Ein Blick auf die Quartalssaison, Koalitionsumgang mit der kalten Progression
09.08.2022 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0196 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0171 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 134,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137,59. EUR-CHF oszilliert bei 0,9739.
Die Kapitalmärkte bewegten sich zum Wochenstart in ruhigen Bahnen. Der DAX gewann am Montag zum Handelsstart deutlich hinzu, gab dann aber im Tagesverlauf einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Ähnlich verhielt sich der breiter aufgestellte STOXX600 Index. In den USA konnte der S&P500 nicht mehr hinzugewinnen. Der US-Index liegt technisch direkt an einer Widerstandszone, an der abzuwarten bleibt, ob er diese durchbrechen kann oder nach unten abprallt. Auch die Nasdaq verlor leicht, nachdem viele Großunternehmen in die Zielzonen ihrer Erholungsrallys gelaufen sind.
Für weitere Impulse an den Aktienmärkten könnte die aktuelle Berichtsaison sorgen, auf die es sich einen Blick zu werfen lohnt, nachdem zwei Drittel der Unternehmen ihre Quartalsergebnisse berichtet haben.
Aktueller Stand der Berichtssaison
Auf der Umsatzseite (Sales Surprise) konnten im Durchschnitt 65% der Unternehmen positiv überraschen, auf der Ertragsseite (Earnings Surprise) schafften dies 64%.
Heraus sticht der positive Wert der Energieunternehmen hervor, die zu 89% auf der Umsatzseite die Erwartungen übertrafen, auf der Ertragsseite jedoch nur zu 73%. Für die weitere Entwicklung der Branche stellt sich die Frage, wie ausgeprägt eine mögliche Rezession in den USA ausfallen wird.
Während auf der Angebotsseite es nur in kleinen Schritten zu einer Ausweitung kommt, macht sich die konjunkturell bedingte Zurückhaltung auf der Nachfrageseite in den Ölpreisen bemerkbar. Seitens der Anleger ist allerdings diese Entwicklung zumindest zum Teil in die Werte eingepreist worden. Auf die Bilanzzahlen hin reagierten die Öl-Werte im Durchschnitt mit einem Kurssprung von 1,54%, dem höchsten von allen Branchen. Vorsichtiger reagierten hingegen die Anleger auf die ebenfalls gut ausgefallenden Zahlen des Immobiliensektors, das Plus auf die Zahlen lag hier bei nur mageren 0,18%.
Die Quartalssaison verläuft bisher zufriedenstellend. Dies ist weniger am positiven Surprise festzumachen - hier galt schon immer das Motto "tiefstapeln und dann übertreffen" - sondern an der Erstreaktion der Kurse auf die Zahlen, diese war über alle Branchen im Durchschnitt positiv. Ob sich ein neuer Trend zu neuen Hochs ausbildet, ist damit nicht ausgemacht. Der Wille der Federal Reserve, an der Zinsschraube und damit an den Diskontfaktoren zu drehen, wird meines Erachtens von den Märkten weiterhin unterschätzt.
Ringt sich Berlin zu weiteren Entlastungen durch?
In der Ampelkoalition in Berlin wird über die Art von möglichen Entlastungen für die Bürger gestritten. Ausgeglichen werden sollen die Belastungen, die sich aus der Inflation und den gestiegenen Energiekosten ergeben. Die bisher beschlossenen Maßnahmen, die unter anderem die einmalige Energiepauschale umfassen, haben einen Umfang von 30 Mrd. Euro.
Diskutiert wird aktuell über die Verhinderung der kalten Progression. Diese ist vor allem in Inflationszeiten deutlich zu spüren, da die Steuerbelastung deutlicher steigt, als das Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer. Diese werden bei einem Inflationsausgleich ihrer Löhne in höhere Steuersätze gestuft, da die einkommensabhängigen Abstufungen ebnen nicht automatisch an die Inflation angepasst werden.
Während Bundesfinanzminister Linder sich dafür ausspricht, sträuben sich SPD und Grüne. Ihr Argument ist, dass die höchsten Einkommen am meisten profitieren würden.
Das Argument von SPD und Grünen ist inhaltlich völlig korrekt. Bei der zuvor beschlossenen Energiepauschale von 300 Euro je Arbeitnehmer ist es nur direkt umgekehrt. Je niedriger die Steuerbelastung einer Person, desto höher ist der positive Effekt der Einmalzahlung, die nichts weiter ist, als die Umverteilung von Steuergeldern. Die Solidarität für einkommensschwache Familien ist an dieser Stelle gut und notwendig.
Linder würde mit der Aufhebung der kalten Progression die ursprüngliche gesellschaftliche Ausgangslage, aus der einkommensschwachen Familien heraus geholfen wird, wieder herstellen. De facto sprechen sich SPD und Grüne für Steuererhöhungen durch die Hintertür aus, um dann großzügiger die eigene Klientel bedienen zu können.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 - 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Die Kapitalmärkte bewegten sich zum Wochenstart in ruhigen Bahnen. Der DAX gewann am Montag zum Handelsstart deutlich hinzu, gab dann aber im Tagesverlauf einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Ähnlich verhielt sich der breiter aufgestellte STOXX600 Index. In den USA konnte der S&P500 nicht mehr hinzugewinnen. Der US-Index liegt technisch direkt an einer Widerstandszone, an der abzuwarten bleibt, ob er diese durchbrechen kann oder nach unten abprallt. Auch die Nasdaq verlor leicht, nachdem viele Großunternehmen in die Zielzonen ihrer Erholungsrallys gelaufen sind.
Für weitere Impulse an den Aktienmärkten könnte die aktuelle Berichtsaison sorgen, auf die es sich einen Blick zu werfen lohnt, nachdem zwei Drittel der Unternehmen ihre Quartalsergebnisse berichtet haben.
Aktueller Stand der Berichtssaison
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung und Darstellung.
Auf der Umsatzseite (Sales Surprise) konnten im Durchschnitt 65% der Unternehmen positiv überraschen, auf der Ertragsseite (Earnings Surprise) schafften dies 64%.
Heraus sticht der positive Wert der Energieunternehmen hervor, die zu 89% auf der Umsatzseite die Erwartungen übertrafen, auf der Ertragsseite jedoch nur zu 73%. Für die weitere Entwicklung der Branche stellt sich die Frage, wie ausgeprägt eine mögliche Rezession in den USA ausfallen wird.
Während auf der Angebotsseite es nur in kleinen Schritten zu einer Ausweitung kommt, macht sich die konjunkturell bedingte Zurückhaltung auf der Nachfrageseite in den Ölpreisen bemerkbar. Seitens der Anleger ist allerdings diese Entwicklung zumindest zum Teil in die Werte eingepreist worden. Auf die Bilanzzahlen hin reagierten die Öl-Werte im Durchschnitt mit einem Kurssprung von 1,54%, dem höchsten von allen Branchen. Vorsichtiger reagierten hingegen die Anleger auf die ebenfalls gut ausgefallenden Zahlen des Immobiliensektors, das Plus auf die Zahlen lag hier bei nur mageren 0,18%.
Die Quartalssaison verläuft bisher zufriedenstellend. Dies ist weniger am positiven Surprise festzumachen - hier galt schon immer das Motto "tiefstapeln und dann übertreffen" - sondern an der Erstreaktion der Kurse auf die Zahlen, diese war über alle Branchen im Durchschnitt positiv. Ob sich ein neuer Trend zu neuen Hochs ausbildet, ist damit nicht ausgemacht. Der Wille der Federal Reserve, an der Zinsschraube und damit an den Diskontfaktoren zu drehen, wird meines Erachtens von den Märkten weiterhin unterschätzt.
Ringt sich Berlin zu weiteren Entlastungen durch?
In der Ampelkoalition in Berlin wird über die Art von möglichen Entlastungen für die Bürger gestritten. Ausgeglichen werden sollen die Belastungen, die sich aus der Inflation und den gestiegenen Energiekosten ergeben. Die bisher beschlossenen Maßnahmen, die unter anderem die einmalige Energiepauschale umfassen, haben einen Umfang von 30 Mrd. Euro.
Diskutiert wird aktuell über die Verhinderung der kalten Progression. Diese ist vor allem in Inflationszeiten deutlich zu spüren, da die Steuerbelastung deutlicher steigt, als das Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer. Diese werden bei einem Inflationsausgleich ihrer Löhne in höhere Steuersätze gestuft, da die einkommensabhängigen Abstufungen ebnen nicht automatisch an die Inflation angepasst werden.
Während Bundesfinanzminister Linder sich dafür ausspricht, sträuben sich SPD und Grüne. Ihr Argument ist, dass die höchsten Einkommen am meisten profitieren würden.
Das Argument von SPD und Grünen ist inhaltlich völlig korrekt. Bei der zuvor beschlossenen Energiepauschale von 300 Euro je Arbeitnehmer ist es nur direkt umgekehrt. Je niedriger die Steuerbelastung einer Person, desto höher ist der positive Effekt der Einmalzahlung, die nichts weiter ist, als die Umverteilung von Steuergeldern. Die Solidarität für einkommensschwache Familien ist an dieser Stelle gut und notwendig.
Linder würde mit der Aufhebung der kalten Progression die ursprüngliche gesellschaftliche Ausgangslage, aus der einkommensschwachen Familien heraus geholfen wird, wieder herstellen. De facto sprechen sich SPD und Grüne für Steuererhöhungen durch die Hintertür aus, um dann großzügiger die eigene Klientel bedienen zu können.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 - 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.