Blick auf den Markt – Auswirkungen von El Nino – Gasmangellage in 2024?
14.06.2023 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,079 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0776 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 140,01. In der Folge notiert EUR-JPY bei 151,07. EUR-CHF oszilliert bei 0,97627.
Blick auf den Markt: US-Inflation rückläufig, Aktien hausieren.
Die US-Inflation ging im Mai weiter zurück, was unser Szenario bestätigt, dass die Federal Reserve die Märkte nicht negativ überraschen wird, sondern einen Monat lang die Zinserhöhungen aussetzen wird. Der Verbraucherpreisindex fiel auf 4% und erreichte damit den niedrigsten Stand seit März 2021, wobei die Monatsrate bei 0,1% lag. Die Kernrate verringerte sich auf 5,3% (erwartet 5,2%), hier traf die Monatsrate die Erwartungen von 0,4%.
Die Aktienmärkte nahmen die Zahlen mit Genugtuung auf und setzten ihren Höhenflug fort. In Europa waren besonders zyklische Sektoren gefragt, angeführt von Aktien aus dem Bereich des Rohstoffsektors, der STOXX600 Basic Resources stieg um 2,67%.
Die Sektoren Öl & Gas, Automobile und Industriegüter stiegen ebenfalls überdurchschnittlich. In den USA ähnelte sich das Bild, nachgefragt waren wie schon an den Vortagen Technologieaktien, aber auch Werte aus dem Bereich Automobile und Energie.
Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel sind auch heute positiv. 17 von 26 Bösen handeln im Plus. Nachgefragt werden insbesondere japanische Aktien, die im letzten Monat Rekordmittelzuflüsse verzeichnen konnten.
Wir erwarten heute zunächst einen ruhigen Handel bis 20:00. Volatiler könnte es dann zur Veröffentlichung der FOMC-Entscheidung werden. Bis dahin möchte ich – passend zu den warmen Temperaturen – einen Blick auf die möglichen ökonomischen Auswirkungen des Wetterphänomens El Nino werfen, das mittelfristig Auswirkungen auf die Welt haben wird.
El Nino: welche ökonomischen Auswirkungen können wir erwarten?
El Niño ist ein Klimaphänomen, das unregelmäßig alle zwei bis sieben Jahre auftritt, in dessen Folge es oft zu wetterbedingten Katastrophen kommt. So betrug der aus dem Phänomen resultierende Schaden in der Saison 1997-1998 weltweit ca. 5,7 Billionen US-Dollar.
Das Phänomen entsteht durch das Auftreten ungewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Meeresströmungen im äquatorialen Pazifik. Dabei wird dort das Oberflächenwasser wärmer als üblich. In der Folge schwächen sich die Passatwinde ab oder kehren sich sogar um und das wärmere Wasser wird nach Osten, zur Westküste Amerikas, zurückgedrängt. Diese Bewegungen haben Folgen für das Wetter auf dem gesamten Globus:
In der Zeitschrift Science wurde eine neue Analyse veröffentlicht, in der ein Modell genutzt wurde, das das Wirtschaftswachstum und Klimavariabilität von 1960 bis 2019 kombiniert und das BIP-Wachstum weltweit vor und nach El-Niño-Ereignissen vergleicht. Festgestellt wurde ein anhaltender (!) Rückgang des Wachstums insbesondere in stark betroffenen Gebieten. Die Auswirkungen haben danach das Potential, den langfristigen Wachstumspfad einer Volkswirtschaft zu senken.
Kurzfristig besteht die Gefahr, dass durch die Kombination der Klimaerwärmung kombiniert mit der natürlichen Temperaturerhöhung von El Nino es zu deutlichen Verwerfungen auf den Agrarmärkten kommen kann. Die Gefahr von krisenbedingten Preissteigen ist u.a. für Weizen, Reis, Kaffee und Kakao gegeben. Die Versorgung mit Nahrungsmittel könnte insbesondere im globalen Süden gefährdet sein.
Kommt es im nächsten Jahr zu Industrieabschaltungen wegen einer Gasmangellage?
In 2024 laufen die Gastransitverträge zwischen Russland und der Ukraine aus. Versorgt mit russischem Gas werden insbesondere Österreich und Ungarn. Hierzu sagte Habeck auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow: "Würde das russische Gas nicht in dem Maße, wie es noch immer durch die Ukraine fließt, nach Osteuropa kommen, gilt, was europäisch verabredet wurde: Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder gar abschalten.“
Daher fordert Habeck zusätzliche Kapazitäten – einschließlich der bereits geplanten LNG-Terminals vor Rügen.
Kommentar: Habeck hat auf der einen Seite Recht, wenn unsere Nachbarn in eine Zwangslage geraten, gehört es zur europäischen Solidarität, dass wir diese unterstützen. In diesem Fall würden wir laut Habeck es so weit gehen, dass wir unsere Industrie abschalten würden, die – legt man die PMI zugrunde - am stärksten im Euroraum unter dem Ukrainekrieg leidet.
Es gilt aber in Europa auch das Subsidiaritätsprinzip: zuerst hilft man sich selbst, bevor man Dritte um Unterstützung bittet. Bei dem Aufbau der LNG-Terminals und Speicher besteht aufgrund der hohen Unsicherheit die Gefahr der Schaffung von Überkapazitäten, so unter anderem die Aussagen des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln. Habeck sagt selbst, dass es kein Szenario gibt, wie es weiter geht.
Die Kosten für die Terminals werden auf 6,4 Milliarden Euro geschätzt. Wenn wir unter hohen Aufwand und Kosten einen Teil dieser Kapazitäten für unsere Nachbarn aufbauen, wäre es nur fair, wenn sich diese auch an den Kosten beteiligen oder wir Ihnen die Möglichkeit geben, eigene Projekte an unserer Küste zu tätigen. Gibt es dazu bereits Verhandlungen oder zahlen wir de facto zu 100 % die Kosten einer Versicherung für unsere Nachbarn? Alternativ ist die Frage zu stellen, ob ein vordefinierten Lastenausgleich aus Europa zugunsten unserer Industrie stattfindet, wenn es zu Abschaltungen im nächsten Jahr kommen sollte, so dass Planungssicherheit für die Unternehmen gewährleistet ist.
Seit dem Unterschreiten unter 1,07 ist der Bias des EUR gegenüber dem USD neutral.
Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag wünscht Ihnen
© Christian Buntrock
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Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Blick auf den Markt: US-Inflation rückläufig, Aktien hausieren.
Die US-Inflation ging im Mai weiter zurück, was unser Szenario bestätigt, dass die Federal Reserve die Märkte nicht negativ überraschen wird, sondern einen Monat lang die Zinserhöhungen aussetzen wird. Der Verbraucherpreisindex fiel auf 4% und erreichte damit den niedrigsten Stand seit März 2021, wobei die Monatsrate bei 0,1% lag. Die Kernrate verringerte sich auf 5,3% (erwartet 5,2%), hier traf die Monatsrate die Erwartungen von 0,4%.
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.
Die Aktienmärkte nahmen die Zahlen mit Genugtuung auf und setzten ihren Höhenflug fort. In Europa waren besonders zyklische Sektoren gefragt, angeführt von Aktien aus dem Bereich des Rohstoffsektors, der STOXX600 Basic Resources stieg um 2,67%.
Die Sektoren Öl & Gas, Automobile und Industriegüter stiegen ebenfalls überdurchschnittlich. In den USA ähnelte sich das Bild, nachgefragt waren wie schon an den Vortagen Technologieaktien, aber auch Werte aus dem Bereich Automobile und Energie.
Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel sind auch heute positiv. 17 von 26 Bösen handeln im Plus. Nachgefragt werden insbesondere japanische Aktien, die im letzten Monat Rekordmittelzuflüsse verzeichnen konnten.
Wir erwarten heute zunächst einen ruhigen Handel bis 20:00. Volatiler könnte es dann zur Veröffentlichung der FOMC-Entscheidung werden. Bis dahin möchte ich – passend zu den warmen Temperaturen – einen Blick auf die möglichen ökonomischen Auswirkungen des Wetterphänomens El Nino werfen, das mittelfristig Auswirkungen auf die Welt haben wird.
El Nino: welche ökonomischen Auswirkungen können wir erwarten?
El Niño ist ein Klimaphänomen, das unregelmäßig alle zwei bis sieben Jahre auftritt, in dessen Folge es oft zu wetterbedingten Katastrophen kommt. So betrug der aus dem Phänomen resultierende Schaden in der Saison 1997-1998 weltweit ca. 5,7 Billionen US-Dollar.
Das Phänomen entsteht durch das Auftreten ungewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Meeresströmungen im äquatorialen Pazifik. Dabei wird dort das Oberflächenwasser wärmer als üblich. In der Folge schwächen sich die Passatwinde ab oder kehren sich sogar um und das wärmere Wasser wird nach Osten, zur Westküste Amerikas, zurückgedrängt. Diese Bewegungen haben Folgen für das Wetter auf dem gesamten Globus:
- Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Trockenheit, Hitzewellen und Großbrände wird es insbesondere in Australien, Brasilien, Columbien, Indien, Indonesien den Philippinen und Vietnam geben.
- Die Wahrscheinlichkeit für heftige Regenfälle mit Überschwemmungsgefahr steigt in Argentinien, China, Japan, Mexiko und den USA.
In der Zeitschrift Science wurde eine neue Analyse veröffentlicht, in der ein Modell genutzt wurde, das das Wirtschaftswachstum und Klimavariabilität von 1960 bis 2019 kombiniert und das BIP-Wachstum weltweit vor und nach El-Niño-Ereignissen vergleicht. Festgestellt wurde ein anhaltender (!) Rückgang des Wachstums insbesondere in stark betroffenen Gebieten. Die Auswirkungen haben danach das Potential, den langfristigen Wachstumspfad einer Volkswirtschaft zu senken.
Kurzfristig besteht die Gefahr, dass durch die Kombination der Klimaerwärmung kombiniert mit der natürlichen Temperaturerhöhung von El Nino es zu deutlichen Verwerfungen auf den Agrarmärkten kommen kann. Die Gefahr von krisenbedingten Preissteigen ist u.a. für Weizen, Reis, Kaffee und Kakao gegeben. Die Versorgung mit Nahrungsmittel könnte insbesondere im globalen Süden gefährdet sein.
Kommt es im nächsten Jahr zu Industrieabschaltungen wegen einer Gasmangellage?
In 2024 laufen die Gastransitverträge zwischen Russland und der Ukraine aus. Versorgt mit russischem Gas werden insbesondere Österreich und Ungarn. Hierzu sagte Habeck auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow: "Würde das russische Gas nicht in dem Maße, wie es noch immer durch die Ukraine fließt, nach Osteuropa kommen, gilt, was europäisch verabredet wurde: Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder gar abschalten.“
Daher fordert Habeck zusätzliche Kapazitäten – einschließlich der bereits geplanten LNG-Terminals vor Rügen.
Kommentar: Habeck hat auf der einen Seite Recht, wenn unsere Nachbarn in eine Zwangslage geraten, gehört es zur europäischen Solidarität, dass wir diese unterstützen. In diesem Fall würden wir laut Habeck es so weit gehen, dass wir unsere Industrie abschalten würden, die – legt man die PMI zugrunde - am stärksten im Euroraum unter dem Ukrainekrieg leidet.
Es gilt aber in Europa auch das Subsidiaritätsprinzip: zuerst hilft man sich selbst, bevor man Dritte um Unterstützung bittet. Bei dem Aufbau der LNG-Terminals und Speicher besteht aufgrund der hohen Unsicherheit die Gefahr der Schaffung von Überkapazitäten, so unter anderem die Aussagen des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln. Habeck sagt selbst, dass es kein Szenario gibt, wie es weiter geht.
Die Kosten für die Terminals werden auf 6,4 Milliarden Euro geschätzt. Wenn wir unter hohen Aufwand und Kosten einen Teil dieser Kapazitäten für unsere Nachbarn aufbauen, wäre es nur fair, wenn sich diese auch an den Kosten beteiligen oder wir Ihnen die Möglichkeit geben, eigene Projekte an unserer Küste zu tätigen. Gibt es dazu bereits Verhandlungen oder zahlen wir de facto zu 100 % die Kosten einer Versicherung für unsere Nachbarn? Alternativ ist die Frage zu stellen, ob ein vordefinierten Lastenausgleich aus Europa zugunsten unserer Industrie stattfindet, wenn es zu Abschaltungen im nächsten Jahr kommen sollte, so dass Planungssicherheit für die Unternehmen gewährleistet ist.
Seit dem Unterschreiten unter 1,07 ist der Bias des EUR gegenüber dem USD neutral.
Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag wünscht Ihnen
© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.