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Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Oktober 2008

12.11.2008  |  Redaktion
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Ebenso sehen wir die realisierbaren Erträge bei Mais geringer an als dies vom USDA momentan unterstellt wird. Aufgrund der ausgeschwemmten Düngemittel während den Überflutungen gehen wir auch hier davon aus, dass das USDA während der nächsten drei Monate Anpassungen auf tiefere Levels vornehmen wird. Als Vergleichsmaßstab kann das Marketingjahr 1993/94 herangezogen werden. Damals fanden die letzten schweren Überflutungen statt, die das Ausmaß der diesjährigen Schäden übertrafen. Ein 1:1 Vergleich ist deshalb nicht angebracht, dennoch wurden auch damals die großen Ertragsreduktionen, vor allem bei Mais, erst im späteren Verlauf der Berichtsperiode vom USDA vorgenommen.


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Hinsichtlich der Aufteilung der Ackerflächen zwischen Sojabohnen und Mais in den USA im kommenden Marketingjahr erwarten wir eine Umkehr des letztjährigen Ackerflächenshifts von Mais zu Sojabohnen. Sowohl bei Sojabohnen als auch bei Mais befinden sich die stocks-to-use Ratios nicht mehr auf extrem kritischen Niveaus, sodass die Bauern der normalerweise üblichen Ernterotation folgen dürften. Dennoch dürfte keine der beiden Anbauvarianten im Anschluss so hohe Lagerbestände aufbauen können, dass diese komfortablen Niveaus entsprächen. Somit sollten sowohl die Mais- als auch die Sojabohnenpreise künftig unterstützt werden. Zum einen durch die weiterhin bestehende Konkurrenz um Ackerfläche im Vorfeld der Saatgutausbringungen im Frühjahr 2009 und zum anderen durch die erneute Aufnahme einer aktuell nicht vorhandenen Wetterprämie in die Marktpreise. Kurzfristig ist auffällig, dass seit geraumer Zeit täglich kurz vor Handelsschluss Positionen veräußert werden, was auf Liquidationen von passiven Indexprodukten hindeutet.

Auf der Nachfrageseite erwarten wir im Zuge des weltweiten Konjunktureinbruchs nur geringe Rückgänge im Nahrungsmittelbereich, da sich dieser relativ unelastisch gegenüber sinkenden Einkommen verhält. Die Futtermittelnachfrage hingegen dürfte stärker betroffen sein, wobei insgesamt ein Vergleich mit früheren Rezessionen aufgrund der unterschiedlichen globalen Ausgangslage nicht aufschlussreich ist, da der jüngste Bedeutungszuwachs der Schwellenländer als auch der alternativen Biotreibstoffe die Aussagekraft einer vergleichenden Beurteilung vermindern. Bei den legislativ verankerten Biokraftstoffmengen rechnen wir im kommenden Marketingjahr mit keinen Reduktionen, da sich John McCain, der im US-Präsidentschaftswahlkampf erhebliche Einschnitte der staatlichen Subventionen gefordert hatte, nicht gegen Barack Obama durchsetzen konnte, der die bisherige politische Vorgehensweise unterstützt. Der seit seinem Hoch Mitte Juli 2008 um nahezu 60% gefallene Ölpreis sollte jedoch die Herstellung von über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehenden Produktionsmengen erschweren.

Dennoch dürfte die Nachfrageentwicklung bei Sojabohnen und Mais wesentlich dynamischer bleiben als bei Weizen und Baumwolle, deren Nachfrageentwicklung aufgrund ihrer überwiegenden Verwendung in der Textilindustrie wesentlich stärker an die internationale Konjunkturentwicklung gekoppelt ist als dies bei den anderen Agrarrohstoffen der Fall ist.


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Einerseits belastet die diesjährige globale Rekordernte den Weizenpreis. Auf der anderen Seite ist jedoch das Preisverhältnis zwischen Weizen und Mais inzwischen wieder auf ein Niveau zurück gefallen, auf dem mit einer Substitution von Mais durch Weizen im Bereich der Futtermittelnachfrage auszugehen ist.


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Wir haben aufgrund des starken Preisrückgangs und der verbesserten relativen Aussichten im Getreidesektor Weizen Anfang Oktober erstmals wieder in unsere Long Only Portfolien aufgenommen. Bei unseren Long/Short Portfolien wurden alle Short-Positionen eingedeckt. Bei Mais und Sojabohnen bleiben wir vorerst deutlich übergewichtet, da wir bei den beiden Agrarrohstoffen von einer technischen Erholung ausgehen und der bevorstehende Wettbewerb um Ackerfläche im nächsten Frühjahr eine relative Stärke begünstigen sollte. Wir sind jedoch bereit, Gewinne mitzunehmen, wenn die von uns erwartete Reduktion des durchschnittlichen Ertrags durch das USDA zu starken Preissprüngen führen sollte und sich gleichzeitig Überschüsse im kommenden Marketingjahr abzeichnen.

Die bisher enttäuschende Performance des Baumwollpreises wurde durch die vom USDA Mitte Oktober veröffentlichten Daten nochmals beschleunigt. Die US-Baumwollexporte, die ca. 75% der US-Gesamtnachfrage betragen, wurden als Reaktion auf das rezessive Umfeld im Verhältnis zum Vormonat um etwas mehr als 10% gesenkt, wodurch das stocks-to-use Ratio gegenüber der ursprünglichen Schätzung um nahezu 10% empor schnellte. Wir sind Baumwolle in unseren Long Only Fonds übergewichtet, da die Kurse stark überverkauft sind und wir beim Baumwollmarkt mit steigenden Notierungen zur Begrenzung weiterer Anbauflächenverluste rechnen. Allerdings sprechen hohe Lagerbestände und eine äußerst unattraktive Terminkurve für eine Reduktion auf Benchmark, sobald uns eine Bärenmarktrallye dazu Gelegenheit geben sollte.

In unseren Long Only Fonds sind wir innerhalb des Soft-Bereichs auch Kaffee und Zucker übergewichtet, die während des letzten Monats mit -13% bzw. -12% deutlich bessere Performanceresultate als der Index aufweisen konnten. Beiden Rohstoffpositionen liegt ein positives fundamentales Bild zugrunde.

Die aktuelle Kaffeeernte in Brasilien erzielt nun zwar ein deutlich besseres Ergebnis als noch vor einem Jahr befürchtet wurde. Im nächsten Jahr befindet sich Brasilien allerding im sog. "off-year", das sich im zweijährigen Zyklus mit dem "on-year" abwechselt und deshalb traditionell zu einer geringeren Ernte führt. Darüber hinaus werden sich auch hier die durch die Finanzkrise hervorgerufene erschwerte Kreditverfügbarkeit und der sich infolge angestiegener Preise reduzierte Düngereinsatz auf die nächsten Erntejahre auswirken, sodass die tiefen Lagerbestände der produzierenden Nationen die künftigen Preisaussichten dominieren werden.

Bei Zucker gehen wir nach der erfolgten Angebotserweiterung und daraus resultierenden erheblichen Überschüssen als Reaktion auf den starken Zuckerpreisanstieg der Jahre 2004 und 2005 im Marketingjahr 2008/09 erstmals wieder von einem leichten Defizit aus. Dies resultiert aus einer geringeren indischen Produktion und einem größeren Verwendungsanteil für Ethanol in Brasilien. Die aktuell hohen Lagerbestände und die vergleichsweise hohen spekulativen Kaufpositionen stehen zwar fulminanten Preissteigerungen entgegen, dennoch erwarten wir bei Zucker aufgrund geringerer Produktionsmengen künftig überdurchschnittliche Renditen. Stuttgart, den 07.11.2008 Tiberius Rohstoff-Research


© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 07.11.2008








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