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US-Dollar, Euro, Renmimbi, Gold & Krypto: Die Suche nach dem Weltgeld

13.11.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Es kommt zu Sezessionen, und aus großen Staatseinheiten werden kleine politische Einheiten. In kleinen politischen Einheiten ist der Anreiz groß, Raum für die Lösung des Geldproblems zu schaffen, das heißt einen freien Markt für Geld entstehen zu lassen - alle Regularien und Gesetze abzuschaffen, die einem freien Markt für Geld entgegenstehen (wie zum Beispiel die Mehrwert- und Kapitalertragssteuer auf Edelmetalle und Krypto-Einheiten). Und entsteht irgendwo auf der Welt auch nur ein erfolgreiches Referenzprojekt, reicht das sehr wahrscheinlich schon aus, Nachahmer auf den Plan zu rufen, das Konzept eines freien Marktes für Geld, die Freiheit bei der Geldwahl, weltweit zu verbreiten.

Vermutlich fragen Sie sich weiterhin: Was passiert mit dem Fiat-Geld, wenn ein freier Markt für Geld sich Bahn bricht? Nehmen wir an, die Menschen wählen Gold als Geld. Die Fiat-Währungen werten dann vermutlich ab gegenüber dem Gold, der Goldpreis in Papiergeldeinheiten steigt an. Wenn Gold Geldfunktion erhält, dann werden auch die Güterpreise in Goldeinheiten ausgedrückt, und sie steigen in dem Maße an, in dem das Goldgeld gegenüber dem Fiat-Geld aufwertet. Entsprechend verteuern sich auch die Güterpreise in Fiat-Geld gerechnet und bewirken so eine Entwertung der Kaufkraft des Fiat-Geldes. Das Fiat-Geld kann dabei (im Extremfall) sogar zum Totalverlust werden.

Das ist sicherlich kein erfreulicher Ausblick für alle, die Fiatgeld halten. Doch wie sähe die Alternative aus, wenn sich kein freier Markt für Geld herausbildet? Nicht gut: Denn die großen Staatsgebilde werden versuchen, groß zu bleiben oder noch größer zu werden; ihr Fiat-Geldsystem ohne Rücksicht auf Verluste zu "retten", wenn nötig, die taumelnden Fiatwährungen in einer einheitlichen Weltfiatwährung aufgehen zu lassen.

Doch dadurch wird das Wenige, was von der freien Wirtschaft und Gesellschaft noch übrig ist, auch noch unter die Räder kommen. Denn der Staat wird die Freiheitsrechte von Bürgern und Unternehmern immer stärker zurückdrängen müssen - durch Preis- und Kapitalverkehrskontrollen, Rationierungen, Verbote, Überwachung und Bestrafung -, um das Fiatgeldsystem zu erhalten.

Die aktuellen Pläne, die es in vielen Ländern gibt, digitales Zentralbankgeld auszugeben, sind vermutlich kein Zufall - und sie sollten uns aufschrecken lassen. "Digital" klingt hier zwar gut und modern, ist aber ein Etikettenschwindel. Digitales Zentralbankgeld ist nämlich Fiatgeld - weist alle ökonomischen und ethischen Defekte auf wie die "nicht-digitalen" Fiatwährungen auch.

Es ist so gesehen keine Verbesserung des Geldes. Zudem birgt digitales Zentralbankgeld reale Gefahren für die freie Wirtschaft und Gesellschaft (beziehungsweise für das Wenige, was davon noch übrig ist). Denn es wird sehr wahrscheinlich helfen, das Bargeld zu verdrängen, und dann ist die finanzielle Privatsphäre gänzlich perdu. Vor allem aber ist digitales Zentralbankgeld programmierbar. Nicht nur sind dann alle Zahlungen für den Staat transparent, auch die perfekte Überwachung und Steuerung der Menschen werden möglich.

Digitales Zentralbankgeld lässt sich verbinden mit einem "Social Credit Score"-System a la China: Wer nicht das macht, was die Regierenden wollen, der kann beispielsweise plötzlich keine Flugreisen mehr buchen, dem werden die Konten gesperrt, der kann nichts mehr kaufen. Mit digitaler ID, digitalem Impfpass und digitalem Zentralbankgeld kann die Welt ganz leicht zu einem digitalen Gefängnis werden.

Sollten man da nicht die Gefahr, dass es überhaupt so weit kommen könnte, auf das Stärkste minimieren und die Finger von digitalem Zentralbankgeld lassen?

Ich komme zum Schluss.

Das Weltgeldproblem ist nach wie vor ökonomisch nicht zufriedenstellend gelöst. Der Status quo - eine US-Dollar-Dominanz und viele unterschiedliche Währungen - ist zweifelsohne stark verbesserungsbedürftig, wird nicht auf Dauer so bleiben. Vor allem auch weil nun der Druck auf das bestehende Weltwährungssystem gewaltig ansteigt. Viele Volkswirtschaften sind überschuldet, es herrscht Hochinflation, die "grüne Wirtschaftspolitik" stellt die Weichen auf Rezession, auf Schrumpfkurs. Das wird für viele Fiatwährungen gefährlich.

Die zunehmenden geopolitischen Rivalitäten könnten in der näheren Zukunft zudem eine (zumindest teilweise) Desintegration des Welthandels und des Weltfinanzmarktes befördern - und den Wohlstand der Menschen auf der Welt zusätzlich vermindern, viele Fiatwährungen zusätzlich unter Druck bringen.

Eine Phase der Währungskrise, der Währungsturbulenzen ist gut denkbar. Längerfristig gesehen gibt es eine ernste Bedrohung, wenn die Staaten die Hoheit über das Geld behalten: Der mächtigste Staat oder die mächtigste vereinte Staatengruppe werden ein Kartell formen und eine Weltfiatwährung aus der Taufe heben wollen - eine dystopische Perspektive, in deren Licht auch das digitale Zentralbankgeld zu sehen ist, und die es zu verhindern gilt.

Um eine Schlussfolgerung kommt man nicht umhin: Wenn Freiheit und Frieden und Wohlstand der Menschen auf der Welt erhalten und verloren gegangenes Terrain zurückerobert werden sollen, dann muss den Staaten das Geldmonopol entzogen und ein freier Markt für Geld ermöglicht werden.

Der Ökonom Carl Menger schrieb: "Die Schwankungen im Weltpreise der Edelmetalle scheinen mir gegenwärtig immer noch geringere Gefahren in sich zu schließen als die Regelung des inneren Tauschwertes des Geldes durch Regierungen oder soziale und politische Parteien."

Nicht dem Staat, sondern den freien Märkten sollte das Geld anvertraut werden. Ein freier Markt für Geld - und da sollten wir keine Zweifel haben - würde gutes Geld hervorbringen und das Weltgeldproblem in einer ökonomisch und politisch zufriedenstellenden Weise lösen. Freiheit und Frieden und Wohlstand der Menschen benötigen einen freien Markt für Geld.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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