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Polo-Metapher, Anleiheversagen & Goldpreisrichtung

02.12.2022  |  Matt Piepenburg
In welche Richtung der Goldpreis geht, werden wir im Verlauf des Artikels erklären.

Aus Sportarten von Polo bis Hockey ist bekannt, dass die besten Spieler drei Spielzüge voraus denken. Leider kann man das von unseren Finanzeliten nicht behaupten… Da sich die Spielbedingungen an Anleihe-, Aktien-, Immobilien- und Währungsmärkten aber verschlechtern, werden diejenigen, die einem "Drei-Züge-Voraus"-Ansatz folgen, die größten Vorteile im Spiel haben. Das gilt insbesondere für Edelmetallinvestoren, ganz unabhängig von deren Reit- oder Schlittschuhlauffähigkeiten.


Mehr Pferdeäpfel aus dem US-Finanzministerium

Einer der wichtigsten globalen Spieler auf dem heutigen Makrorasen ist der Kreditmarkt, und dieses Pferd ist müde.

Janet Yellen, ehemalige Notenbankchefin und anschließende Finanzministerin der USA, sagte letzte Woche gegenüber Reportern, ihr Ministerium habe die Schuldscheine von Onkel Sam "sehr genau" im Blick; sie gestand sogar "Bedenken" ein hinsichtlich gewisser "Illiquiditätsepisoden", in denen es Schwierigkeiten beim Kauf und Verkauf von US-Treasury-Anleihen gibt - gerade bei großen Volumina. Abschließend stellt Janet Yellen, der maultierreitende Don Quichote, allerdings klar, dass man "aktuell keine Probleme an den US-Staatsanleihemärkten [sehe].".

Ahhhhh. Wie heftig…..

Anscheinend hat Yellen ein ganz schlechtes Auge für das heutige Spielfeld und jagt eher Windmühlen hinterher, anstatt sich mit der Jagd auf ein bewegtes Ziel zu beschäftigen.


Anleiheilliquidität im Redefluss verstecken

Seit vielen Monaten warnen wir davor, dass diese "Illiquiditätsepisoden" mehr als nur "bedenklich" sind. Sie sind in der Tat unstrittige Indizien dafür, dass die Welt kaum noch Vertrauen in Onkel Sams aufgeblähten Kneipendeckel hat, weil die USA zwecks Finanzierung (Monetisierung) ihres sogenannten "American Way" seit Jahren abhängig sind vom Mausklickgeld.

Kurz: Seitdem BIP, Steuereinnahmen, die gute altmodische Produktivität und Handelsüberschüsse nicht mehr funktionieren, sind die USA nur noch gut im Geld leihen und Geld drucken. Mit dieser Taktik (sprich: Farce) wurden Zeit und Wählerstimmen erkauft und selbst ein entsetzlich ironischer Nobelpreis für Bernanke; alles in allem ein Trick, der jetzt beim Rest der Welt, welche seit Jahren Amerikas Inflation importiert, zum Vertrauensverlust führt.

Kurzum: Immer größere Teile der Welt wollen immer weniger US-Staatsschulden, was zugleich heißt, dass die Anleihekurse der USTs fallen und deren Renditen und Zinsen steigen.

Wie wir zuletzt berichtet hatten, sind diese steigenden Anleiherenditen wie Haiflossen, die auf ein schuldengeflutetes globales System zusteuern, das schon blutend im Wasser treibt.

Einfach formuliert: Sobald Yellen sagt, sie sehe kein Problem, weiß man ganz genau, dass es ein Problem gibt. Oder wie uns Otto von Bismarck (und Tree Rings) wieder ins Gedächtnis rufen: "Glaube in der Politik nie etwas, solange es nicht offiziell dementiert wurde."


Mehr Finanzminister, mehr Maulpferde, die sich als Vollblüter ausgeben…

Apropos Finanzminister (sprich die schlimmsten Spieler auf dem Polo-“Cancha“): Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers tut wieder einmal, was er am besten kann. Also, hinter den Kulissen Probleme verursachen (von der Widerrufung des Glass-Steagall-Acts bis zur Deregulierung der Derivatemärkte), Mitschuld von sich weisen/ ignorieren und dann, wenn die Probleme zu Tage treten, vor eben diesen Problemen öffentlich warnen, um die eigene Tugendhaftigkeit hervorzukehren.

Ähnlich wie Minister Fouché unter Napoléon, stößt Summers immer dort ins Horn, wo es dem eigenen Ansehen am meisten nützt. Und auch jetzt verkündet er wieder, was die meisten von uns längst wussten: Die USA können sich heute, 2022 unter Fed-Chef Powell, keine Zinssatzsteigerungen leisten, wie Notenbankchef Volcker sie 1980 durchsetzte.

Danke, Larry! Wiedermal springst Du auf den Zug auf, wenn längst alles zu spät ist.

Angesichts der eben geschilderten Zustände, des Doppelsprechs oder reinen Mists, der uns von den trefferärmsten aber bestgekleideten Playern aus Washington erreicht, kann diese schwindende Popularität von US-Staatsanleihen zwangsläufig nur eines bedeuten: eine unausweichliche Kehrtwende hinzu mehr Dollar-Produktion, -Entwertung und -Inflationierung, um weiterhin Zahlungsausfälle bei Onkel Sams Anleihen abzuwenden.

Politiker sind allerdings schlaue Füchse. Sie verbergen ihre Abhängigkeiten (und ihre Absichten) so clever, wie das Statistikamt des amerikanischen Arbeitsministeriums (BLS) die Inflationsfakten verbirgt.


Erstmal mehr QE durch die Hintertür, bevor es richtig LOCKER wird

So wie Politiker eine Rezession während einer Rezession abstreiten können oder Inflation bei Inflation, so können sie auch vortäuschen, dass quantitative Lockerungen keine quantitativen Lockerungen sind, auch wenn sie genau das sind - eben QE. Man kann davon ausgehen, dass das US-Finanzministerium zu diesem Zweck nun die eigenen Langläufer aufkaufen wird, indem es diese USTs gegen kürzerlaufende US Treasury Bills eintauscht. Offiziell haben wir es dann nicht per se mit quantitativen Lockerungen zu tun, sondern eher mit einem "UST-Rückkauf".

Doch warum sollte sich ehrliche Mathematik an Schwindelsemantik stören? Die smarten Akteure sind den leeren Phrasen und schlechten Reitkünsten der US-Notenbank längst drei Spielzüge voraus. Wie schon die täglichen Repomarkt-Hilfen der Federal Reserve sind auch derartige "Rückkauf"-Programme letztendlich nur anders maskierte quantitative Lockerungen.



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