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Schulden, Währungsentwertung & Krieg – Die zeitlosen Grundpfeiler des Scheiterns

09.11.2023  |  Matt Piepenburg
In diesem Artikel folgen wir der Schnipselspur aus simplen Zahlen und Anleihemarktsignalen, die uns zu einem häufig erwähnten Muster führt, das zeigt, wie einst große Nationen ganz viel Größe verlieren.


Schulden zerstören Nationen

Sobald sie den Rubikon zwischen "extrem" und "einfach nur Wahnsinn" überschritten haben, zerstören Schulden ganze Nationen. Man frage nur in den früheren spanischen, britischen oder niederländischen Reichen nach. Oder man frage die Deutschen über die Zeit zwischen beiden Weltkriegen. Man frage auch die Jugoslawen der 1990er Jahre oder einen Historiker für das Alte Rom oder aber einen Händler im heutigen Argentinien.

Die Geschichte ist immer so ziemlich die gleiche, allein die Bühnen oder die Länge der Stücke variieren.

Der Prozess verläuft, ganz wie Hemingway es beschreibt, zuerst noch langsam, dann aber schlagartig. Teil dieses Prozesses ist auch eine Währungsentwertung, die geradezu gebraucht wird, um den Berg verzweifelt emittierter Schuldtitel irgendwie abtragen zu können, was sich aktuell gut am Beispiel einer weiter steigenden und eben nicht "vorübergehenden" Inflation zeigt.

Anschließend treten wachsende soziale Unruhen ein, in deren Folge es zu verschärften Zentralisierungsbestrebungen seitens der politisch Linken oder Rechten kommt – immer im Namen dessen, "was für uns am besten ist".

Kommt Ihnen das bekannt vor?


Zentralisierung – der letzte, erfolglose Akt

Zentralisierung hat langfristig nie funktioniert, doch das hat noch keinen Opportunisten daran gehindert, es wieder zu probieren. Man schaue sich nur unsere Zentralbanken an.

In einem vielmehr zentralisierten als freien Markt darf allein der Name "Zentralbank" als verräterisches Zeiten hinsichtlich Funktion und Profil dieser Einrichtung gelten. Als private Zentralbanken ihre versteckte Machtfülle, ihre Kontrolle nationaler Märkte und damit die Kontrolle nationalen Wohlergehens allmählich ausweiteten, verkümmerte auch das Konzept freier Preisbildung an den Anleihemärkten (indirekt auch an den Aktienmärkten) zu einer Finanzkreatur, die im heutigen Neofeudalismus, welcher vor langer Zeit echten Kapitalismus ablöste, ganz ausstarb.


Das Spiel der Zentralbanken – Vom temporären Wohlstand zum permanenten Ruin

Wenn Zentralbanken wie die Federal Reserve Zinssätze drücken und tonnenweise Geld drucken, werden Anleihen künstlich gestützt. Sprich: Ihre Preise steigen und ihre Renditen werden gestaucht.

Sind die Renditen niedrig, ist das Zinsniveau niedrig. Somit sind auch die Kreditkosten niedrig. Niedrige Kreditkosten sorgen dafür, dass selbst profitfreie Aktientitel Kredite bekommen, mit denen sie sich weitere Wohlstandsjahre finanzieren – Beispiel: 600%iger Anstieg im S&P nach der Krise von 2008…

Kurz: Die durch Zentralbanken gedrückten Zinssätze sind stabiler Rückenwind für ansonsten zweitklassige Assets.

Wenn Zentralbanken wie die Fed aber die Zinssätze erhöhen (angeblich um "Inflation zu bekämpfen"), stellt sich der gegenteilige Effekt ein: Alles gibt nach und bricht!

Darüber, was schon kaputt ist, was gerade bricht und was weiterhin einstürzen wird, habe ich bis zum Gehtnichtmehr geschrieben und gesprochen; ausführlich gesprochen und geschrieben habe ich zudem über die quantifizierbare Ironie hinter Powells Krieg gegen die Inflation, welcher letztlich noch mehr Inflation bringen wird.

Jau, an Ironien mangelt es nicht in dieser sogenannten Expertenwelt, die kaum mehr ist, als Rentier Rudolphs Insel der nutzlosen Spielzeuge.


Schmerz hinauszögern, verstärkt diesen nur

In normalen marktwirtschaftlichen Zyklen, wo keine Zentralbankunterstützung existiert, steigen und fallen Anleihepreise und folglich die Zinsen ganz natürlich auf Grundlage von natürlicher Nachfrage und natürlichem Angebot.

Kaum zu glauben…

Das führt zu regelmäßigen aber gesunden Momenten "konstruktiver Zerstörung", wie von Mises und Schumpeter es beschreiben, und das heißt konkret: Ausmisten überschuldeter und schrottiger Unternehmungen im Rahmen natürlich auftretender Rezessionen und natürlich auftretender Marktkorrekturen.

Doch irgendwie kamen Zentralbanken auf den Gedanken, dass sich ungewünschte Rezessionen ausschalten ließen, indem man gänzlich ungedecktes Geld druckt und dieses zur Stützung von Anleihen und zur Renditesenkung einsetzt. Sie wissen schon – Schuldenkrise lösen durch noch mehr Schulden und so. Ganz große Klasse…

Das war Hybris oberster Ordnung. Der ganze Mumpitz wurde dann zur Gewohnheit und bekam zur besseren Rechtfertigung auch noch einen schicken Namen – Modern Monetary Theory.


Natürliche Marktkräfte sind stärker als Zentral(bank)kräfte

Doch je länger die Zentralbanken volkswirtschaftliches Leid aufschoben, um Nobelpreise und egostärkende Anerkennung durch Uninformierte zu gewinnen, desto größer wurde das von den Zentralplanern selbst angestaute natürliche Leid (tickende Zeitbombe), obgleich auch sie allmählich erkennen müssen, dass der Anleihemarkt, ähnlich dem Meer, mächtiger ist als eine Truppe nicht gewählter Marktvorsteher.

Und tatsächlich rennen jetzt einige Fed-Offenmarktausschussmitglieder (Kashkari, Bostic, Waller et al.) wie kopflose Hühner durch die Gegend und erklären, die gestiegenen Anleiherenditen seien möglicherweise doch stärker als der Leitzins der Fed.

Mit anderen Worten: Nach Monaten markierter geldpolitischer Strenge sagen sie, dass es mit dem Hochzinsmantra "higher for longer" jetzt vielleicht wirklich genug ist… Die Zentralbanker, so scheint es, erkennen langsam, was informierte Kreditmarktfreaks schon immer wussten, nämlich: Der Anleihemarkt ist stärker als jede Zentralbank.


Der Preis ist heiß

Also: Die Zentralbanker verlieren letztlich die Kontrolle über die künstliche Anleihepreisbildung.

Das heißt auch: Das große Gewicht sinkender Anleihepreise und steigender Renditen / Zinssätze wird letztlich stärkere Wirkung entfalten als die Gelddrucker der Zentralbanken, mit denen diese Anleihen künstlich "gestützt" wurden.

Das sage ich seit Jahren, auch wenn auf Zahlen fokussierte Realisten wie ich von "Journalisten" des Wall Street Journals (WSJ) und der Financial Times (FT) als "Spinner" bezeichnet werden.

Doch seit Kurzen äußern sich selbst die feinen Leute vom WSJ oder der FT offen besorgt darüber, dass das UST-Angebot die natürliche Nachfrage bei Weitem übersteigt, was einen Anleihepreisverfall und einen fatalen Anstieg der Anleiherenditen nach sich zieht, den die Zentralbanker eigentlich sicher unter Kontrolle geglaubt hatten. Seit Jahren warnen wir davor – und jetzt hat sich dieses groteske Angebot/Nachfrage-Missverhältnis in den letzten Monaten einfach nur exponentiell verschärft.



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