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US-Arbeitsmarkt – Dissens in der EZB – Divergente Märkte

09.03.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,055 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0525 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,35. EUR-CHF oszilliert bei 0,99209.

Die Aktienmärkte haben die Kursverluste des Vortages gut weggesteckt und drehten wieder in die Gewinnzone. Mit Beruhigung wurde aufgenommen, dass Fed-Präsident Powell gestern gegenüber dem Financial Services Committee betonte, dass noch keine Entscheidung über Zinserhöhungen hinsichtlich des Zentralbanktreffens im März gefallen sei. Gleichwohl wiederholte er inhaltlich seine Aussagen vom Vortag.

Für eine Überraschung sorgen die ADP Beschäftigungszahlen, die deutlich über den Erwartungen lagen. So stieg die Zahl der bezahlten Stellen in der Privatwirtschaft im vergangenen Monat um 242.000, erwartet wurde ein Anstieg um 200.000. Die Zahlen des Januars wurden um 13.000 Stellen nach oben korrigiert. Auch die Zahl der offenen Stellen lag über den mittleren Erwartungen der Analysten. Damit zeigte sich ein weiteres Mal der US-Arbeitsmarkt von seiner resilienten Seite.


Offener Dissens zwischen den EZB Gouverneuren

Der italienische EZB-Gouverneur Ignazio Visco kritisierte seine EZB-Kollegen offen dafür, dass sie sich zu künftigen Leitzinserhöhungen geäußert haben, obwohl sich die Währungshüter darauf geeinigt hätten, keine solchen Hinweise zu geben. Wörtlich übersetzt sagte er: "Die Unsicherheit ist so groß, dass der EZB-Rat beschlossen hat, von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden, ohne Forward Guidance. Ich halte daher nichts von Äußerungen meiner Kollegen über künftige und lang anhaltende Zinserhöhungen."

Die Ausführungen von EZB-Präsidentin Lagarde über kontroverse Diskussionen, aber letztlich gemeinsam vertretene Positionen ließen bereits zuletzt auf einen Anstieg der Spannungen innerhalb des Gremiums schließen. Mittlerweile scheint aus italienischer Sicht die Schmerzgrenze bei den Zinserhöhungen nah zu sein, während für die nordischen Ländern noch zahlreiche Schritte notwendig sind. Dies könnte auch politisch in Europa zu Verwerfungen führen.


Divergenzen zwischen den Märkten

Es ist eine regelmäßige Streifrage zwischen den Marktakteuren, ob der Aktienmarkt oder der Anleihemarkt die bessere Indikation für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung gibt. Aktuell sehen wir deutliche Differenzen zwischen beiden Märkten.

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Quelle: Bloomberg.


Die obige Grafik zeigt, dass die US-Zinskurve sich seit Jahresbeginn in den Laufzeitbändern bis 10 Jahren nach oben verschoben hat. Die gestrichelte Linie zeigt die Zinslage seit Jahresbeginn an, die gepunktete vor einer Woche und die durchgängige die aktuelle Lage.

Allgemein zeigt die inverse Zinsstruktur eine kommende oder bestehende Rezession an, das Steigen der gesamten Kurve verschlechtert über alle Laufzeiten hinweg die Diskontfaktoren. Konkret nehmen die Kapitalflüsse in den Anleihemarkt zu. Globale Investment Grade Anleihefonds haben in diesem Jahr bisher fast 70 Mrd. USD absorbiert. Das ist der größte Zufluss in den ersten Monaten seit 2017 mit der Erfassung der Daten begonnen wurde.

Es wäre damit konsequent, wenn Technologieaktien, deren Bewertung vornehmlich von den langen Zahlungsströmen und damit von den Diskontfaktoren abhängig sind, in dieser Situation nicht gut performen würden. Das Gegenteil ist aber seit dem Jahresanfang der Fall. Die Nasdaq konnte um ca. 11% hinzugewinnen, der S&P500 im Vergleich nur um 3%.

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Quelle: Bloomberg.


Für die Aktienmärkte ist das Glas halbvoll, sie setzen darauf, dass wir bereits das konjunkturelle Tief durchschritten haben.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


An Hand der Daten der letzten 10 Jahre, die aus dem Umfeld mit niedrigen Zinsen stammen, ist diese Betrachtung gut nachvollziehbar. Viele Frühindikatoren sind an Marken angekommen, an denen ein Drehen nach oben wieder wahrscheinlich erscheint. Als Beispiel ist oben in der Darstellung der ISM Manufacturing Indikator angeführt, der das Niveau früherer Wendepunkte erreicht hat.

Anders kann dieser jedoch interpretiert werden, wenn die Daten seit 1948 hinzugezogen werden.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


So besteht in einem Vergleich mit den 70‘ger Jahren besteht weiteres Abwärtspotential in den Frühindikatoren und letztlich auch an den Märkten. Dies muss nicht ausgeschöpft werden, es zeigt aber, dass beide Sichtweisen gerechtfertigt sind.

Die Richtungsentscheidung der Märkte hängt an der Frage, ob die Inflation erfolgreich bekämpft werden kann. Ich persönlich rechne mit einer länger anhaltenden Inflation und favorisiere die Haltung, die an den Rentenmärkten zu finden ist. Sollten die Zentralbanken aber die Preissteigerungen in den Griff bekommen, wäre diese Position zu korrigieren.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden der bisherigen Höchstkurse bei 1,1000 – 1.1020 negiert das Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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