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Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Oktober 2008

12.11.2008  |  Redaktion
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Bei Nickel liegt diese Zahl im Bereich von 80.000 Tonnen, und somit bei etwa 6% der Welt-Jahresproduktion. Ebenso werden viele Minenprojekte verschoben oder eingestellt, weil die eingeschränkte Kreditvergabe des Finanzsektors infolge der Finanzkrise bei einigen Projekten die ursprünglich angedachte Finanzierung schlichtweg unmöglich gemacht hat. So kündigte der Vale-Konzern - nach Norilsk Nickel der weltweit zweitgrößte Nickelproduzent - an, seine beiden Großprojekte Onca Puma (Brasilien) und Goro (Neukaledonien) um 6 Monate zu verschieben und deren Anlaufphasen hinauszuzögern. Ebenso kündigte man an, die Eisenerzproduktion aufgrund der wegbrechenden Stahlnachfrage um 20% zu senken.

Trotz dieser Ankündigungen gehen wir derzeit davon aus, dass sich alle von uns beobachteten Industriemetall-Märkte im Jahr 2009 im Überschuss befinden werden. Dies liegt vor allem daran, dass die Angebotsseite kurzfristig nicht so elastisch wie die Nachfrageseite reagieren kann. Dies gilt vor allem für kleinere, schlecht diversifizierte Minenbetreiber, die darauf angewiesen sind, ihre Produktion beizubehalten, da Minenschließungen erhebliche Fixkosten mit sich bringen. Alles in allem glauben wir, dass in einigen Industriemetallen (Nickel, Zink, Aluminium) erhebliche Überkapazitäten geschaffen wurden. Die Preise dürften längere Zeit auf diesen Niveaus verharren bis genügend Angebot ausgegrenzt ist. Bis dahin dürften die Marktüberschüsse die weltweiten Lagerbestände nach oben treiben. Auch in früheren Rezessionsphasen der letzten 30 Jahre kam es regelmäßig zu einem erheblichen Lageraufbau. Allerdings vollzieht sich dieser Aufbau dieses Mal von einem recht niedrigen Ausgangsniveau.


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Für Nickel und Zink hatten wir hohe Marktüberschüsse bereits in unserem Kapitalmarktausblick im Januar 2008 antizipiert. Bei Aluminium wurden wir von der Größenordnung der Überschüsse überrascht, da Anfang des Jahres noch der erhebliche Kostendruck durch steigende Energiepreise und Produktionsausfälle in Südafrika im Vordergrund standen. Wir glauben, dass gerade in diesem Metall große Lagerbestände "unsichtbar" von Produzenten und Spekulanten gehalten wurden, die jetzt wieder ihren Weg in die Lagerhäuser der großen Metallbörsen finden. So ist alleine der Aluminiumbestand an der LME im Laufe des Jahres 2008 um etwa 600.000 Tonnen angewachsen.

Aus fundamentaler Sicht besitzen die Basismetalle in den nächsten 6-12 Monaten nur geringe absolute Preischancen. Allerdings ist der Kursverfall bei einigen Metallen schon sehr weit fortgeschritten. So fiel Nickel seit seinem Hoch im Laufe des Jahres 2007 ($55.000/Tonne) im Oktober 2008 bis auf $9.000/Tonne, was einem Verlust von etwa 85% entspricht. Darüberhinaus haben gerade Global Macro Hedgefonds erhebliche Shortpositionen in den Basismetallen aufgebaut, die heftige, aber voraussichtlich nur kurz andauernde Short-Covering Rallyes auslösen können.

Innerhalb des Edelmetallsektors kam es im Oktober zu erheblichen Divergenzen. In der ersten Monatshälfte konnte Gold seinem Ruf als „Hort der Sicherheit“ noch gerecht werden, als es bis auf 930 US-Dollar je Unze stieg, während sich die Aktien- und industrienahen Rohstoffmärkte im Sinkflug befanden. In Euro konnte Gold sogar ein neues Allzeithoch bei etwa 694 Euro / Unze erzielen. In diesem Zeitraum wurden die anderen Edelmetalle jedoch massiv abverkauft, was dazu führte, dass Gold nun wieder recht teuer im Vergleich mit den anderen Edelmetallen ist. Seit Mitte des Jahres ist das Gold-Silber-Ratio von etwa 52 bis auf etwa 84 angestiegen. Damit ist aus unserer Sicht ein günstiges technisches Einstiegsniveau für Silber Long gegen Gold Short gegeben. Auf absehbare Zeit sollte sich das Gold-Silber-Ration in einer breiten Trading-Range zwischen 60 und 80 aufhalten.


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In der zweiten Monatshälfte brach schließlich auch der Goldpreis ein. Dies ist u.a. dem Umstand geschuldet, dass Gold als Absicherung gegen Inflation kurzfristig wenig attraktiv ist. Der Konjunktureinbruch und die stark gefallenen Preise werden in den kommenden Monaten für einen kräftigen Rückgang der Inflationsraten sorgen. Vor diesem Hintergrund sind auch die Inflationserwartungen deutlich zurückgenommen worden. Der aus unserer Sicht beste Indikator dafür ist die Differenz zwischen nominaler Rendite herkömmlicher Anleihen und die reale Rendite inflationsgesicherter Anleihen, die sogenannte „Break Even Inflationsrate“. Diese bewegte sich in den USA bei 10-jährigen Anleihen in der ersten Jahreshälfte recht konstant zwischen 2% und 2,5%. Die Ereignisse der letzten Wochen ließen die Break Even Rate jedoch auf unter 1% kollabieren. Sinngemäß bedeutet dies, dass die Märkte auf Sicht der nächsten 10 Jahre lediglich eine durchschnittliche US-Inflationsrate von weniger als 1% erwarten.


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