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Vabanque Spiel der türkischen Zentralbank

26.04.2018  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2178 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,216 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133,15. EUR-CHFoszilliert bei 1,19661.

In der Türkei ist nicht nur die politische Lage brisant, auch in der Wirtschaft baut sich weitere Spannung auf. Die Zentralbank der Türkei erhöhte die Zinsen für das kurzfristige Liquiditätsfenster von 12,75 % auf 13,50 %. Ziel der Erhöhung ist es, die Abwertung der türkischen Lira aufzuhalten. So gab die Zentralbank als offiziellen Grund die jüngsten Importpreisanstiege an.

Dabei übertraf die Zentralbank die Markterwartungen um 25 Prozentpunkte. Trotzdem reichen diese Maßnahmen nicht aus. Die türkische Zentralbank lag schon in der Vergangenheit "hinter der Kurve" reagierte also reaktiv und nicht proaktiv auf die Inflationsentwicklung und Abwertung ihrerWährung.

Notwendig wäre ein klares Bekenntnis, die Inflation einzudämmen und auch über eine Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes die Währung zu stützen. Eine klar proaktive Haltung einzunehmen, ist aber politisch unmöglich. Der türkische Präsident Erdogan bezeichnet sich selbst als Zinsfeind und befindet sich im Wahlkampf. Er selbst hat dieWahlen in diesem Jahr auf den 24. Juni vorgezogen.

In seinem Interesse liegen niedrige Zinsen, damit die Unternehmen möglichst viel investieren. Die Kosten hoher Inflationsraten übersieht er dabei. Schon der gestrige Schritt der Zentralbank könnte von ihm als Provokation verstanden werden. Sollte er den Schritt harsch kritisieren und eine Entmachtung der Zentralbank androhen, könnte dies wiederum die türkische Lira schwächen. Damit würde das Gegenteil dessen erreicht, was gewollt ist.

Folglich befindet sich die türkische Zentralbank in der Zwickmühle: schwenkt sie sogar auf einen proaktiven Politikstil um, der kurzfristig schmerzlich ist, wird sie vermutlich vom Präsidenten entmachtet. Tätigt sie erst dann Zinsschritte, wenn sie überfällig sind, bekommt sie die Inflation nicht in den Griff.

Der kolportierte Vorschlag der EU, dass das Vereinigte Königreich (VK) in der Zollunion verbleiben dürfe, ist äußerst fair. Er entschärft nicht nur das Problem, eine Regelung für die irische Grenze zu Nordirland zu finden. Er wäre vor allem ein Befreiungsschlag für die britische(!) Wirtschaft. Der Preis, dass London damit nicht mehr selber Handelsvereinbarungen treffen kann, ist im Vergleich gering. Für diese Regelung sprechen sich in London viele Unternehmen, die oppositionelle Labour Party und Abgeordnete der Conservative Party aus.

Gegen den Vorschlag ist die Regierung. Sie möchte selber Handelsvereinbarungen treffen können. Ich frage mich, in welcher Verhandlungsposition sich May gegenüber Dritten in Handelsfragen sieht. Schauen wir noch einmal auf die wichtigsten Außenhandelspartner Großbritanniens. Dies sind im Exportvolumen aus britischer Sicht in Reihenfolge: die USA, Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Irland und China. Alle Länder haben ein größeres BIP als das VK. Die Länder der EU können wir für diesen Zweck als einen Block zusammenfassen.

Glaubt May wirklich, dass sie sich als kleineres Land besser in Handelskonflikten gegenüber größeren Ländern durchsetzen wird, als die gemäß BIP ca. siebenmal so große EU? Schlägt sie sich wirklich gegenüber den USA oder dem selbstbewussten China alleine besser?

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2400-20 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Christian Buntrock
Analyst der Solvecon Invest GmbH



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