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Die Federal Reserve erhöht die Leitzinsen – Blick auf den brasilianischen Markt

27.07.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1101 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1046 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,83. In der Folge notiert EUR-JPY bei 155,22. EUR-CHF oszilliert bei 0,95396.


Die Federal Reserve erhöht wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte

In der Handelszeit vor der Pressekonferenz der Federal Reserve herrschte etwas Nervosität. Viele Marktteilnehmer stellten Positionen glatt und bewegten sich an die Seitenline, erfüllt von der Sorge, dass die Notenbanker sich alle Optionen offen halten und erst nach der Sommerpause eine Entscheidung über die erwartete Zinspause fällen. Sie sollten mit ihrer Einschätzung Recht behalten. Jerome Powell betone auf die unterschiedlich gestellten Fragen der Journalisten wie ein Uhrwerk, dass

1. die Federal Reserve ihre Entscheidung von Sitzung zu Sitzung und in Abhängigkeit von der Datenlagen treffen würde,

2. kein Automatismus vorhanden sei, nach dem die Abstände zwischen Zinserhöhungen gesetzt werden,

3. die Kerninflationsrate für die Zinsentscheidung von höherer Bedeutung ist als die volatilere Inflationsrate, die Nahrungsmittel- und Energiepreise mit beinhaltet.

4. er sich sowohl einen Zinsschritt im September wie auch eine Zinspause vorstellen könne.

5. er sich nicht vorstellen könne, dass bereits in diesem Jahr die Zinsen gesenkt werden.

Mit diesen Punkten wiederholte er seine Aussagen der letzten Pressekonferenzen. Neu war, dass laut Powell die Ökonomen der Fed angesichts der jüngsten Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft nicht mehr mit einer Rezession im Jahr 2023 rechnen, sondern nur noch mit einer spürbaren Verlangsamung des Wachstums ab Ende dieses Jahres. Passend dazu wurde in der vorab veröffentlichten Erklärung das Wirtschaftswachstum nicht mehr als "bescheiden", sonders als
"moderat" bezeichnet.

Kommentar: Powell blieb konsequent seiner Linie der letzten Monate treu und ist bisher damit – als Zwischenfazit – erfolgreich. Die nächste Zentralbanksitzung wird vom 19. - 20. September stattfinden, so dass die Inflationsdaten vom August und September in die Sitzung mit einfließen werden. Bis dahin ässt die Notenbank die Marktteilnehmer über die nächsten Schritte spekulieren, wobei nur die Möglichkeiten der Zinserhöhung oder –pause einander gegenüberstehen. Die Unsicherheit hierüber ist gewollt, denn sie hat einen dämpfenden Effekt auf Spekulationsblasen.

Ohne diese würde ein Teil des Marktes bereits auf Zinssenkungen hoffen und sich entsprechend positionieren, was noch zu früh wäre und einer unerwünschten Marktvolatilität führen kann. Es fällt nicht nur das Wirtschaftswachstum stärker als erwartet aus, auch die Outputpreise im Servicesektor, die eng mit den Löhnen korrelieren, sind zuletzt wieder angestiegen. Der Weg, bis die Wirtschaft sich abkühlt und Zinssenkungen auf der Tagesordnung stehen, ist länger als von vielen antizipiert.



Ein Blick auf den brasilianischen Aktienmarkt

Während die US-Märkte wie auch die europäischen Indizes in diesen Jahr bereits sehr gut gelaufen sind und die Anleger oft wegen des politischen Risikos Investments in China meiden, mag sich ein Blick nach Lateinamerika lohnen. Wir hatten bereits gestern an dieser Stelle berichtet, dass Brasilien seitens des Internationalen Währungsfonds die höchste Aufwärtsrevision aller untersuchten Länder erhalten hat. Erwartet wird ein Wachstum von 2,1%, bei einer vorherigen Einschätzung von 0,9%. Lassen Sie uns daher auch einen Blick auf den dortigen Aktienmarkt werfen.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung


Von der technischen Seite her ist der Aktienmarkt dabei, ein Kaufsignal zu generieren. Hierfür ist ein nachhaltiges (!) Überschreiten der Widerstandszone um die 120.000 Punkte notwendig.Fundamental ist der Markt günstig bewertet. Das KGV auf Basis der Bloomberg-Schätzungen befindet sich in einem historisch niedrigen Bereich. Im Vergleich mit anderen Märkten liegt das KGV nach Bloomberg Schätzungen (BEst P/E-Ratio) im 85. Perzentil, das Preis-Buchverhältnis im 65. Auf die hohe Eigenkapitalrendite des Marktes sollte man nicht alleinig abstellen (98 Perzentil), diese ist mit einer entsprechenden Verschuldung (1 Perzentil) erkauft.

Der Grund für die aktuell günstige Marktbewertung ist insbesondere der restriktiven Geldpolitik geschuldet. Da die Inflation, wie auch die jüngsten Daten aufzeigten, auf dem Rückzug ist, öffnet dies der brasilianischen Zentralbank Spielraum in der Geldpolitik, den sie vermutlich auch nutzen wird. Eine geringere Zinsbelastung und verbesserte Diskontierungsfaktoren könnten folglich den Markt weiter nach oben bewegen.

Auch auf der strukturellen Ebene deuten sich Besserungen an. Aktuell versucht die Regierung, eine Reform des brasilianischen Steuersystems durch das Unterhaus zu bringen, was mittelfristig positive Auswirkungen haben sollte.

Neben dem für Lateinamerika typisch erhöhtem Länderrisiko verbleiben bei einer Investition Sonderrisiken aufgrund des El Nino Wetterphänomens, von dem Brasilien in diesem Jahr betroffen sein sollte. Fraglich ist nur, wie groß die Auswirkungen sein werden. Schaden droht insbesondere dem Agrarsektor. Im Gesamtblick erscheint mir das Chance- / Risikoverhältnis trotzdem positiv, es ist auf jeden Fall prüfenswert, ob eine Anlage in den Gesamtkontext eines
Portfolios passt.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,0820 – 1,0850 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe



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