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Powell spricht vor dem Bankenausschuss – Ein Blick auf die deutsche Automobilindustrie

08.03.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0534 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0528 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 137,86. In der Folge notiert EUR-JPY bei 145,22. EUR-CHF oszilliert bei 0,9936.

Viele Marktteilnehmer wurden gestern auf dem falschen Fuß erwischt als Fed-Präsident Powell vor dem US-Bankenausschuss sprach. Sollte die Inflation weiter ansteigen, würde die Federal Reserve sowohl das Tempo der Straffung beschleunigen, als auch die Zinssätze auf ein höheres Niveau anheben, als bisher erwartet worden war. Diese als falkenhaft wahrgenommene Rhetorik ist nicht neu. Letztlich wiederholte Powell genau das, was er bereits auf den Pressekonferenzen des Offenmarktausschusses mehrfach deutlich machte.

An Klarheit hat er es an allen Terminen nicht missen lassen. Vielleicht gilt die Regel: "Wiederholung hilft!", vielleicht dämmert es langsam manchen im Bullenlager: "der Mann meint, war er sagt". Im Ergebnis fiel der S&P500 im Anschuss an den Ausschuss um 1,5%, die Rendite der zweijährigen Staatsanleihen überstieg die der zehnjährigen zum ersten Mal seit 1981 um einen ganzen Prozentpunkt. Der Dollar gewann deutlich gegenüber allen Währungen der G10.

Der Marktfokus lag in den ersten Monaten im Schwerpunkt auf der überraschend gut laufenden Konjunktur. Verdrängt wurde die Frage, wie unter diesen Umständen die Federal Reserve die Inflation unter Kontrolle bekommen soll. Eine Trendwende wird die gestrige Pressekonferenz an den Märkten nicht einleiten. Sie mag aber einen Vorgeschmack auf die Marktreaktion zeigen, wenn die Federal Reserve weiter auf die Konjunkturbremse tritt. Die Diskussion über eine Leitzinshöhe von 6% ist wieder eröffnet.


Ein Blick auf die deutsche Automobilindustrie

In den letzten Tagen wurde ich wiederholt darauf angesprochen, ob trotz der jüngsten Rallye die deutschen Automobilaktien noch kaufenswert wären. Immerhin ist die Bewertung der deutschen Aktien in diesem Sektor – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis – erheblich günstiger als die von beispielsweise Tesla oder den neuen chinesischen Automobilbauern. Diese Beobachtung ist korrekt.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


Aus fundamentaler Sichtweise sind die Anleger bereit, signifikante Aufschläge für reine Hersteller von Elektrofahrzeugen zu bezahlen. Zu diesen gehören in der Tabelle BYD, Nio, Tesla und Xpeng. Alle wiesen zuletzt ein hohes Umsatzwachstum auf, der Markt erwartet auch eine Fortsetzung dieser Entwicklung, wie das geschätzte Umsatzwachstum für 2023 und 2024 zeigt. Dazu haben diese Unternehmen signifikante Marktanteile in China, dem größten Markt für Elektrofahrzeuge.

In diesem spielen die deutschen Hersteller bisher keine Rolle. So kam VW im letzten Jahr auf einen Marktanteil von 2,4%, BMW, Mercedes und Audi lagen bei 0,8%, 0,3% und 0,1%. Das Wachstum des Marktes für elektrische Fahrzeuge ist beachtlich. In der folgenden Grafik finden Sie eine Prognose von Bloomberg über die weitere Entwicklung aufgeteilt nach Ländern.

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Quelle: Bloomberg.


Aus der Sicht des Marktes für Elektrofahrzeuge ist in vielen Ländern ein Umsatzwachstum von 100% in den nächsten 5 Jahren möglich. Dieses Wachstum geht auf Kosten des Marktes für Fahrzeuge mit Verbrennermotoren.

In neuen Märkten setzen sich langfristig meist die Anbieter durch, die die höchsten Skaleneffekte produzieren können. Denken Sie an die Gründerzeit des Automobils: von über 70 Automobilherstellern in den USA setzten sich u.a. mit Ford und GM, die Unternehmen durch, die schnell hohe Stückzahlen produzieren konnten, da sie die Kosten am schnellsten senkten. Die Ankündigung von Tesla, die Produktionskosten in den nächsten fünf Jahren um 50 % zu reduzieren, geht in genau diese Richtung.

Für die Traditionshersteller wird die Frage entscheidend sein, in wie weit sich die Skaleneffekte aus der bisherigen Tätigkeit auf die neuen Produktionslinien übertragen lassen. Diese Frage ist aus meiner Sicht noch nicht abschließend beantwortet. Die geringen Absatzzahlen in China sollten wegen der dortigen Marktgröße jedoch zu denken geben. Von den deutschen Herstellern ist VW am günstigsten bewertet und scheint am besten im Markt für Elektrofahrzeuge aufgestellt.

Wer in deutsche Automobilaktien ohnehin investiert ist, könnte einen entsprechenden Tausch prüfen. Der deutsche Automobilsektor ist unter Value- und Profitabilitätsfaktoren attraktiv wie die obige Tabelle zeigt, unter Wachstumsaspekten liegen die deutschen Aktien allerdings deutlich hinter den Wettbewerbern, sie könnten den Einzug in das neue Marktsegment de facto verpassen. Die Gewichtung zwischen den Faktoren Value und Growth überlasse ich dem einzelnen Anleger, zusammenfassend gibt es aber für beide Seiten gute Argumente. Eine Fehlbewertung des Marktes sehe ich daher an dieser Stelle nicht.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden der bisherigen Höchstkurse bei 1,1000 – 1.1020 negiert das Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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