Martin Wolf warnt vor neuer, heftiger Finanzkrise
03.06.2016 | Mark O’Byrne
Martin Wolf hat in einem von der Financial Times veröffentlichten Artikel angesichts der Funktionsweise des Finanzsystems und unseres modernen, auf Mindestreserven beruhenden Bankensystems vor einer neuen Finanzkrise gewarnt. Wolf fragt, ob es zu einer "weiteren enormen Finanzkrise" kommen wird und bejaht das anschließend. Er weist darauf hin, dass ein Zusammenbruch der Banken aufgrund deren Konzeption bereits vorprogrammiert sei.
Er warnt zudem, dass ein System, welches auf unhaltbaren Versprechen basiert, zwangsläufig wieder und wieder kollabieren muss:
"Wird es zu einer weiteren enormen Finanzkrise kommen? Wie Hamlet schon über den Fall eines Sperlings sagte: 'Wenn's jetzt geschieht, braucht's nicht zu kommen; wenn es nicht geschieht, so wird's doch kommen: Gefaßt sein, das ist alles.' Genauso verhält es sich auch mit den Banken. Sie sind konzipiert, um zusammenzubrechen. Also werden sie mit Sicherheit auch zusammenbrechen.
Ein kürzlich erschienenes Buch befasst sich nicht nur mit dieser Tatsache, sondern auch mit einer radikalen und originellen Lösung. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Werk vor allem dadurch, dass sein Verfasser vor und während der Krise zum Herz des finanziellen Establishments gehörte. Der Autor ist Lord Mervyn King, der frühere Gouverneur der Bank of England, und der Titel des Buches lautet 'The End of Alchemy'.
Der Titel ist treffend gewählt: Alchemie ist der Kern des Finanzsystems. Überdies ist das Bankenwesen, wie auch die Alchemie, eine Idee des Mittelalters gewesen, jedoch eine, die wir noch nicht verworfen haben. Doch nun sei es an der Zeit, schreibt Lord King.
Er merkt an, dass 'der Glaube, dass bei einer Bank verwahrtes Geld jederzeit abgehoben werden kann, wenn der Einleger das wünscht' Alchemie sei.
Dabei handelt es sich in zweierlei Hinsicht um einen Trick, der das Vertrauen der Bevölkerung ausnutzt: Das Prinzip funktioniert nur, wenn das Vertrauen in das Bankenwesen stark ist, und es ist gleichzeitig betrügerisch. Kreditinstitute machen Versprechen, die sie unter bestimmten und mit hoher Wahrscheinlichkeit eines Tages eintretenden Umständen nicht halten können. In guten Zeiten ist das ein lukratives Geschäft. In schlechten Zeiten muss der Staat zur Rettung eilen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Finanzinstitutionen so groß und profitabel geworden sind."
Sein Lösungsvorschlag für diese gefährliche Alchemie ist es, die Zentralbanken zu Pfandleihern der letzten Instanz zu machen. Das scheint zumindest vernünftiger, als das riskante, die Deflation begünstigende Experiment der Bankenrettung mit Hilfe von Bail-ins und der Konfiszierung von Bankeneinlagen, von dem nicht nur Privatpersonen und Familien, sondern ab einem gewissen Einlagenniveau auch Unternehmen beliebiger Größe betroffen wären.
Wolf schließt sich damit zahlreichen anderen Investment- und Finanzexperten - einschließlich des japanischen Premierministers - an, die vor einer bevorstehenden globalen Finanzkrise warnen. Die Frage ist nicht, ob es geschieht, sondern wann.
Hier können Sie den vollständigen Artikel (auf Englisch) lesen.
© Mark O'Byrne
www.goldcore.com
Dieser Artikel wurde am 2. Juni 2016 auf www.GoldCore.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Er warnt zudem, dass ein System, welches auf unhaltbaren Versprechen basiert, zwangsläufig wieder und wieder kollabieren muss:
"Wird es zu einer weiteren enormen Finanzkrise kommen? Wie Hamlet schon über den Fall eines Sperlings sagte: 'Wenn's jetzt geschieht, braucht's nicht zu kommen; wenn es nicht geschieht, so wird's doch kommen: Gefaßt sein, das ist alles.' Genauso verhält es sich auch mit den Banken. Sie sind konzipiert, um zusammenzubrechen. Also werden sie mit Sicherheit auch zusammenbrechen.
Ein kürzlich erschienenes Buch befasst sich nicht nur mit dieser Tatsache, sondern auch mit einer radikalen und originellen Lösung. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Werk vor allem dadurch, dass sein Verfasser vor und während der Krise zum Herz des finanziellen Establishments gehörte. Der Autor ist Lord Mervyn King, der frühere Gouverneur der Bank of England, und der Titel des Buches lautet 'The End of Alchemy'.
Der Titel ist treffend gewählt: Alchemie ist der Kern des Finanzsystems. Überdies ist das Bankenwesen, wie auch die Alchemie, eine Idee des Mittelalters gewesen, jedoch eine, die wir noch nicht verworfen haben. Doch nun sei es an der Zeit, schreibt Lord King.
Er merkt an, dass 'der Glaube, dass bei einer Bank verwahrtes Geld jederzeit abgehoben werden kann, wenn der Einleger das wünscht' Alchemie sei.
Dabei handelt es sich in zweierlei Hinsicht um einen Trick, der das Vertrauen der Bevölkerung ausnutzt: Das Prinzip funktioniert nur, wenn das Vertrauen in das Bankenwesen stark ist, und es ist gleichzeitig betrügerisch. Kreditinstitute machen Versprechen, die sie unter bestimmten und mit hoher Wahrscheinlichkeit eines Tages eintretenden Umständen nicht halten können. In guten Zeiten ist das ein lukratives Geschäft. In schlechten Zeiten muss der Staat zur Rettung eilen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Finanzinstitutionen so groß und profitabel geworden sind."
Sein Lösungsvorschlag für diese gefährliche Alchemie ist es, die Zentralbanken zu Pfandleihern der letzten Instanz zu machen. Das scheint zumindest vernünftiger, als das riskante, die Deflation begünstigende Experiment der Bankenrettung mit Hilfe von Bail-ins und der Konfiszierung von Bankeneinlagen, von dem nicht nur Privatpersonen und Familien, sondern ab einem gewissen Einlagenniveau auch Unternehmen beliebiger Größe betroffen wären.
Wolf schließt sich damit zahlreichen anderen Investment- und Finanzexperten - einschließlich des japanischen Premierministers - an, die vor einer bevorstehenden globalen Finanzkrise warnen. Die Frage ist nicht, ob es geschieht, sondern wann.
Hier können Sie den vollständigen Artikel (auf Englisch) lesen.
© Mark O'Byrne
www.goldcore.com
Dieser Artikel wurde am 2. Juni 2016 auf www.GoldCore.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.