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Die EU forciert Eingriffe in den Energiemarkt, das ifo-Institut rechnet mit Inflation von 9,3%

13.09.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,013 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0074 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 142,5. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,35. EUR-CHF oszilliert bei 0,96444.

Die Aufwärtsbewegung an den Börsen setzte sich mit dem Wochenbeginn fort. Es schwingt vor allem die Hoffnung mit, dass die Inflationsdaten, die heute um 14:30 in den USA veröffentlicht werden, Druck von den Zentralbanken nehmen, die Leitzinsen weiter zu erhöhen. Die Rentenhändler, denen die rationalere Analyse als den Aktienhändlern nachgesagt wird, schauen vorsichtiger auf die Lage. Die 10y-Bunds halten sich weiterhin auf hohem Niveau um die 1,65 %.


Die EU schlägt eine verbindliche Senkung des Stromverbrauchs und Gewinnabgabe vor

Die Europäische Kommission ist auf der Linie von Wirtschaftsminister Habeck und will ein verbindliches Ziel für die Senkung des Stromverbrauchs und eine Abgabe von einem Drittel auf Übergewinne vorschlagen. Auf diese Weise sollen die Gewinne der Energieunternehmen an die Verbraucher weitergegeben werden. Nach dem bisherigen Stand des Entwurfs soll die Abgabe einmalig erhoben werden, sie könne jedoch auch bei gleichbleibender Lage an den Energiemärkten auf 2023 ausgeweitet werden. Nach Angaben von Bloomberg sind bisher zehn Mitgliedsstaaten mit den Plänen der Kommission nicht einverstanden.

Es sei der der EU-Kommission positiv angerechnet, dass sie den notleidenden Unternehmen und Verbrauchern helfen will. Der von der EU und unserer Bundesregierung eingeschlagene Weg wird aber langfristig Europa und der Versorgungssicherheit schaden. Mit dieser Politik werden weniger Anreize gesetzt, in Europa in den Energiesektor zu investieren, zudem wird das Problem verschärft:

• Die hohen Preise locken bisher neue Investitionen und Unternehmen vor allem im Bereich der regenerativen Energien an. Alleine diese hat einen preissenkenden Effekt im Zeitablauf.

• Die hohen Preise zeigen die Knappheit des Gutes Energie an. Mit der administrierten Senkung der Preise schafft die EU-Kommission zunächst einmal neue Nachfrage. Es wird vergessen, dass zu den aktuellen Hochpreisen ein Marktgleichgewicht existiert. Wird von diesem Gleichgewicht aus der Preis gesenkt, entsteht sofort neue Nachfrage seitens der Verbraucher.

• Da die neu herbeigeführte Nachfrage das Angebot in der Folge übersteigt, muss im nächsten Schritt die produzierte Menge rationiert werden. Nach welchen objektiven Kriterien soll das erfolgen? Ein Problem, dass in Marktwirtschaften unbekannt ist, aber zu dem Lösungsansätze bekannt sind: in den osteuropäischen, ehemals sozialistischen Ländern mit ihren früheren Mangelwirtschaften.

• Ein ähnliches Problem stellt sich bei der von Wirtschaftsminister Habeck geforderten Auflösung des Merit-Order Systems, auf dem die Preisbildung in marktwirtschaftlichen Systemen beruht. Ein Marktpreis bestimmt sich immer durch den letzten Anbieter, der gerade noch kostendeckend produzieren kann. Das sind im Energiemarkt die Gaskraftwerke. Wer soll den Strom aus den Gaskraftwerken beziehen und vor allem bezahlen, wenn hier eine Entkopplung stattfinden soll?

• Beteiligt sich die Politik auch an Zufallsverlusten in der Energiebranche? Wenn der Wind für Windkraftanlagen nicht weht oder die Photovoltaikanlagen nicht angeschlossen werden dürfen, weil die Stromnetze schlecht ausgebaut sind oder einfach keinen Ertrag bringen, wenn die Sonne nicht scheint? Das Chance- / Risikoverhältnis für neue Investitionen wird im EU-Raum verschlechtert.

• Unternehmen werden lieber in andern Regionen der Welt investieren, von wo aus sie an dem gestiegenen Preisniveau Europas immer noch profitieren können. Der Grenznutzen des Geldes ist in diesen Regionen höher. Nach dem Markteingriff wird weniger in den Energiesektor seitens der Privatwirtschaft investiert werden als vorher.

Die mittelfristige Lösung des Problem ist die Schaffung von neuem Angebot des Gutes Energie. Sie kennen bereits meine Forderung an dieser Stelle: alleine der Weiterbetrieb der bestehenden Atomkraftwerke in Deutschland hätte sofort einen positiven Effekt auf die Terminmärkte und würde in Deutschland die Energiepreise senken. Das Wiederanstellen weiterer Kraftwerke hätte einen zusätzlichen deutlichen Effekt auf die Preise und würde zahlreichen Betrieben in Deutschland die Existenz retten.

Dazu benötigen wir weitere Investitionen in Milliardenhöhe in unser Stromnetz und erneuerbaren Energien sowie eine Rechtlage, die einen schnellen Ausbau erlaubt. Wir sind scheinbar in der Lage binnen Monate Terminals für umweltschädliches LNG zu bauen, aber die Bundesregierung sieht sich nicht in der Lage den Netzausbau in Deutschland zu beschleunigen, um die bestehenden erneuerbaren Energien überhaupt nutzen zu können.


Inflation wird in Deutschland weiter steigen

Das ifo-Institut bestätigt die grundsätzliche Richtung der Wirtschaftsinstitute und erwartet für 2023 eine durchschnittliche Inflation von 9,3%. Zugleich passte das Institut das Wirtschaftswachstum nach unten an: für 2022 wird mit 1,6% gerechnet, für 2023 mit einem Rückgang von 0,3%. In 2024 käme es zu einer Normalisierung der Lage mit 1,8 Prozent Wachstum und 2,5 Prozent Inflation. Trotz der herausfordernden Lage wird mit durchgängig steigenden Erwerbstätigenzahlen und von 2023 auf 2024 mit einer sinkenden Arbeitslosenquote gerechnet.

Ich schließe mich der Grundrichtung für die 2023 Prognose an. Die Annahmen auf der die Prognosen für 2024 gebaut sind, erscheinen jedoch optimistisch. Es bleibt abzuwarten, ob die realen Haushaltseinkommen - wie vom Institut angeführt - ab Jahresmitte 2023 wieder steigen. Wir stehen erst am Beginn einer Insolvenzwelle und Betriebsschließungswelle, die die Gesamtsumme der privaten Einkommen senken wird und die Lohnnebenkosten in die Höhe treiben wird.

Die nachhaltige Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie durch gestiegene Energiekosten im relativen Vergleich zu internationalen Wettbewerbern wird zumindest in den Prognosen nicht erwähnt. Es bleibt abzuwarten, ob die Prognosen für 2024 in 2023, wie in der Analystenzunft oft üblich, entsprechend angepasst werden müssen.


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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