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Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Oktober 2008

12.11.2008  |  Redaktion
- Seite 7 -
Wie im letzten Marktkommentar beschrieben steigt die Zentralbankgeldmenge in den USA zwar bereits wieder sehr stark an. Dies wird sich voraussichtlich ab dem zweiten Quartal 2009 hochgradig inflationär auswirken. Kurzfristig jedoch dürfte sich Gold im Zuge einer vorübergehenden Markterholung unterdurchschnittlich gegenüber den anderen Edelmetallen entwickeln. Neben Silber sehen wir auch bei Platin und Palladium gute Chancen auf eine relative Outperformance, die darüber hinaus auch absolute Preischancen bietet. Da Platin und Palladium vorwiegend in Fahrzeug-Katalysatoren verwendet werden, schwankt die Nachfrage mit dem Auf und Ab der Autokonjunktur. Gerade hier wurden in den letzten Wochen massive Absatzrückgänge vermeldet. Gleichzeitig liquidierten Investoren zuletzt erhebliche Long-Positionen am Terminmarkt sowie an den physischen Märkten (z.B. bei den Exchange Traded Funds). Platin verlor dadurch seit seinem Hoch im März 2008 bei 2.300 US-Dollar je Unze mehr als 1.500 US-Dollar je Unze. Bei Palladium lesen sich diese Zahlen mit 590 US-Dollar im Hoch und einem vorläufigen Tief bei rund 160 US-Dollar sogar noch dramatischer.


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Wir sind der Ansicht, dass die derzeitigen Preisniveaus bereits attraktiv genug sind, um erste strategische Long-Positionen zu rechtfertigen. Unsere Meinung basiert zum einen auf den Grenzkosten der Produktion, die wir bei Platin oberhalb von 1.000 US-Dollar je Unze ansetzen. Bei Palladium ist eine Abschätzung der Produktionskosten schwieriger, da es häufig als Beiprodukt zu anderen Metallen, bspw. Nickel, gefördert wird. Die historischen Erfahrungen zeigen jedoch, dass bei Palladiumpreisen unter 200 USD je Unze das Angebot des größten Produzenten Norilsk Nickel aus Russland eingeschränkt werden dürfte. Außerdem gehen wir davon aus, dass die infrastrukturellen Probleme in den dominierenden Produzentenländern, Südafrika fördert etwa 80% des weltweiten Platinangebots, wieder stärker in den Vordergrund rücken werden. In 2008 und 2009 dürften Platin und Palladium einen leichten Primärmarktüberschuss aufweisen. Danach rechnen wir aber aufgrund der nun ausbleibenden Investitionen in neue Produktionskapazitäten mit Defiziten. Für Palladium wäre dies erstmals seit etwa 10 Jahren wieder der Fall. Somit dürften bei nachlassender Risikoaversion an den Finanzmärkten beide Metalle auch wieder in das Blickfeld spekulativer Käufer geraten.


Agrarrohstoffe

Bei den Getreiden wurde das globale Angebot als Reaktion auf den starken Preisanstieg der Jahre 2006 und 2007 ausgedehnt. Insbesondere bei Weizen wurden infolge unterdurchschnittlicher Ernten bei den Hauptexporteuren im letzten Marketingjahr Produktionsausweitungen vorgenommen. Dennoch erweisen sich in einigen Anbaugebieten auch in diesem Jahr die Wetterbedingungen als nicht günstig. So wird bspw. in Australien aktuellen Schätzungen zufolge die Weizenernte zwar über den dürrebedingten enttäuschenden Ernteergebnissen der beiden vergangenen Jahre liegen, die ursprünglich erwarteten Ernteprognosen jedoch erneut wegen zu trockenen Witterungsbedingungen im Südosten des Landes um ca. 20% verfehlen. Auch in Südamerika fanden die Bauern keine optimalen Anbaubedingungen vor und reduzierten wegen einer monatelangen Dürreperiode zunächst die Weizenanbaufläche.

Neben der erhöhten Anbaufläche für Sojabohnen in den USA kommt es auch in Südamerika zu Produktionsausweitungen. Da Mais aufgrund eines höheren Düngerbedarfs und stark gestiegener Düngerpreise höhere Inputkosten aufwies, reduzieren viele Farmer den Anbau von Mais zugunsten von Sojabohnen. In ihrem letzten wöchentlichen Bericht schätzt die argentinische Regierung die Sojabohnenanbaufläche nun bis zu 10% über dem Vorjahreswert von 16,6 Millionen Hektar ein. Neben den hohen Kosten für Düngemittel belasten im Agrarbereich fehlende Finanzierungsmöglichkeiten im Zuge der globalen Verwerfungen der Finanzkrise die Produktionsmengen sowie die Exportvolumina der südamerikanischen Produzenten.


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Im kommenden Marketingjahr dürften die Anbauflächen nicht mehr so stark ausgedehnt werden. Bei Weizen stehen einer Erweiterung der Anbaufläche der starke Preisrückgang um ca. 60% seit seinem Hoch Mitte März 2008, die vom US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartete globale Rekordernte in Höhe von 680 Millionen Tonnen sowie die im Verhältnis zu Mais und Sojabohnen hohen stocks-to-use Levels entgegen.

Die Preisentwicklung bei Mais und Sojabohnen dürfte bis zum Ende des Jahres auf die Ernteergebnisse in den USA fokussiert bleiben. Für kurzfristigen Preisdruck sorgten die Ende September veröffentlichten und höher als erwartet ausgefallenen US-Quartalslagerbestände per 1. September sowie Änderungen der US-Angebotseinschätzung im monatlichen WASDE Bericht des USDA. Bei Mais belief sich die Änderung auf eine Erhöhung des erwarteten Ertrags/Acre um 1,7 auf 154. Große Verwunderung und Ungläubigkeit riefen die Adjustierungen bei Sojabohnen bei den Marktteilnehmern hervor. Zum einen wurde im aktuellen Marketingjahr die angebaute Fläche trotz der Schäden infolge der Überschwemmungen im Juni dieses Jahres um 2,2 Mio. Acres erhöht.

Zum anderen wurde sowohl der Ertrag/Acre um 0,5 als auch die geerntete Fläche um 1,3 Mio. Acres im vergangenen (!) Marketingjahr gesteigert. Dies führte in der Summe sowohl bei Mais als auch bei Sojabohnen zu deutlich höheren Lagerbeständen am Ende des vergangenen Marketingjahrs und relativierte die bis dahin unterstellten äußerst tiefen stocks-to-use Ratios. Die Daten des USDA unterminierten die technische Bodenbildung und leiteten bei beiden Rohstoffen eine erneute Abwärtsbewegung ein. Ende Oktober sah sich das USDA dann zu einer Korrektur der Korrektur gezwungen. In einem außerplanmäßigen Bericht wurden die Steigerungen auf der Angebotsseite teilweise wieder zurückgenommen. Dieser Vorgang bestätigt einmal mehr, dass die Daten des USDA mit einer gesunden Portion Skepsis aufgenommen werden sollten.

So sind wir nach wie vor der Meinung, dass in den kommenden Monaten weitere Korrekturen der Erträge je Acre durch das US-Landwirtschaftsministerium erfolgen werden. Zwar verliefen die Wetterbedingungen nach den Überschwemmungen im Juni deutlich besser als zunächst vom Markt unterstellt wurde. Sowohl die Sojabohnen - als auch die Maisernte hatten weitestgehend bereits die kritischen Stadien überschritten bevor vereinzelte Herbstfröste auftraten. Das USDA hat zwar bei den Sojabohnen inzwischen mehrmals den Ertrag auf das Niveau, das wir nach den Überschwemmungen angenommen hatten, gesenkt. Aufgrund schlechterer als zunächst angenommener Ernteergebnisse in einigen Teilen des Landes erwarten wir heute jedoch nochmals eine geringe Korrektur nach unten.






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