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Amerika zuerst, Folgewirkungen später!

01.06.2018  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1674 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1641 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,11. In der Folge notiert EURJPY bei 127,37. EUR-CHF oszilliert bei 1,1531.

Die US-Regierung hat den Gong für die nächste Runde im Zollstreit geschlagen. Während die Kämpfe mit den kleinen Gegnern wie Südkorea aus US-Sicht einfach zu führen waren, steht die Entscheidung bzw. Einigung in dem Disput mit China noch aus. Zugleich verschärfen die USA die internationalen Handelskonflikte, indem sie Zölle gegen die EU, Kanada und Mexiko erheben. Erhoben wird ein Strafzoll in Höhe von 25% auf Stahl und 10% auf Aluminium.

Kanada wird als Gegenmaßnahme ab dem 01. Juli in jeweils gleicher Höhe Zölle auf US-Stahl / Aluminium erheben. Die EU plant ab dem 20. Juli Zölle auf Produkte aus den USRegionen zu erheben, in denen die Republikaner regieren.

Interessant wird sein, welche Auswirkungen der Konflikt auf politischer und wirtschaftlicher Ebene haben wird. Auf politischer Ebene müssen wir an dieser Stelle wiederholt feststellen, dass die USA sich nicht an Verträge halten, wenn diese nicht zu ihren Gunsten ausfallen. Die Lernkurve für diese Erkenntnis war in Westeuropa, wo man oft von diesem Gebaren der USA nicht selbst betroffen war, nicht ganz so steil. Mittlerweile ist der Groschen gefallen. Ich möchte an dieser Stelle den EU-Kommissionspräsident Juncker zitieren: "Whenever I'm thinking about Trump, I'm lost."

Der hier entstandene Vertrauensverlust in die USA wird sich langfristig als monetärer Verlust für die USA entpuppen. Die Handelspartner der USA werden förmlich gezwungen, sich neue verlässlichere Partner zu suchen. Dadurch entstehen neue Handelsstrukturen ohne US-Beteiligung, die Bestand haben werden.

So besagt die schon die Transaktionskostentheorie, dass je höher die Unsicherheit für eine Transaktion ist, desto höher die Kosten für diese sein muss. Um die Transaktionskosten für internationale Geschäfte zu senken, wurde die WTO ins Leben gerufen. Wenn sich jetzt ein Land nicht mehr an die Regeln hält, aber alle anderen untereinander die Regeln weiter befolgen, für wen erhöhen sich dann die Transaktionskosten im internationalen Handel am meisten? Wer hat also den höchstenWohlstandsverlust?

Das Ergebnis werden US-Unternehmen in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Beispielhaft müssen internationale Fluggesellschaften bei einem Kauf von Boeing Maschinen überlegen, ob sie im Falle eines politischen Konfliktes ihres Heimatlandes mit den USA bestellte Maschinen oder Ersatzteile aus den USA erhalten werden. Denken Sie an den Iran.

Ob dieser ein zweites Mal bei Boeing bestellt? Die letzten Aufträge gingen an die russische OAK. Es ist eine naheliegende Vermutung, dass die europäischen Stahlhersteller versuchen werden, ihren Exportanteil in die USA zu senken und das erhöhte Geschäftsrisiko langfristig im US-Geschäft mit einzupreisen. Zusammenfassend passen Unternehmen schlicht das "Länderrisiko" USA nach oben an. Die Preis-/Mengenreaktion auf den Gütermärken folgt. All dies läuft demwohlstandsstiftenden Effekten des Freihandels zuwider und ist damit auch nicht im Sinn der US-Bürger.

Das Erheben der Zölle ist sicherlich auch der Wahl zum Repräsentantenhaus der USA im November geschuldet. Mit den Maßnahmen löst US-Präsident Trump ein populistisches Wahlversprechen ein und verschafft sich in seiner Denkweise vermutlich eine bessere Ausgangsbasis für Verhandlungen mit den Handelspartnern. Auf internationaler Ebene verbleibt aber der politische Schaden.

Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen eines Handelskriegs haben wir an dieser Stelle in den vorherigen Berichten schon mehrmals beleuchtet. Ob diese Effekte eintreten, hängt meines Erachtens davon ab, ob in den nächsten Tagen schon wieder eine Kehrtwende in den USA vollzogen wird. Immerhin ist es die Devise des US-Präsidenten, nicht einschätzbar sein zuwollen.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1740 - 70 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH




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