Gettysburg-Moment für Powell, Waterloo für den USD & Der Wahnsinn der Jetztzeit
02.03.2023 | Matt Piepenburg
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Sie vertrauen darauf, was Powell SAGT? – Dann wird der Dollar stärker!Falls Sie, nur als Beispiel, der Fed folgen und ihrem simulierten aber trotzdem todernsten Inflationsnarrativ dann lassen Sie sich von Powells Kriegsruf "Wir müssen die Inflation schlagen!" ködern, hinter dem im Grunde genommen ein Nullsummen-Schlachtplan steckt – nach dem Motto "Hohe Inflation schlecht, niedrige Inflation gut. Ich muss Inflation schlagen."
Der couragierte Slogan "Steigende Zinsen vernichten Inflation" ist ebenso Teil des simulierten Schlachtplans (Powell braucht ja Inflation und Negativzins…).
Nun ja…, aber zu welchem Preis?
Wenn Powell die Schlagzeilenschlacht gegen die Inflation gewinnt, verliert er den Krieg für die globalen Kreditmärkte, Wirtschaften und die politische Glaubwürdigkeit – ein Verlust, der sofort auf einen Virus und einen bösen Russen geschoben wird, nie aber auf die verrückten Generäle, die uns über Schuldenklippen treiben.
Wer aber über lineare Schlagzeilen und die zweidimensionalen Ansichten der Zentralbanker hinausdenkt, wird schnell feststellen, dass der dreidimensionale US Treasury-Markt vielleicht der echte (und dominante) Indikator für zukünftige Wahrscheinlichkeiten ist.
Oder vertrauen Sie darauf, was der Anleihemarkt MACHT? Dann wird der Dollar schwächer!
Um meinen Urteilskompass in dieser Welt des politischen Pulverdampfs einzunorden, verfolge ich lieber die Anleihemärkte, anstatt US-Notenbank zu kucken.
Ich habe es öfter geschrieben, als ich zählen kann: Der Anleihemarkt ist DAS Ding.
Und am Staatsanleihemarkt gab es in letzten Jahren schon 3 Phasen, in denen sich der Markt komplett dysfunktional gezeigt hatte, nämlich: 1.) der sprunghafte Zinsanstieg im Repo-Markt von September 2019, 2.) der "Covid"-Crash von März 2020 und 3.) die Implosion am Markt für britische Staatsanleihen (gilts), hervorgebracht durch den steigenden USD.
Wer der Federal Reserve folgt (was vollkommen verständlich ist, denn die Fed IST der Markt in unserem zentralisierten Alptraum nach 2008), dem kann schwerlich vorgeworfen werden, im Umfeld geldpolitischer Straffungen und "Inflationsbekämpfung" nicht von steigenden USD-Notierungen auszugehen.
Diejenigen, die der Fed folgen, ignorieren aber auch die eben beschriebenen 3 Risse im Eis.
Aus meiner Sicht dürfte dieses Eis bald brechen, sollte es zu einem 4. "Uh-Oh"-Moment/ Riss im Staatsanleihemarkt kommen.
Anstatt also der Fed zu folgen, sollte man schlauerweise den UST-Markt ins Visier nehmen, der nämlich gerade in Richtung "Uh-Oh" unterwegs ist, insofern niemand (also Yellen?) ein anderes Meme durchboxt – sprich: mehr toxische Liquidität und somit ein schwächerer USD.
Doch wie an anderer Stelle schon diskutiert: Wir sind so oder so geliefert…
Gescheiterter Schlachtplan 1: Geldpolitische Straffungen im Umfeld einer Schuldenkrise (Stärkerer Dollar)
Spielen wir zuerst das aktuelle Fed-Szenario durch:
Wenn wir allein das betrachten, was die Fed sagt – aktuell strafft sie und das scheint bislang auch der Plan für Q1 und Q2 zu sein – dann wird der USD stärker, auch die Anleiherenditen/ -Zinsen (von 5% auf 5, 25%) werden weiter steigen und der US-Staatsanleihemarkt wird eine derartige Verkaufswelle erleben (Ausland + quantitative Straffungen der Fed), dass ein vierter "Uh-Oh"-Moment vorgezeichnet ist, der mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht nur einen "Riss im Eis" der globalen Anleihemärkte hinterlässt, sondern gleich alle Schlittschuhläufer absaufen lässt.
Angesichts solcher Realitäten und Risiken am US-Staatsanleihemarkt, die selbst ein unlauterer und auswegloser Jerome Powell versteht, sehe ich für die Zukunft keinen anderen Weg als einen schwächeren USD und somit eine Wende von QT zu QE.
Warum?
Auch hier: Weil ich meine Signale vom Anleihemarkt beziehe, nicht von Powell.
Sich an Powell zu orientieren und ihm zu vertrauen, bedeutet: Absturz bei US-Staatsanleihen und fataler Zinsanstieg – quasi Kryptonite für Amerikas schuldenbasiertes "Akkommodierungsmodell".
Ich glaube stattdessen, dass Powell nicht umhin kommen wird, die Tatsache strategisch in Betracht zu ziehen, dass dieser Inflationskrieg seine US Treasury-Armee dahingerafft hat, was ihn folglich zur Änderung der Taktik (in Yellens Richtung) zwingen wird.
Oder einfacher formuliert: Wie Napoleon, Robert E. Lee und selbst die Wehrmacht erfahren mussten, lässt sich mit einer zahlenmäßig unterlegenen Armee kein langwieriger Krieg gewinnen; und in diesem Sinne wird auch Powell feststellen müssen, dass eine dauerhafte Zinserhöhungspolitik immer Gift ist für toxische Anleihen/ Schuldtitel, die eine bankrotte Nation über Wasser halten.
Kurzum: Solange Powell nicht den USD schwächt und 2023 mehr QE-Liquidität einspeist, solange wird sein Sieg über die Inflation am Lebensblut Amerika zehren – sprich am Markt für US-Staatsanleihen.
Gescheiterter Schlachtplan 2: Zurück zu den Mausklick-"Wundern" (Schwächerer Dollar)
Der ganzen "Schlag-die-Inflation"-Rhetorik Powells zum Trotz bin ich letztendlich der nonkonformistischen wie unpopulären Ansicht (sagen Sie jetzt bitte nicht "Goldbug"!), dass Uncle Sams Kreditlebensader (also sein Staatsanleihemarkt) Vorrang bekommen wird vor dem "Sieg über die Inflation".
Übrigens scheint das eine Ansicht zu sein, die sogar von niemand anderem als dem Kommandierenden General der toxischen Liquidität selbst geteilt wird: Generalin Janet Yellen…
Anders formuliert: Erwarten Sie, dass es letztlich (wenn auch nicht unmittelbar) zu einer Kapitulation vor dem Falschgeld – alias QE, sprich "Liquidität" – kommen wird.
Das bedeutet auch, dass es trotz heute turbulenter USD-Bewegungen und Zickzack im DXY längerfristig nur eine Richtung und eine Option gibt, um eine Rezession zu bekämpfen und Uncle Sams Schuldtitel zu retten – und das ist Dollarschwäche und nicht Dollarstärke.
Ultimatives Endgame? Schuldzuweisungen, Reset und zentralisierte Kontrolle
Mit einem schwächeren Dollar kann man auf Zeit spielen (und USTs kaufen), solange, bis die entwickelten Staaten der Welt, die tatsächlich Bananenrepublikbilanzen haben, endlich erkennen müssen, dass sie sich weiterhin durch nichts anderes retten können, als durch einen großen, dicken "Reset" – sprich globale Insolvenzerklärung oder ökonomisches "Versailles".
Die Notwendigkeit eines solches "Neu-starts" wird man praktischerweise Putin und Covid anlasten, nicht aber den Zentralbankern (gescheiterten Generälen), die vor Jahren schon diesen furchtbaren Krieg gegen echtes Geld, tragbare Schuldenstände und solide Haushaltspolitik angezettelt hatten.