens zum Herbst sollte es sich allerdings zeigen, dass wir uns weiterhin in einem Bärenmarkt befinden und viele bekannte Probleme, die seit Monaten die Ökonomie belasten, noch nicht gelöst sind. Werfen einen genaueren Blick auf einen dieser Faktoren und schauen gen Osten.
Neigt sich der chinesische Aufschwung dem Ende zu?
Diese Frage stellt sich nach den jüngsten chinesischen PMI Daten. Schauen wir uns diese einmal an: Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel von 50,2 im Juni auf 49 Punkte. Der Indikator für das nicht-verarbeitende Gewerbe, der die Aktivität im Bau- und Dienstleistungssektor misst, sank von 54,7 Punkte auf 53,8. In der folgenden Grafik finden Sie die Sektoren weiter detailliert dargestellt:
In China setzte eine Erholungsbewegung mit der Öffnung Shanghais und den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung ein. Dies ist deutlich an der V-förmigen Bewegung ab dem 01.05.2022 zu sehen. Es überrascht, dass diese so schnell Momentum verliert und drei Indikatoren bereits innerhalb des Kontraktionsbereich unter 50 Punkte gedreht haben. Ein deutlicher Wachstumstrend ist einzig in der Bauindustrie zu erkennen. Diese wird allerdings nicht im Alleingang die Wirtschaft wieder anspringen lassen.
Sollten die Indikatoren nicht wieder anziehen, stellt sich die Frage, ob die chinesische Regierung effektiv nachbessern kann und will. Durch die Erhöhung der Geldmenge und ein Fiskalpaket für die Bauindustrie hat sie einen klassischen Weg zur Unterstützung gewählt. Reicht dies nicht, könnte sie die Amplitude der Maßnahmen erhöhen oder die bestehenden Coronamaßnahmen nachhaltig lockern. Diese wirken auf die Konjunktur wie eine angezogene Bremse in einem Wagen, der gleichzeitig beschleunigt wird. Eine solche Lockerung ist objektiv angebracht, wie diese allerdings gesichtswahrend für die chinesische Regierung umzusetzen wäre, bleibt offen.
Besucht Pelosi Taiwan oder wurde der Besuch bereits abgesagt?
Ebenso offen bleibt, ob Nancy Pelosi Taiwan in dieser Woche besuchen wird. Taiwan wurde als Besuchsziel entgegen ihrer Ankündigung kommentarlos gestrichen, was aus Sicherheitsgründen oder aufgrund einer Absage der Reise erfolgt sein kann. Für die Börse bleibt das Geschehen in zweierlei Hinsicht bedeutsam. China hat eine robuste Reaktion im Fall einer Reise angekündigt. Diese Drohung ist erst zu nehmen und könnte die Märkte nachhaltig belasten.
Sollte die Reise nicht stattfinden, zeigt sich hingegen deutlich, wie sich die Machtachse in Asien weiter verschiebt. Wie glaubhaft ist die Versicherung der USA Taiwan verteidigen zu wollen, wenn die dritthöchste Repräsentantin des Landes es sich von China verbieten lässt, das Land zu bereisen?
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 - 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Ein Blick auf die Märkte
Die schon zuvor ausgeprägte Risikofreude blieb am Freitag hoch, die Indizes in Europa und den USA schlossen fast allesamt auf Monatshöchstständen. Auf Sektorebene gewannen im Juli in Europa die Technologietitel am meisten hinzu. Die Technologieaktien aus dem STOXX Europe 600 stiegen im Mittel um 15,47 %, gefolgt von Industriegüteraktien (14,09 %) und Immobilienaktien (13.62%). Schlusslicht bildeten Banken (2,15%) Versicherer (0,88 %), und Telekommunikationswerte (-1,64).
Die Investoren spiegeln mit ihren Käufen in den Gewinnersektoren die Bewegung der Zinskurve, die wir Freitag an dieser Stelle erläuterten. Sinkende Zinsen führen insbesondere für Technologie- und Immobilienaktien zu höheren abdiskontierten Barwerten der Unternehmen, da für diesen Unternehmen ein hoher Wertanteil in den langfristigen Erträgen liegt.
Aus unserer Sicht hat die Sommerrallye nach einer Verschnaufpause (aktuell überkaufte Lage!) noch etwas Luft nach oben, spätestens zum Herbst sollte es sich allerdings zeigen, dass wir uns weiterhin in einem Bärenmarkt befinden und viele bekannte Probleme, die seit Monaten die Ökonomie belasten, noch nicht gelöst sind. Werfen einen genaueren Blick auf einen dieser Faktoren und schauen gen Osten.
Neigt sich der chinesische Aufschwung dem Ende zu?
Diese Frage stellt sich nach den jüngsten chinesischen PMI Daten. Schauen wir uns diese einmal an: Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel von 50,2 im Juni auf 49 Punkte. Der Indikator für das nicht-verarbeitende Gewerbe, der die Aktivität im Bau- und Dienstleistungssektor misst, sank von 54,7 Punkte auf 53,8. In der folgenden Grafik finden Sie die Sektoren weiter detailliert dargestellt:
Verlauf PMIs China, Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
In China setzte eine Erholungsbewegung mit der Öffnung Shanghais und den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung ein. Dies ist deutlich an der V-förmigen Bewegung ab dem 01.05.2022 zu sehen. Es überrascht, dass diese so schnell Momentum verliert und drei Indikatoren bereits innerhalb des Kontraktionsbereich unter 50 Punkte gedreht haben. Ein deutlicher Wachstumstrend ist einzig in der Bauindustrie zu erkennen. Diese wird allerdings nicht im Alleingang die Wirtschaft wieder anspringen lassen.
Sollten die Indikatoren nicht wieder anziehen, stellt sich die Frage, ob die chinesische Regierung effektiv nachbessern kann und will. Durch die Erhöhung der Geldmenge und ein Fiskalpaket für die Bauindustrie hat sie einen klassischen Weg zur Unterstützung gewählt. Reicht dies nicht, könnte sie die Amplitude der Maßnahmen erhöhen oder die bestehenden Coronamaßnahmen nachhaltig lockern. Diese wirken auf die Konjunktur wie eine angezogene Bremse in einem Wagen, der gleichzeitig beschleunigt wird. Eine solche Lockerung ist objektiv angebracht, wie diese allerdings gesichtswahrend für die chinesische Regierung umzusetzen wäre, bleibt offen.
Besucht Pelosi Taiwan oder wurde der Besuch bereits abgesagt?
Ebenso offen bleibt, ob Nancy Pelosi Taiwan in dieser Woche besuchen wird. Taiwan wurde als Besuchsziel entgegen ihrer Ankündigung kommentarlos gestrichen, was aus Sicherheitsgründen oder aufgrund einer Absage der Reise erfolgt sein kann. Für die Börse bleibt das Geschehen in zweierlei Hinsicht bedeutsam. China hat eine robuste Reaktion im Fall einer Reise angekündigt. Diese Drohung ist erst zu nehmen und könnte die Märkte nachhaltig belasten.
Sollte die Reise nicht stattfinden, zeigt sich hingegen deutlich, wie sich die Machtachse in Asien weiter verschiebt. Wie glaubhaft ist die Versicherung der USA Taiwan verteidigen zu wollen, wenn die dritthöchste Repräsentantin des Landes es sich von China verbieten lässt, das Land zu bereisen?
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 - 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
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Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.