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Blick auf die Märkte – US-Haushaltsplan und Schuldenobergrenze – Energieunternehmen

10.03.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0595 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0548 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,52. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,64. EUR-CHF oszilliert bei 0,98445.

Der heutige Tag bringt Spannung mit sich, da um 14:30 mit der Veröffentlichung der Arbeitslosenquote und der Veränderung der Nonfarm Payrolls in den USA die marktbewegendsten Daten der Woche veröffentlicht werden. Dabei könnte es könnte es zu einer vordergründig widersprüchlichen Reaktion kommen. Gute Zahlen könnten zunächst schlecht von den Märkten aufgenommen werden. Sollten mehr Stellen geschaffen worden sein, als der Markt erwartet oder gar die Arbeitslosenquote unter 3,4% fallen, würde die Sorge vor eine restriktiveren Geldpolitik weiter steigen, was sich entsprechend negativ an der Wall Street auswirken würde.

Der umgekehrte Fall konnte gestern in der Erstreaktion der Märkte beobachtet werden. Die höher als erwartet ausgefallenen Initial Jobless Claims führten zunächst zu einer positiven Reaktion an den Märkten, bevor im Handelsverlauf die Konjunktursorgen Überhand nahmen. Eine Warnung für die Anleger kam aus dem US-Bankensektor. Dieser fiel um 6,57%. Auslöser war die besonders in der Finanzierung von Venture Capital tätigte SVB Financial Group, der Aktien um 60% fielen, nachdem bekannt wurde, dass Kapitalbedarf besteht.


Vorstellung des US-Haushaltsplans

US-Präsident Joe Biden stellte gestern seinen Haushaltsplan vor, in dem er Ausgaben in Höhe von 6,9 Billionen Euro plant. Er bekundete seiner Rede insbesondere seinen Willen zur Ausweitung des sozialen Sicherungsnetzes durch eine Reihe von Steuererhöhungen für Reiche und Unternehmen. Dabei möchte er:
  • die Zahlungskraft von Medicare erhöhen,
  • die Preise für verschreibungspflichte Medikamenten senken,
  • das Staatsdefizit in den nächsten 10 Jahren um 3 Billionen USD senken (aber es zunächst weiter von 1,6 auf 1,8 Billionen USD erhöhen),
  • die Ausgaben für Verteidigung und andere Bereiche um 77 Mrd. USD erhöhen bei Steuererhöhungen um 5,5 Billionen USD,
  • zukünftig 2% des BIP für Forschung ausgeben (bisher 0,7%),
  • für Investitionen in die Infrastruktur und andere Bereiche nur in Amerika einkaufen und
  • sich unabhängig von internationalen Lieferketten machen.

Das Haushaltspaket ist in der US-Presse als "herausfordernd" gegen die Republikaner beschrieben worden. Diese Beschreibung trifft den Kern. Die Rede Bidens zur Haushaltsplanung war eine Wahlkampfrede, die den Zweck hatte, die eigenen Reihen zu schließen und zu motivieren. Die Vorstellungen der Demokranten und der Grand Old Party sind in vielen Punkten diametral.

Einigkeit könnte es bei den "Buy American" Vorstellung des Präsidenten geben. Der offen geäußerte Wille zum Protektionismus hätte inhaltlich genau so auch aus dem Munde seines Vorgängers stammen können. Lediglich die Art der Kommunikation war etwas sanfter. Ich wünsche Frau von der Leyen viel Erfolg heute bei der Vermittlung der europäischen Position zur US-Subventionspolitik.



Die US-Schuldenobergrenze – ein unbeachtetes Risiko

Passend zur Vorstellung des US-Haushaltsplans möchte ich Ihren Blick auf ein Risiko lenken, dass bisher keine Beachtung findet. Die Erhöhung der US-Schuldengrenze wird bisher an den Märkten als gegeben betrachtet. Warum auch nicht? Bisher liefen die Verhandlungen immer nach dem gleichen Schema ab: beide Seiten stellen Maximalforderungen, drohen die Verhandlungen platzen zu lassen und versuchen, dass ein mögliches Scheitern möglichst als Schuld der Gegenseite wahrgenommen wird. Am Ende wird sich möglichst im letzten Moment geeinigt.

Aus spieltheoretischer Sicht haben wir bei diesen Verhandlungen einen Wahrnehmungsbias. Da es noch nicht zu einem Scheitern kam, wird aus dem Bauchgefühl heraus die Wahrscheinlichkeit dafür auf Null gesetzt. Es ist auch nur schwierig abzuschätzen, wie sehr sich die Spaltung der US-Gesellschaft und damit der Politik vertieft hat, als dass die Kompromissfähigkeit der beiden Seiten nachhaltig beschädigt ist.

Bedacht werden sollte, dass der aktuelle Sprecher der republikanischen Abgeordnetenhausfraktion Kevin McCarthy seine Position nur unter einem hohen Verhandlungspreis erhalten hat, und zwar durch die letztliche Zustimmung einer radikalen Gruppe von Republikanern, die betonen, diesmal nicht zu einem Kompromiss bereit zu sein.

Nach bisherigen Schätzungen wird der US-Regierung das Geld ohne eine Erhöhung des Schuldenlimits im August ausgehen. Die Sommerpause könnte daher spannender werden als gedacht.


Nachhaltige Energien: Kehrtwende bei den Ölkonzernen

Aktuell ist eine Kehrtwende der großen Ölkonzerne bei der Investition in nachhaltige Energien zu sehen. Ein Beispiel hierfür sind die jüngsten Ankündigungen von BP:

Statt 35 bis 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2030 wurde das Ziel auf 20 bis 30 Prozent gesenkt.

Statt bis 2030 40 Prozent weniger Öl und Gas zu fördern, will man 25 Prozent weniger fördern.

Auch Shell steht in der Kritik, bei seiner Definition für erneuerbare Energielösungen Erdgas mit einzubeziehen und den Großteil der "erneuerbaren" Investitionen in genau diesen Sektor zu lenken.

Laut einem Bericht von Influence Map, einer Denkfabrik, die sich mit den Auswirkungen von Lobbyarbeit auf die Klimapolitik beschäftigt, stellen 60 Prozent der Unternehmen Behauptungen auf, die nicht mit Ihrem Handeln übereinstimmen.

Das Problem im Energiesektor bleiben die Anreizstrukturen. Im Handeln der Konzerne ist deutlich zu sehen, dass ESG-Konzepte und Vorschriften nicht das Handeln in die gesellschaftlich gewünschte Richtung lenken können. Wie auch? Das Handeln der Konzerne richtet sich nach Angebot und Nachfrage aus. Die Nachfrage nach Öl steigt in den nächsten Jahren.

Viele Produkte aus dem erneuerbaren Energiesektor werden mit konventioneller Energie hergestellt. Die Wärmepumpen und Solardächer, die Deutschland aktuell importiert, sind eine gute Sache. Die Energie zu Produktion dieser stammt aber größtenteils aus chinesischen Kohlekraftwerken. Ein ganzheitlicher Co2-Kostenansatz wäre sinnvoll, entreißt aber unserer Politik das grüne Feigenblatt.

Wie kann ich an dieser Stelle der Industrie Vorwürfe machen, wenn unsere Bundesregierung sich in ihrem Handeln pro Braunkohle positioniert? Die Lösung für das Problem ist bekannt. Mit einer Ausweitung des Co2-Zertifikatehandels lässt sich die Nachfrage nach Öl und Gas und damit das Angebot trefflich steuern. Ansonsten greife ich auf das Stilmittel Catos, der Wiederholung, zurück: wir benötigen neben grüner Energie längere Laufzeiten und neue Investitionen in AKWs, das neue Stromangebot erhöht die Grundlast und senkt die Nachfrage nach Kohle, Öl & Gas.


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden der bisherigen Höchstkurse bei 1,1000 – 1.1020 negiert das Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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