Brexit-Verhandlungen in entscheidender Phase
16.10.2018 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1572 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1551 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112,1. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,71. EUR-CHF oszilliert bei 1,14504.
In den Verhandlungen zum Brexit ist es immer noch nicht zu einer Einigung gekommen. Die Äußerungen der Teilnehmer an den Verhandlungsrunden könnten auch unterschiedlicher kaum sein. Während EU-Präsident Tusk davon spricht, dass ein ungeregelter Brexit "wahrscheinlicher als je zuvor" ist, äußert sich Premierministerin May optimistisch. Ein Blick auf den Devisenmarkt zeigt, dass der Markt eher Mays Worten Glauben schenkt, das Pfund zeigt sich gegenüber dem Euro trotz der Aussagen Tusks fest. Dabei bleibt weiter offen, wie eine Lösung um die irische Grenze aussehen könnte und ob diese dann auch im Londoner Parlament Zustimmung finden wird.
Im Raum steht der britische Vorschlag Großbritannien als Ganzes in der Zollunion zu belassen, bis eine bessere Lösung im endgültigen Abkommen gefunden sei. Wie diese aussehen soll, bleibt dabei komplett offen. Dem geneigten Beobachter stellt sich auch unweigerlich die Frage, wie in der Zukunft eine Lösung zu dem Problem aussehen soll, wenn in der Gegenwart keine auffindbar ist. Genügend Zeit war vorhanden.
Die Antwort liegt in der Hoffnung, dass sich die jeweils andere Seite in der Zukunft gesichtswahrender unter weniger öffentlichem Interesse von ihrem Standpunkt entfernen kann, als dies heute möglich ist. Aus britischer Sicht mag es im Zeitablauf auch einfacher sein, bei passender Gelegenheit einen Keil zwischen die Verhandlungspartner zu treiben.
Ewige Verhandlungen sind aber gerade aus Sicht der EU nicht vor Vorteil. Es gilt eine faire, aber klare und harte Linie Austrittswilligen aufzuzeigen. Die Verhandlungsposition der EU verbessert sich gegenüber dem UK mit einem harten Brexit ohnehin weiter. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen halten sich in Grenzen und sind gut händelbar.
Die politischen Auswirkungen sind positiv. Das politisch schwach geltende Europa gewinnt an Reputation, wenn es Verhandlungen geeint führt und faule Kompromisse ablehnt. Die wirtschaftlichen Folgen für das UK, die jetzt schon absehbar sind, zeigen deutlich die Vorteile der EU auf, die innenpolitisch in den Mitgliedsländern oft ungerechtfertigt Prügelknabe ist. Eine weiche Verhandlungsführung würde den Fliehkräften der EU nur in die Karten spielen.
In dem Mordfall um den verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi, der im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul nach bisherigem Kenntnisstand von einem Kommando getötet wurde, beobachten wir mit großem Interesse das Verhalten der US-Regierung und der westlichen Staaten. Ebenso wie im Nowitschok Fall ist also in einem NATO-Staat ein Bürger eines Drittstaats von diesem mutmaßlich getötet worden. Diesmal hat das Opfer sogar deutlichen US-Bezug, da es für die Washington Post arbeitete.
Zudem ist laut aktuellem Berichtsstand der derzeitige Fall so klar gelagert, dass Saudi-Arabien wohl vor dem Eingeständnis steht, Khashoggi getötet zu haben. Die Reaktion der US-Regierung gegenüber Saudi-Arabien bestand bisher darin, Sanktionen hinsichtlich des Verkaufs von Militärgütern auszuschließen. Klarer positionieren sich viele US-Unternehmen, die eine Teilnahme an der jüngsten Investorenkonferenz in Saudi-Arabien absagten.
Auch unter den US-Senatoren gibt es Stimmen, die sich deutlich für Strafmaßnahmen aussprechen. Es gilt abzuwarten, ob in diesem doch so klar gelagerten Fall die westliche Welt angemessen reagiert und deutlich macht, dass so ein Verhalten nicht toleriert wird oder ob Bündnis- und Geschäftsinteressen vorgehen. Wir hoffen Ersteres und fürchten Zweiteres.
Zumindest die Drohung Saudi-Arabiens auf eventuelle Sanktionen hart zu reagieren, ist nicht ernst zu nehmen. Die Drohung, nicht mehr Öl zu verkaufen, würde die Ölpreise zwar wirklich steigen lassen, aber zugleich die Haupteinnahmequelle versiegen lassen. Die Staatsverschuldung liegt zwar bei nur ca. 17 %, gleichwohl ist das Land ohne Ölexporte nicht lebensfähig und die Währungskopplung an US-Dollar in diesem Fall nicht haltbar. Die Neuverschuldung von 4,2 % in 2018 würde sprunghaft ansteigen und die angestrebten wirtschaftlichen Reformen wären nicht weiter umsetzbar.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreitend er Unterstützung bei 1.1290 - 1.1320 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH
Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Forex-Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Forex-Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Forex-Reports, die in dem Forex-Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
In den Verhandlungen zum Brexit ist es immer noch nicht zu einer Einigung gekommen. Die Äußerungen der Teilnehmer an den Verhandlungsrunden könnten auch unterschiedlicher kaum sein. Während EU-Präsident Tusk davon spricht, dass ein ungeregelter Brexit "wahrscheinlicher als je zuvor" ist, äußert sich Premierministerin May optimistisch. Ein Blick auf den Devisenmarkt zeigt, dass der Markt eher Mays Worten Glauben schenkt, das Pfund zeigt sich gegenüber dem Euro trotz der Aussagen Tusks fest. Dabei bleibt weiter offen, wie eine Lösung um die irische Grenze aussehen könnte und ob diese dann auch im Londoner Parlament Zustimmung finden wird.
Im Raum steht der britische Vorschlag Großbritannien als Ganzes in der Zollunion zu belassen, bis eine bessere Lösung im endgültigen Abkommen gefunden sei. Wie diese aussehen soll, bleibt dabei komplett offen. Dem geneigten Beobachter stellt sich auch unweigerlich die Frage, wie in der Zukunft eine Lösung zu dem Problem aussehen soll, wenn in der Gegenwart keine auffindbar ist. Genügend Zeit war vorhanden.
Die Antwort liegt in der Hoffnung, dass sich die jeweils andere Seite in der Zukunft gesichtswahrender unter weniger öffentlichem Interesse von ihrem Standpunkt entfernen kann, als dies heute möglich ist. Aus britischer Sicht mag es im Zeitablauf auch einfacher sein, bei passender Gelegenheit einen Keil zwischen die Verhandlungspartner zu treiben.
Ewige Verhandlungen sind aber gerade aus Sicht der EU nicht vor Vorteil. Es gilt eine faire, aber klare und harte Linie Austrittswilligen aufzuzeigen. Die Verhandlungsposition der EU verbessert sich gegenüber dem UK mit einem harten Brexit ohnehin weiter. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen halten sich in Grenzen und sind gut händelbar.
Die politischen Auswirkungen sind positiv. Das politisch schwach geltende Europa gewinnt an Reputation, wenn es Verhandlungen geeint führt und faule Kompromisse ablehnt. Die wirtschaftlichen Folgen für das UK, die jetzt schon absehbar sind, zeigen deutlich die Vorteile der EU auf, die innenpolitisch in den Mitgliedsländern oft ungerechtfertigt Prügelknabe ist. Eine weiche Verhandlungsführung würde den Fliehkräften der EU nur in die Karten spielen.
In dem Mordfall um den verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi, der im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul nach bisherigem Kenntnisstand von einem Kommando getötet wurde, beobachten wir mit großem Interesse das Verhalten der US-Regierung und der westlichen Staaten. Ebenso wie im Nowitschok Fall ist also in einem NATO-Staat ein Bürger eines Drittstaats von diesem mutmaßlich getötet worden. Diesmal hat das Opfer sogar deutlichen US-Bezug, da es für die Washington Post arbeitete.
Zudem ist laut aktuellem Berichtsstand der derzeitige Fall so klar gelagert, dass Saudi-Arabien wohl vor dem Eingeständnis steht, Khashoggi getötet zu haben. Die Reaktion der US-Regierung gegenüber Saudi-Arabien bestand bisher darin, Sanktionen hinsichtlich des Verkaufs von Militärgütern auszuschließen. Klarer positionieren sich viele US-Unternehmen, die eine Teilnahme an der jüngsten Investorenkonferenz in Saudi-Arabien absagten.
Auch unter den US-Senatoren gibt es Stimmen, die sich deutlich für Strafmaßnahmen aussprechen. Es gilt abzuwarten, ob in diesem doch so klar gelagerten Fall die westliche Welt angemessen reagiert und deutlich macht, dass so ein Verhalten nicht toleriert wird oder ob Bündnis- und Geschäftsinteressen vorgehen. Wir hoffen Ersteres und fürchten Zweiteres.
Zumindest die Drohung Saudi-Arabiens auf eventuelle Sanktionen hart zu reagieren, ist nicht ernst zu nehmen. Die Drohung, nicht mehr Öl zu verkaufen, würde die Ölpreise zwar wirklich steigen lassen, aber zugleich die Haupteinnahmequelle versiegen lassen. Die Staatsverschuldung liegt zwar bei nur ca. 17 %, gleichwohl ist das Land ohne Ölexporte nicht lebensfähig und die Währungskopplung an US-Dollar in diesem Fall nicht haltbar. Die Neuverschuldung von 4,2 % in 2018 würde sprunghaft ansteigen und die angestrebten wirtschaftlichen Reformen wären nicht weiter umsetzbar.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreitend er Unterstützung bei 1.1290 - 1.1320 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
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