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Das Fiatgeldsystem gerät ins Rutschen

14.10.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
Im "besten Fall" setzt sich danach der bisherige Wachstumspfad auf tieferem Niveau fort (Linie Nummer 1). Wahrscheinlicher ist jedoch (aufgrund der notwendigen Anpassungskosten), dass sich der Wachstumspfad zunächst auch verlangsamt (Linie Nummer 2), nachfolgend vielleicht wieder ansteigt. Im "schlechtesten Fall" stellt sich eine Schrumpfung der Volkswirtschaft ein: Die Güterausstattung nimmt im Zeitablauf ab (Linie Nummer 3). Die damit verbundene Problematik für eine verschuldete Volkswirtschaft liegt auf der Hand: Wenn die Schmälerung der Wirtschaftsleistung für die Kreditnehmer überraschend (stark) ausfällt und anhält, dann wird es (verstärkt) Kreditausfälle geben.

Zum einen können die Kreditnehmer ihre Kreditverbindlichkeiten nicht vollumfänglich bedienen. Zum anderen wird es schwieriger, fällige Kredite zu refinanzieren und neue Kredite aufzunehmen. Kreditgeber werden aufgrund der erhöhten Kreditausfallrisiken nur noch bereit sein, zu hohen Zinsen Kredite zu vergeben. Dadurch gerät aber das Fiat-Geldsystem ins Wanken: Lässt der Zufluss von neuen Krediten und neuem Geld in die Volkswirtschaft nach, kippt der anfängliche "Boom" früher oder später in einen "Bust" um. Eine Wirtschaftspolitik, die das Wachstum der Volkswirtschaft in die Knie zwingt, ist daher - wie im Text verdeutlicht wird - eine Gefahr für die Stabilität des Fiatgeldsystems beziehungsweise lässt die Anreize für eine Inflationspolitik steigen.



Krise

Was wirtschaftliche Krisen bewirken, ist allgemein bekannt: Firmenaufgaben und -pleiten, verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit, lassen die Ansprüche gegenüberdem Staat anschwellen. Derartige Folgen hat auch die Hochinflation, für die dieZentralbanken sorgen.

An dieser Stelle ist hervorzuheben: Es ist der "Geldmengenüberhang", für den die Geldbehörden in den letzten Jahren gesorgt haben,der die Güterpreise auf breiter Front in die Höhe treibt. Die politisch herbeigeführte Verknappung und Verteuerung der Energiepreise und die ebenfalls preistreibenden Folgen der staatlich diktierten Lockdowns sowie des Ukraine-Krieges sind als "negativer Preisschock" zu verstehen, der aber erst durch sein Zusammentreffen mit dem Geldmengenüberhang zu Inflation mutiert - einem fortgesetzten Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front. So gesehen ist es der Geldmengenüberhang, der für Güterpreisinflation verantwortlich ist.

Die Hochinflation der Güterpreise senkt die realen, das heißt kaufkraftbereinigten Einkommen der Menschen ab - wenn die Löhne und Einkommen nicht Schritt halten mit der Hochinflation (was üblicherweise der Fall ist).

Die Realeinkommen nehmen ab, es kommt zu einem Absinken des materiellen Lebensstandards, zu einer Verarmung der breiten Bevölkerung. Viele Menschen können ihren bisherigen Konsum aus ihrem Einkommen nicht mehr finanzieren, müssen Konsumverzicht leisten, oder sie müssen ihre Ersparnisse (soweit vorhanden) auflösen, um die bisherigen Ausgaben zu bewältigen. Nicht wenige Menschen geraten auch in arge Bedrängnis, bekommen beispielsweise Probleme, Ausgaben wie Heizung, Miete, Nahrungsmittel und Transport zu bezahlen, verlieren ihren Arbeitsplatz.

Hält die Regierung unbeirrt an der "grünen Politik" fest, und kehrt sich die Zentralbank nicht entschieden von der Hochinflationspolitik ab, ist mit zunehmenden Protesten in der Öffentlichkeit zu rechnen. Um sie klein zu halten, versprechen die Politiker "Hilfen" - wie zum Beispiel in Form von Steuersenkungen, Zuschüssen für Wohnen und Energie, Sozialtransfers etc. Um dabei die Konjunktur nicht zu belasten und politisch unliebsame Ausgabenkürzungen zu umgehen, setzen die Politiker auf neue Schulden:

Das Loch im Haushalt wird durch Ausgabe neuer Anleihen finanziert. Das steigende Angebot von Staatsanleihen lässt deren Kurse fallen und Renditen steigen. Um einen Zinsanstieg zu verhindern, der die Schuldner und damit auch die Konjunktur noch weiter belastet, greifen die Zentralbanken ein.

Sie kaufen die neu ausgegebenen Staatsanleihen auf gegen Ausgabe von neuem Geld. Auf diese Weise lassen sich Subventionen und Sozialtransfers "geräuschlos" bezahlen, und der Volkszorn lässt sich (zumindest etwas) besänftigen. Zumindest anfänglich. Früher oder später treten jedoch die Folgen der Geldmengenvermehrung offen zutage: Die Güterpreisinflation wird angeheizt, die bestehende Hoch-inflation bleibt in Gange, beziehungsweise sie wird weiter angefeuert. Ein Teufels-kreis entsteht: Die Hochinflation lässt die Ansprüche der Bevölkerung gegenüber dem Staat ansteigen, und der Staat greift zur Bezahlung der offenen Rechnungen immer unverhohlener auf Schulden und Geldmengenvermehrung zurück. Aus Hochinflation kann so, im Extremfall, Hyperinflation erwachsen.

Wie lässt sich der Teufelskreis beenden? Im Grunde gibt es nur eine Möglichkeit: Der Staat muss schrumpfen, er muss seine Ausgaben reduzieren, seine Ausgaben an die gesunkene Wirtschaftsleistung der Volkswirtschaft anpassen, er muss vor allem die Finanzierung seiner Staatsschulden durch die elektronische Notenpresse beenden. Doch das ist leider sehr unwahrscheinlich geworden, weil es die Regierenden wie auch die Regierten sofort und unmittelbar in Berührung bringt mit den unangenehmen Folgen einer seit Jahrzehnte währenden Praxis, die da lautet: per Kredit die Geldmengen in der Volkswirtschaft ausweiten, für eine "inflationäre Welt" sorgen, eine wirtschaftliche "Scheinblüte" erzeugen, deren Fortführung eine fortgesetzte Politik der Inflation erfordert.


Inflation

Die inflationäre Scheinblüte käme in der Tat zu einem jähen Ende, sobald die Vermehrung der Kredit- und Geldmengen zu Niedrigzinsen zum Stillstand kommt; gar nicht davon zu sprechen, wenn die Kredit- und Geldmengen zu schrumpfen beginnen. Dann treten die wirklich unangenehmen Folgen des Fiat-Geldregimes offen zutage:

Wirtschaftseinbruch, Arbeitslosigkeit, Pleitewellen, Kreditausfälle, Bankenzusammenbrüche, Rezession-Depression. Dass Regierende und Regierte einem solchen Szenario mit allen Mitteln zu entkommen versuchen, haben die letzten Jahre sehr deutlich gezeigt. Ob Null- oder gar Negativzinsen, drastische Schuldenausweitung und Geldmengenvermehrung: Staaten und Zentralbanken schrecken vor keiner noch so außergewöhnlichen Maßnahme zurück, wenn es gilt, das Fiat-Geldsystem zu erhalten.


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