Aufstieg des Goldes in Zeiten sinkender Weisheit
14.12.2022 | Matt Piepenburg
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Da die US-Schuldenstandsquote die prekäre Marke von 120% überschritten hat und auch die Defizite steil nach oben schießen, wird sich Onkel Sam irgendwoher Liquidität besorgen müssen, um seinen Anleiheverpflichtungen nachzukommen.Man kann nicht deutlich genug hervorheben, wie wichtig dieser Anleihemarkt ist!
Von Falke zu Taube - Goldener Rückwind braut sich zusammen
Seitdem Powell zum geldpolitischen Falken wurde, unterstreiche ich immer wieder meine feste Überzeugung, dass jene Liquidität letztlich (und ausschließlich) nur dann besorgt werden kann, wenn besagter Falke wieder zur Taube wird und die US-Notenbank zu ihrer verzweifelten Taktik zurückfindet und (tragischerweise/ abhängigerweise) auf die einzige Einkommensquelle zurückgreift, die ihr bleibt: Ein Mausklicker im Hauptquartier der Federal Reserve.
Selbstverständlich hat solches per Maus herbeigeklicktes "Zaubergeld" unverzüglich auch immense Folgewirkungen für Inflation und Währung (USD). Das bedeutet wiederum nur, dass diese Kehrtwende unverzüglich auch immense Folgewirkungen für den Goldpreis in USD haben wird.
Defizitausweitung: Mehr Rückenwind für Gold
Die jüngsten (sich verdoppelnden) Defizitprognosen aus Washington sind für Gold so bullisch wie sie für den USD tragisch sind.
Genauer gesagt hat das US-Finanzministerium schon jetzt die benötigten Kreditsummen für die nächsten 6 Monate aufgelistet (1,3 Bill. $), womit indirekt zu verstehen gegeben wird, dass sich das Staatsdefizit (auf Jahresbasis) für diesen Zeitraum verdoppelt.
Für mich sind die Konsequenzen solcher Zusatzverschuldung eine rein mathematische Angelegenheit und nichts rein Zynisches oder Politisches.
Heißt: Onkel Sam kann sich die Finanzierung des ständig und in beschämenden Maße wachsenden Schuldenbergs nur dann leisten, wenn die Zinssätze nicht qualvoll positiv, sondern dezidiert negativ sind!
Noch klarer formuliert: Jeder Schuldner liebt es, wenn die Inflationsraten höher sind als die Zinssätze (weshalb er letztlich auf diesen Zustand hinarbeiten wird).
Und da Onkel Sam (und die Federal Reserve) nicht nur mächtig deformiert sind, sondern auch mächtig das Sagen haben, lässt sich ohne weiteres vorhersehen, was allmächtige aber schuldengejagte Politiksoldaten immer machen würden und werden, während wir ins Jahr 2023 stolpern. Nämlich: Mehr Inflation anstreben, die Zinsen senken und die Inflation gleichzeitig um mindestens 50% zu niedrig ausweisen.
Wenn das mal nicht vertrauensbildende Maßnahme, Weisheit und Verantwortlichkeit ist…!
Wenn die Weisheit von oben herab stirbt und sich das Vertrauen von innen heraus zersetzt, während die Inflation anzieht und die Realverzinsung stetig ins Negative fällt, wird Gold letztlich das machen, was es immer schon unter solchen menschengemachten Umständen getan hat - nämlich steil Richtung Norden schießen, während der USD, aktuell von Zinserhöhungen künstlich gestützt, dramatisch Richtung Süden abrutscht, sobald die Leitzinsen gelockert in dieselbe Richtung ziehen.
Ausfallende Obligationen, Abstürzende US-Staatsanleihen, Steigendes Gold
Sobald der Markt gemeinschaftlich realisiert, dass Anleihen mit Negativrenditen (das historische Instrument aller überschuldeten und somit scheiternden Regime) praktisch betrachtet ausfallende Anleihen sind, wird auch das Investoreninteresse an US-Staatsanleihen sinken, während das Interesse an Gold steigt, wie es schon jetzt der Fall ist:
Jetzt könnten Zyniker natürlich sagen, dass 260 Mrd. $ in Gold, im Vergleich zu anderen Asset-Klassen, ein Kleinstbetrag sind.
Berechtigter Punkt.
Gold: Heute Unterdrückt, Morgen Fair Bepreist
Der Haken an der Sache ist: Die Zentralbanken drücken ganz bewusst den Papiergoldkurs (nicht erst seit heute), um heute noch mehr physisches Gold in Empfang zu nehmen, bevor sie morgen unausweichlich den Goldpreis aufwerten, um ihre furchtbaren Bilanzen zu rekapitalisieren.
Dieser Trend ist leicht zu durchschauen. Denn ein abgekartetes Spiel, das von ausgepumpten Darstellern (wie oben beschrieben) gespielt wird, ist so leicht vorherzusagen, wie sich das Weisheitsdefizit dieser Darsteller messen lässt.
Wie Egon und ich häufig angemerkt haben, sind die Zentralbanken unwissentlich die besten Freude des Goldes; weil diese Banker wenig weise und übermäßig eigennützig sind, kann man ihnen, in ansonsten düsteren Zeiten, leicht auf der Spur bleiben.
Oder einfacher formuliert: Wenn das System korrupter wird (was stets der Fall ist, wenn man mit dem Rücken zur Schuldenwand und im moralischen Vakuum steht), wird Gold loyaler.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM
Dieser Artikel wurde am 23. November 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.