Gerät Deutschland im Zollstreit ins Hintertreffen?
23.05.2018 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1759 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,175 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,95. EUR-CHF oszilliert bei 1,16757.
Nach dem bisherigen Verhandlungsstand zwischen China und den USA will die chinesische Regierung zukünftig mehr US-Güter kaufen und so den Handelsüberschuss gegenüber den USA abbauen. Die chinesische Seite wird zudem die Zölle auf Automobile auf 15% senken und so ausländischen Unternehmen einen leichteren Zugang zum chinesischen Markt verschaffen. Ebenso wurden die Zölle auf Automobilteile auf 6% gesenkt. Die US-Seite hingegen verzichtet auf das Erheben von Zöllen auf Einfuhren aus China und wird eine noch nicht spezifizierte zusätzliche Menge an Agrargütern aus den USA nach China exportieren.
Für China sind die USA der wichtigste Exportmarkt. Sie verkauften in 2017 Waren in Höhe von 505 Mrd. USD in die USA. Nach Deutschland werden hingegen nur Güter im Wert von 82 Mrd. Euro exportiert. Auch wenn man die Eurozone in ihrer Gesamtheit betrachtet, sind die USA für China wichtiger. Damit wäre China wohl bereit etwas teurer in den USA und nicht in Europa einzukaufen, um dem großen Nachteil eines Zollstreits auszuweichen.
Sofern sie dabei nur "Waffengleichheit" zwischen den USA und Europa auf dem chinesischen Markt herstellen, wäre dies ordnungspolitisch auch nicht zu kritisieren. Es droht aber das bewusste Schlechterstellen von europäischen Gütern, um den "Deal" mit den USA einzuhalten. Hier wäre Deutschland, das in 2017 Güter in Höhe von 97 Mrd. Euro nach China exportierte, besonders betroffen.
Aufgabe der deutschen und europäischen Politik ist es, vehement und geschlossen für Freihandel an dieser Stelle einzutreten. Angela Merkel hat die Möglichkeit, erste Ergebnisse nach ihremKurzbesuch in China vorzuweisen.
Für die Türkei wird die Lage immer prekärer. Die türkische Lira befindet sich weiter unter enormen Abwertungsdruck, während der Zentralbank politisch die Hände gebunden sind. Von allen Schwellenländern hat die Türkei die höchste Auslandsverschuldung in US-Dollar im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt, wenn man die Schulden des Staates und der Unternehmen berücksichtigt. So gemessen liegt die Verschuldungsquote bei über 65%.
Je stärker die Lira abwertet, desto weiter steigt der Schuldenberg damit an. Dies gilt nicht nur für die gesamt Türkei, sondern auch für einzelne Unternehmen. Es scheint eine Frage der Zeit, bis DU-Dollar nominierte Kredite von Unternehmen nicht prolongiert werden können und es zu ersten Insolvenzen kommt. Unter diesem Druck die Zinsen nicht radikal zu erhöhen, ist so, als wenn das eigene Haus brennt, aber man nicht löscht, weil man Wasser sparen will.
An dieser Stelle möchte auf den uns regelmäßig beschriebenen Zusammenhang zwischen Strukturen und Konjunkturverläufen hinweisen. Die Türkei hatte in den letzten Jahre ein erfolgreiches Wachstumsmodell aufgebaut. Im Zuge eines Konjunkturzyklus es gehört es aber dazu, mit Zinserhöhungen zu überprüfen, ob die Geschäftsmodelle der Unternehmen tragfähig sind.
Dies ist schmerzhaft, aber zwingt die Unternehmen dazu, sich immer wieder an die Gegebenheiten anzupassen. Vor allem werden die nicht tragfähigen Geschäftsmodelle aus einer Volkswirtschaft wieder entfernt. Diesen Prozess nicht zuzulassen, gefährdet das Wachstumspotential einer Ökonomie. Wir können jetzt am Beispiel der Türkei leider die Auswirkungen beobachten, wenn man diesen Auswahlprozess verhindern will. Bleibt zu hoffen, dass Europa im Verlauf des Konjunkturzyklus nicht ähnlich gelagerte Fehler machenwird.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 10 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH
Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Forex-Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Forex-Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Forex-Reports, die in dem Forex-Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Nach dem bisherigen Verhandlungsstand zwischen China und den USA will die chinesische Regierung zukünftig mehr US-Güter kaufen und so den Handelsüberschuss gegenüber den USA abbauen. Die chinesische Seite wird zudem die Zölle auf Automobile auf 15% senken und so ausländischen Unternehmen einen leichteren Zugang zum chinesischen Markt verschaffen. Ebenso wurden die Zölle auf Automobilteile auf 6% gesenkt. Die US-Seite hingegen verzichtet auf das Erheben von Zöllen auf Einfuhren aus China und wird eine noch nicht spezifizierte zusätzliche Menge an Agrargütern aus den USA nach China exportieren.
Für China sind die USA der wichtigste Exportmarkt. Sie verkauften in 2017 Waren in Höhe von 505 Mrd. USD in die USA. Nach Deutschland werden hingegen nur Güter im Wert von 82 Mrd. Euro exportiert. Auch wenn man die Eurozone in ihrer Gesamtheit betrachtet, sind die USA für China wichtiger. Damit wäre China wohl bereit etwas teurer in den USA und nicht in Europa einzukaufen, um dem großen Nachteil eines Zollstreits auszuweichen.
Sofern sie dabei nur "Waffengleichheit" zwischen den USA und Europa auf dem chinesischen Markt herstellen, wäre dies ordnungspolitisch auch nicht zu kritisieren. Es droht aber das bewusste Schlechterstellen von europäischen Gütern, um den "Deal" mit den USA einzuhalten. Hier wäre Deutschland, das in 2017 Güter in Höhe von 97 Mrd. Euro nach China exportierte, besonders betroffen.
Aufgabe der deutschen und europäischen Politik ist es, vehement und geschlossen für Freihandel an dieser Stelle einzutreten. Angela Merkel hat die Möglichkeit, erste Ergebnisse nach ihremKurzbesuch in China vorzuweisen.
Für die Türkei wird die Lage immer prekärer. Die türkische Lira befindet sich weiter unter enormen Abwertungsdruck, während der Zentralbank politisch die Hände gebunden sind. Von allen Schwellenländern hat die Türkei die höchste Auslandsverschuldung in US-Dollar im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt, wenn man die Schulden des Staates und der Unternehmen berücksichtigt. So gemessen liegt die Verschuldungsquote bei über 65%.
Je stärker die Lira abwertet, desto weiter steigt der Schuldenberg damit an. Dies gilt nicht nur für die gesamt Türkei, sondern auch für einzelne Unternehmen. Es scheint eine Frage der Zeit, bis DU-Dollar nominierte Kredite von Unternehmen nicht prolongiert werden können und es zu ersten Insolvenzen kommt. Unter diesem Druck die Zinsen nicht radikal zu erhöhen, ist so, als wenn das eigene Haus brennt, aber man nicht löscht, weil man Wasser sparen will.
An dieser Stelle möchte auf den uns regelmäßig beschriebenen Zusammenhang zwischen Strukturen und Konjunkturverläufen hinweisen. Die Türkei hatte in den letzten Jahre ein erfolgreiches Wachstumsmodell aufgebaut. Im Zuge eines Konjunkturzyklus es gehört es aber dazu, mit Zinserhöhungen zu überprüfen, ob die Geschäftsmodelle der Unternehmen tragfähig sind.
Dies ist schmerzhaft, aber zwingt die Unternehmen dazu, sich immer wieder an die Gegebenheiten anzupassen. Vor allem werden die nicht tragfähigen Geschäftsmodelle aus einer Volkswirtschaft wieder entfernt. Diesen Prozess nicht zuzulassen, gefährdet das Wachstumspotential einer Ökonomie. Wir können jetzt am Beispiel der Türkei leider die Auswirkungen beobachten, wenn man diesen Auswahlprozess verhindern will. Bleibt zu hoffen, dass Europa im Verlauf des Konjunkturzyklus nicht ähnlich gelagerte Fehler machenwird.
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 10 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
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Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande.
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Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.