Steigender Goldpreis nur eine Rezession entfernt
11.08.2022 | Matt Piepenburg
Viele fragen nach steigenden Goldpreisen, oder besser noch: Wann, wie und warum wird Gold steigen? Um das Thema "steigende Goldpreise" leichter verständlich zu machen, wollen wir uns harte Daten anschauen und diese den historischen Fakten und aktuellen Rezessionsfaktoren gegenüberstellen.
Fangen wir mit den harten Daten an. Hier geht es in erster Linie um die offiziell ausgewiesenen Realzinsen und die relative Stärke des US-Dollars - zwei aktuelle und entscheidende Hemmnisse (Gegenwind) für einen Goldpreisanstieg.
Harte Daten 1: Realzinsen
Wie wir an anderer Stelle geschrieben hatten, existiert ein deutlich inverses Verhältnis (95%ige Korrelation) zwischen Realzinsen (inflationsbereinigt) und dem Goldpreis.
Einfach formuliert: Steigt die Inflation schneller als die Anleiherendite für die 10-jährige US-Staatsanleihe (UST), ergibt sich unterm Strich eine negative Realzinsumgebung. Umgekehrt haben wir positiven Realzins, wenn die Zinsen (Referenz ist die Anleiherendite 10-jähriger UST) über der Inflationsrate liegen.
Als Sachwert, der keine Renditen oder Dividenden abwirft, glänzt Gold am stärksten, wenn die realen Anleiherenditen/ -zinsen negativ sind. Denn wenn Anleihen Negativerträge einbringen, schauen Investoren wohlwollender in Richtung Sachwerte wie bspw. Edelmetalle.
Wir haben einerseits einen steilen Anstieg der US-Inflation, aktuell 9,1% im Jahresvergleich (oder eher 18% bei Nutzung der wahrhaftigeren VPI-Kalkulation aus den 1980ern), andererseits ist die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 2,89% nominal verzinst. Das dürfte eigentlich ein himmelschreiender Indikator für negative Realverzinsung sein - und folglich starker Rückenwind für Gold. Oder nicht?
Schon vor über einem Jahr hatten wir beim Thema Inflation sprunghafte Anstiege kommen sehen, während Powell noch von einem "vorübergehenden" Phänomen sprach. Denn Fakt ist auch: Wenn eine Nation ihr Geldangebot um 40 % ausdehnt, und zwar innerhalb eines Zeitraums von 2 Jahren vor COVID und Putin, so trifft die Schuld an der Inflation (aber auch an späteren Fed-Bilanzsummenausweitungen von 4,2 Bill. $ auf 8,7 Bill. $) nicht allein ein Virus oder einen russischen Tyrannen.
Auf Grundlage dieser harten Fakten und der (monatlich, im Jahresvergleich) folgenden Verbraucherpreisquoten kann man jetzt fragen: Wer war aufrichtiger beim Thema Inflation? Und: Erkennen Sie hier einen Trend?
Aber zurück zum Realzins: 2,9% Nominalzins minus die oben genannte Inflationsrate von 9,1% = negativer Realzins von 6,21%. Kinderleicht und gut für Gold, oder? Nun, nichts ist kinderleicht in unserem Neuen Normalzustand der Zentralbankendominanz…
Frisierte Mathematik
Ob man an Zentralbanken oder "offizielle" Inflationsquoten glaubt oder nicht (wir jedenfalls nicht), ändert nichts an der nackten Tatsache, dass Zentralbanken (oder Zentralkontrolleure) trotzdem immer Recht haben, selbst wenn sie empirisch falsch liegen. Laut US-Notenbank liegt bspw. die Realverzinsung der 10-jährigen US Treasury-Anleihe bei + 1.06%. Schauen Sie selbst.
Hä? Wie wird aus negativen 6% denn 1% plus?
Kurzantwort: Clevere Fed-Mathematik (zusammen mit Deflationserwartungen, die über die Laufzeit der Anleihe eingepreist wurden).
Hä? Wir hatten in früheren Artikeln häufig darauf hingewiesen: Die US-Notenbanker sind, ähnlich den Buchhaltern von Al Capone, Meister im Manipulieren, Herunterspielen, Verschleiern oder ganz einfach Zurückhalten peinlicher Fakten, darunter Inflationswirklichkeiten, um fiktionale Ruhe zu erzeugen.
Bevor die Notenbank Realzinsdaten, die in Reinform peinlich wären, öffentlich präsentiert, wandern diese durch ein Spinnennetz aus cleverer Mathematik und proprietären Berechnungsmodellen, so dass sich am Ende entschärfte Inflationsraten ergeben. Diese werden gegen den Nominalzins aufgerechnet und schon gelangt man zu einem fiktionalen "inflationsbereinigten" Realzins.
Mit anderen Worten: Sie frisieren die Zahlen.
Anstatt die eher unkomplizierte Inflationsrate von 9,1% im Jahresvergleich zu nehmen, geht die Federal Reserve Bank of Cleveland im Beispiel von oben andere Wege. Sie bietet uns ein Püree aus "Erwartungen" (expectations), Risikoprämien (risk premiums), "realen Risikoprämien" (real risk premiums), dem "Realzins" (real interest rate) sowie einem Modell, mit dem Daten, Inflationsswaps und sogar Erhebungen („surveys“) vermengt werden. Und all das, um nicht sagen zu müssen, was ohnehin unverkennbar ist, nämlich: Der heutige Realzins beträgt - 6,21% und nicht +1,06%.
Die eben betrachtete Notenbankmathematik verdeckt also die knallharte Realität der heutigen Inflation im Wesentlichen dadurch, dass nach Einschätzung der Notenbanker über die Laufzeit einer 10-jährigen US-Staatsanleihe mit Deflation gerechnet werden muss. Und wie wir unten feststellen werden, mag das ironischerweise auch zutreffen, allerdings aus völlig anderen Gründen…
Fangen wir mit den harten Daten an. Hier geht es in erster Linie um die offiziell ausgewiesenen Realzinsen und die relative Stärke des US-Dollars - zwei aktuelle und entscheidende Hemmnisse (Gegenwind) für einen Goldpreisanstieg.
Harte Daten 1: Realzinsen
Wie wir an anderer Stelle geschrieben hatten, existiert ein deutlich inverses Verhältnis (95%ige Korrelation) zwischen Realzinsen (inflationsbereinigt) und dem Goldpreis.
Einfach formuliert: Steigt die Inflation schneller als die Anleiherendite für die 10-jährige US-Staatsanleihe (UST), ergibt sich unterm Strich eine negative Realzinsumgebung. Umgekehrt haben wir positiven Realzins, wenn die Zinsen (Referenz ist die Anleiherendite 10-jähriger UST) über der Inflationsrate liegen.
Als Sachwert, der keine Renditen oder Dividenden abwirft, glänzt Gold am stärksten, wenn die realen Anleiherenditen/ -zinsen negativ sind. Denn wenn Anleihen Negativerträge einbringen, schauen Investoren wohlwollender in Richtung Sachwerte wie bspw. Edelmetalle.
Wir haben einerseits einen steilen Anstieg der US-Inflation, aktuell 9,1% im Jahresvergleich (oder eher 18% bei Nutzung der wahrhaftigeren VPI-Kalkulation aus den 1980ern), andererseits ist die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 2,89% nominal verzinst. Das dürfte eigentlich ein himmelschreiender Indikator für negative Realverzinsung sein - und folglich starker Rückenwind für Gold. Oder nicht?
Schon vor über einem Jahr hatten wir beim Thema Inflation sprunghafte Anstiege kommen sehen, während Powell noch von einem "vorübergehenden" Phänomen sprach. Denn Fakt ist auch: Wenn eine Nation ihr Geldangebot um 40 % ausdehnt, und zwar innerhalb eines Zeitraums von 2 Jahren vor COVID und Putin, so trifft die Schuld an der Inflation (aber auch an späteren Fed-Bilanzsummenausweitungen von 4,2 Bill. $ auf 8,7 Bill. $) nicht allein ein Virus oder einen russischen Tyrannen.
Auf Grundlage dieser harten Fakten und der (monatlich, im Jahresvergleich) folgenden Verbraucherpreisquoten kann man jetzt fragen: Wer war aufrichtiger beim Thema Inflation? Und: Erkennen Sie hier einen Trend?
Aber zurück zum Realzins: 2,9% Nominalzins minus die oben genannte Inflationsrate von 9,1% = negativer Realzins von 6,21%. Kinderleicht und gut für Gold, oder? Nun, nichts ist kinderleicht in unserem Neuen Normalzustand der Zentralbankendominanz…
Frisierte Mathematik
Ob man an Zentralbanken oder "offizielle" Inflationsquoten glaubt oder nicht (wir jedenfalls nicht), ändert nichts an der nackten Tatsache, dass Zentralbanken (oder Zentralkontrolleure) trotzdem immer Recht haben, selbst wenn sie empirisch falsch liegen. Laut US-Notenbank liegt bspw. die Realverzinsung der 10-jährigen US Treasury-Anleihe bei + 1.06%. Schauen Sie selbst.
Hä? Wie wird aus negativen 6% denn 1% plus?
Kurzantwort: Clevere Fed-Mathematik (zusammen mit Deflationserwartungen, die über die Laufzeit der Anleihe eingepreist wurden).
Hä? Wir hatten in früheren Artikeln häufig darauf hingewiesen: Die US-Notenbanker sind, ähnlich den Buchhaltern von Al Capone, Meister im Manipulieren, Herunterspielen, Verschleiern oder ganz einfach Zurückhalten peinlicher Fakten, darunter Inflationswirklichkeiten, um fiktionale Ruhe zu erzeugen.
Bevor die Notenbank Realzinsdaten, die in Reinform peinlich wären, öffentlich präsentiert, wandern diese durch ein Spinnennetz aus cleverer Mathematik und proprietären Berechnungsmodellen, so dass sich am Ende entschärfte Inflationsraten ergeben. Diese werden gegen den Nominalzins aufgerechnet und schon gelangt man zu einem fiktionalen "inflationsbereinigten" Realzins.
Mit anderen Worten: Sie frisieren die Zahlen.
Anstatt die eher unkomplizierte Inflationsrate von 9,1% im Jahresvergleich zu nehmen, geht die Federal Reserve Bank of Cleveland im Beispiel von oben andere Wege. Sie bietet uns ein Püree aus "Erwartungen" (expectations), Risikoprämien (risk premiums), "realen Risikoprämien" (real risk premiums), dem "Realzins" (real interest rate) sowie einem Modell, mit dem Daten, Inflationsswaps und sogar Erhebungen („surveys“) vermengt werden. Und all das, um nicht sagen zu müssen, was ohnehin unverkennbar ist, nämlich: Der heutige Realzins beträgt - 6,21% und nicht +1,06%.
Die eben betrachtete Notenbankmathematik verdeckt also die knallharte Realität der heutigen Inflation im Wesentlichen dadurch, dass nach Einschätzung der Notenbanker über die Laufzeit einer 10-jährigen US-Staatsanleihe mit Deflation gerechnet werden muss. Und wie wir unten feststellen werden, mag das ironischerweise auch zutreffen, allerdings aus völlig anderen Gründen…