Ein kurzer Blick auf das große Bild enthüllt so manchen Irrsinn
03.02.2010 | Claus Vogt
"Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel."
Friedrich Nietzsche
Friedrich Nietzsche
An den Aktienmärkten ist es trotz der vielen technischen Schwächezeichen bisher nicht zu einer größeren Korrektur gekommen. Stattdessen schoben sich die Märkte in einer wenig dynamischen und von sehr geringen Umsätzen begleiteten Bewegung weiter nach oben. Der S&P 500 notiert aktuell 3% bis 5% oberhalb der mehrwöchigen Seitwärtsbewegung, die den November und Dezember 2009 zu zwei der langweiligsten Börsenmonaten machten, mit denen wir es in den vergangenen Jahren zu tun hatten.
Kurzfristig stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob diese Seitwärtsbewegung als besonders milde Ausprägung einer Korrektur interpretiert werden muss, die mit der Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage beendet wurde. Gegen diese bullishe Interpretation sprechen nicht nur die bereits erwähnte mangelnde Dynamik und die geringen Umsätze, sondern auch der in den Sentimentindikatoren zum Ausdruck kommende hohe Grad an Börsenoptimismus und Sorglosigkeit.
S&P 500, Momentumindikator, Umsätze, 2009 bis 2010
Wir sehen weiterhin kurzfristigen Korrekturbedarf. Quelle: www.decisionpoint.com
[1] EMA(20) 1125.31, EMA(50) 1104.98, EMA(200) 1034.68 [2] PMO + 1.33, EMA(10) + 1.18 [3] Volume 3,476,930,048, EMA(50) 3,630,252,032
Wir sehen weiterhin kurzfristigen Korrekturbedarf. Quelle: www.decisionpoint.com
[1] EMA(20) 1125.31, EMA(50) 1104.98, EMA(200) 1034.68 [2] PMO + 1.33, EMA(10) + 1.18 [3] Volume 3,476,930,048, EMA(50) 3,630,252,032
Die von Investors Intelligence vorgenommene Auswertung der amerikanischen Börsenbriefe zeigt bereits seit sieben Wochen, dass die Zahl der Bullen die der Bären um das Dreifache übersteigt. Die Put-Call-Ratios bestätigen diesen Befund. Marktkorrekturen können insbesondere in starken Haussephasen durchaus in Form einer Seitwärtsbewegung stattfinden. Allerdings zeichnet sich auch diese eher ungewöhnliche Variante normalerweise durch nachlassenden Börsenoptimismus aus. Die Sentimentindikatoren sprechen also gegen das Szenario einer bereits abgeschlossenen Korrektur und favorisieren kurzfristig fallende Kurse.
Mittelfristig bleibt das Bild aber bullish
An meiner bullishen mittelfristigen Prognose hat sich nichts verändert, im Gegenteil. Ich rechne weiterhin mit einer Fortsetzung der im März 2009 begonnenen Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten. Das Ende dieser Hausse erwarte ich erst Mitte des laufenden Jahres. Dieses für die kommenden Monate bullishe Szenario wurde in den vergangenen Tagen durch die amerikanische Advance Decline Statistik ebenso bestätigt wie durch die Statistik der Anzahl der Aktien, die ein 52-Wochen-Hoch erreicht haben.
Sowohl die Advance-Decline-Linie als auch die Advance-Decline-Umsatzlinie der NYSE haben ein neues zyklisches Hoch erreicht. Mit der Beseitigung der negativen Divergenz bestätigen diese wichtigen Indikatoren den mittelfristigen Aufwärtstrend. Anfang Januar erreichten 291 der an der NYSE gelisteten Aktien ein neues 52-Wochen-Hoch. Diese Größenordnung muss ebenfalls bullish interpretiert werden.
Die drei genannten Kennzahlen sind für die technische Beurteilung des Börsenzyklus’ überaus wichtig. Fast jede Baisse wurde durch negative Divergenzen dieser Indikatoren angekündigt. Ihr derzeitiges Verhalten signalisiert uns, dass die Hausse auch nach der nächsten größeren Korrektur weitergehen wird. Folglich betrachte ich eine solche Korrektur als Kaufgelegenheit.