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Aktienmärkte unter Druck – Die USA verlieren ihr AAA-Rating – Zinssenkung in Brasilien

03.08.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0934 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0918 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,34. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,72. EUR-CHF oszilliert bei 0,95979.

An den US-Aktienmärkten kam es gestern zu deutlichen Verkäufen, nachdem die ADP Zahlen zum Arbeitsmarkt veröffentlicht wurden. Die privaten Arbeitgeber haben im Juli 324.000 neue Stellen geschaffen. Dies ist zwar weniger als die 497.000 Stellen im Vormonat, aber deutlich mehr als die von Analysten erwarteten 190.000 Stellen. Damit breitete sich Sorgen über die zukünftige Geldpolitik der Federal Reserve aus. Passend hierzu revidierte die erste große Wall-Street-Bank ihre Rezessionsprognose. Die Bank of Amerika verwies zur Begründung auf die niedrige Arbeitslosigkeit znd den nachlassenden Preisdruck.

Auch heute morgen bleibt der Verkaufsdruck, zumindest an vielen asiatischen Märkten, hoch. Die Aktienindizes in Japan, Australien, Südkorea und Hongkong gaben allesamt spürbar nach, während die Märkte auf dem chinesischen Festland nur geringe Verluste verzeichneten. Positiv wirkten hier, dass weiter Gerüchte über eine baldige zusätzliche staatliche Unterstützung im Umlauf sind und die PMI Service Daten positiv ausfielen. Der zugehörige Index stieg von 53,9 auf 54,1 und übertraf damit die Erwartungen der Analysten, die bei 52,4 lagen.


Die USA verlieren ihr AAA-Rating bei Fitch

Die Ratingagentur Fitch hat das Bonitätsrating der USA von AAA auf AA+ gesenkt. Damit werden die USA sowohl von Fitch als auch von S&P Global Ratings mit AA+ bewertet. Fitch ließ in einer Stellungnahme verlauten: "Die Herabstufung des Ratings der Vereinigten Staaten spiegelt die erwartete fiskalische Verschlechterung in den nächsten drei Jahren, eine hohe und wachsende Staatsverschuldung und die Erosion der politischen Führung im Vergleich zu 'AA' und 'AAA' bewerteten Vergleichsländern in den letzten zwei Jahrzehnten wider."

In einer ersten Reaktion zogen Treasury Futures an und der US-Dollar gab etwas nach, im Laufe des Handels beruhigte sich die Lage aber wieder.

Kommentar: Fitch und S&P haben bei einer reinen Betrachtung der Datenlage mit dem Kreditrating der USA einen großzügigen Umgang. Schauen wir in der folgenden Tabelle, die die Daten der Länder der Developed Marktes vergleicht, auf die Faktenlage:

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung


Mit einem Schuldenstand von 136,22% zum BIP sind die USA eines der Länder mit der höchsten Verschuldung der entwickelten Staaten. Das Budgetdefizit von 8,5% zum BIP ist sportlich. Die Credit Default Swaps (CDS), die den Preis zur Absicherung eines Zahlungsausfalls anzeigen, sind moderat bepreist. Die USA spielen allerdings auch hier nicht in der Liga der Länder mit absoluter TOP-Bonität wie Deutschland, Dänemark oder Australien. Nimmt man die CDS als Ausgangsbasis, wäre in der Vergleichsgruppe ein AA-Rating angebracht. Auf Basis der Schuldenstandes und der Verschuldungsgeschwindigkeit wäre auch ein geringeres Rating vertretbar.

Was spricht für die aktuelle Rating-Einschätzung der Agenturen?

Erstens ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit – wir berichteten in der letzten Woche im Vergleich zu Deutschland – hoch. Die Strukturen im Land werden zudem aktuell mit einem Kraftakt verbessert. Zweitens haben die USA keine Fremdwährungsschulden, im Zweifel ist die Federal Reserve immer über die Geldschöpfung in der Lage, das Land vor einem Zahlungsausfall zu schützen. Drittens haben die USA die Weltleitwährung inne.

Solange dieser Status besteht, ist hieraus ein Ratingbonus abzuleiten. Zwar werden entsprechende Strukturen in Asien aufgebaut, um die Hegemonie des US-Dollar zu umgehen, solange diese sich aber nicht in breiter Front durchsetzen, sind sie für die Bewertung unerheblich.


Sollte der Leitwährungsstatus ernsthaft in Frage stehen, würde – bei der derzeitigen Verschuldungsgeschwindigkeit des Landes – auch das US-Rating auf den Prüfstand gehören. Eine solche Situation stellt zwar ein mögliches zukünftiges Szenario dar, ist aber aktuell für die Asset Allokation an den Kapitalmärkten irrelevant.

Neben diesen Argumenten kommen sehr praktische Erwägungen hinzu: es gibt zum US-Staatsanleihemarkt aus Sicht von Fondsmanagern keine Alternative. Kein anderer Markt auf der Welt bietet eine so hohe Liquidität wie der US-Markt.



Update: Zinssenkung in Brasilien

In unserem Report vom 27.07.2023 warfen wir einen Blick auf den brasilianischen Aktienmarkt, der dabei war, ein technisches Kaufsignal zu generieren und aus unserer Sicht auch fundamental attraktiv ist. Weitere Unterstützung für den Markt kam heute Nacht von der brasilianischen Zentralbank, die ihre Leitzinsen überraschend um 50 BP auf 13,25 % gesenkt hat. Erwartet worden war eine Zinssenkung um 25 BP. Bereits im Vorfeld der Entscheidung erzielte der Markt gestern eine relative Outperformance gegenüber den westlichen Märkten mit einem im Vergleich geringen Verlust von -0,32 %.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,0820 – 1,0850 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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