Rudert die FED wegen US-Präsident Trump zurück?
29.11.2018 | Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1389 (07:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1267 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113,24. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128,98. EUR-CHF oszilliert bei 1,12992.
Überrascht wurden die Akteure am gestrigen Tag durch Meldungen von den Zentralbanken wie auch aus der Politik. Mit Erstaunen nahmen die Marktteilnehmer eine in New York gehaltene Rede von Jerome Powell, dem Präsidenten der US-Notenbank, zur Kenntnis, aus der ein zurückhaltenderes Vorgehen bezüglich der künftigen Leitzinserhöhungen herausgelesen werden kann.
Powell sagte, dass die Leitzinsen knapp unter dem neutralen Bereich liegen würden. In diesem Bereich würden die Zinsen weder die Wirtschaftsentwicklung fördern noch behindern. Somit wäre man nicht mehr gezwungen, zur Neutralität zu "marschieren". Die Wirtschaft habe zudem bisher noch nicht die vollen Auswirkungen der Zinserhöhungen verarbeitet. Mit diesen Äußerungen trieb er nicht nur die Aktienmärkte nach oben, sondern er dämpfte auch die Erwartungen an die Zahl der Zinserhöhungen für das nächste Jahr. Viele US-Analysten haben bisher vier Erhöhungen für 2019 prognostiziert und sind damit von einer restriktiveren Geldpolitik ausgegangen.
Es zeigt sich, dass in der FED nach der zuvor etwas falkenhaften Kommunikation ein Umdenken eingesetzt hat. Da die US-Ökonomie sehr von ihren Vermögenswerten getrieben ist, kann ein Einbruch dieser Vermögenswerte zu einer sich selbst erfüllenden negativen Prophezeiung führen. Das soll jetzt per Erwartungsmanagement verhindert werden. Ob die Änderung der Kommunikation unbedingt nach der Kritik des US-Präsidenten an der FED notwendig war, darf jedoch bezweifelt werden.
Zuletzt hatte US-Präsident Trump geäußert, dass die Notenbankpolitik gefährlicher für die US-Konjunktur sei als der Handelskonflikt mit China. Die bereits an den Märkten gestellte Frage, in wie weit die Notenbankpolitik sich dem Druck der Politik entziehen kann, wird so wieder aufgeworfen.
In dieses Licht passt auch, dass gemäß Bloomberg im Oktober Finanzminister Steve Munchin verschiedene Vertreter von Investmentbanken informell zum Thema Geldpolitik befragt hat. Konkret sei es es um die Frage gegangen, ob aus Sicht der befragten Personen Zinserhöhungen oder eine Reduzierung der Geldmenge unschädlicher für die Wirtschaft seien.
Munchin, der sich selbst nicht zur Zinspolitik äußert und stattdessen auf die Unabhängigkeit der Notenbank verweist, schien nach einem Kompromiss zwischen Weißen Haus und der Notenbank zu suchen. Es gilt zu beobachten, ob hier ein "Deal" hinter den Kulissen gelaufen ist, der damit wirklich die Unabhängigkeit in Frage stellt.
Überrascht haben auch die Äußerungen des im Handelskonflikt mit China als Falke bekannten Beraters Michael Pillsbury. Von diesem hätte man mit den Konflikt anheizenden Kommentaren rechnen können. Stattdessen erwartet Pillybury verbesserte Beziehungen zwischen China und den USA nach dem Treffen von Trump und Xi Jinping am Wochenende. Nachdem wie gestern an dieser Stelle bereits ausgeführt auch der US-Wirtschaftsberater Larry Kudlow sich schon positiv zu dem Treffen geäußert hat, erscheint eine Annäherung zwischen den beiden Ländern realistisch.
Sollten diese Erwartungen von Fakten untermauert werden, würde dies viel von der Unsicherheit nehmen, die zurzeit nicht nur an den Märkten, sondern auch in der Realwirtschaft zu spüren ist. Da mittlerweile auch die USA die Auswirkungen des Konfliktes insbesondere in der verarbeitenden Industrie spüren, mag das Interesse zu einer Einigung mittlerweile zwischen den Kontrahenten gleichgerichtet sein. Der Rückgang der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter um 4,4% in der letzten Woche war eine eindeutige Warnung.
Eine eindeutige Warnung war auch die vom britische Schatzkanzleramt veröffentlichte Schätzung über die entstehenden Kosten im Falle des "No-Deals". Nach dieser Schätzung wird die britische Wirtschaft in den nächsten 15 Jahren 9,3% weniger wachsen, als wenn das UK in der EU verbleiben würde. In Falle eines "Deals" läge das Minus bei nur 2,5% - 3,9%.
Damit ist die politische Aussage des Schatzamtes klar: Einen harten Brexit kann sich das UK nicht leisten. Das Schatzamt geht damit im Falle eines harten Brexit von Kosten von 0,6% p.a. aus. Dies erscheint uns angesichts des noch einzusetzenden wirtschaftlichen Schocks allerdings zu wenig. Viele Unternehmen beginnen grade erst mit der Verlagerung von Produktionsstätten und neue Handelsabkommen benötigen Zeit und könnten nicht die EU adäquat ersetzen. Nach einer zwischenzeitliche Rezession würde die britische Wirtschaft auf einen niedrigeren Wachstumspfad zurückfallen.
Auch die Wachstumsschätzung von ca. 0,26% p.a. im Falle des "Deals" mit der EU hat eine klare Aussage: "für nur 0,26% weniger Wachstum bekommen wir viel mehr Souveränität." Wir bewundern an dieser Stelle den britischen Optimismus und danken London für die Förderung des europäischen Gedankens, wenn Auswirkungen des Alleingangs deutlich werden.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1200 - 1.1500 eröffnet neue Chancen.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH
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Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Überrascht wurden die Akteure am gestrigen Tag durch Meldungen von den Zentralbanken wie auch aus der Politik. Mit Erstaunen nahmen die Marktteilnehmer eine in New York gehaltene Rede von Jerome Powell, dem Präsidenten der US-Notenbank, zur Kenntnis, aus der ein zurückhaltenderes Vorgehen bezüglich der künftigen Leitzinserhöhungen herausgelesen werden kann.
Powell sagte, dass die Leitzinsen knapp unter dem neutralen Bereich liegen würden. In diesem Bereich würden die Zinsen weder die Wirtschaftsentwicklung fördern noch behindern. Somit wäre man nicht mehr gezwungen, zur Neutralität zu "marschieren". Die Wirtschaft habe zudem bisher noch nicht die vollen Auswirkungen der Zinserhöhungen verarbeitet. Mit diesen Äußerungen trieb er nicht nur die Aktienmärkte nach oben, sondern er dämpfte auch die Erwartungen an die Zahl der Zinserhöhungen für das nächste Jahr. Viele US-Analysten haben bisher vier Erhöhungen für 2019 prognostiziert und sind damit von einer restriktiveren Geldpolitik ausgegangen.
Es zeigt sich, dass in der FED nach der zuvor etwas falkenhaften Kommunikation ein Umdenken eingesetzt hat. Da die US-Ökonomie sehr von ihren Vermögenswerten getrieben ist, kann ein Einbruch dieser Vermögenswerte zu einer sich selbst erfüllenden negativen Prophezeiung führen. Das soll jetzt per Erwartungsmanagement verhindert werden. Ob die Änderung der Kommunikation unbedingt nach der Kritik des US-Präsidenten an der FED notwendig war, darf jedoch bezweifelt werden.
Zuletzt hatte US-Präsident Trump geäußert, dass die Notenbankpolitik gefährlicher für die US-Konjunktur sei als der Handelskonflikt mit China. Die bereits an den Märkten gestellte Frage, in wie weit die Notenbankpolitik sich dem Druck der Politik entziehen kann, wird so wieder aufgeworfen.
In dieses Licht passt auch, dass gemäß Bloomberg im Oktober Finanzminister Steve Munchin verschiedene Vertreter von Investmentbanken informell zum Thema Geldpolitik befragt hat. Konkret sei es es um die Frage gegangen, ob aus Sicht der befragten Personen Zinserhöhungen oder eine Reduzierung der Geldmenge unschädlicher für die Wirtschaft seien.
Munchin, der sich selbst nicht zur Zinspolitik äußert und stattdessen auf die Unabhängigkeit der Notenbank verweist, schien nach einem Kompromiss zwischen Weißen Haus und der Notenbank zu suchen. Es gilt zu beobachten, ob hier ein "Deal" hinter den Kulissen gelaufen ist, der damit wirklich die Unabhängigkeit in Frage stellt.
Überrascht haben auch die Äußerungen des im Handelskonflikt mit China als Falke bekannten Beraters Michael Pillsbury. Von diesem hätte man mit den Konflikt anheizenden Kommentaren rechnen können. Stattdessen erwartet Pillybury verbesserte Beziehungen zwischen China und den USA nach dem Treffen von Trump und Xi Jinping am Wochenende. Nachdem wie gestern an dieser Stelle bereits ausgeführt auch der US-Wirtschaftsberater Larry Kudlow sich schon positiv zu dem Treffen geäußert hat, erscheint eine Annäherung zwischen den beiden Ländern realistisch.
Sollten diese Erwartungen von Fakten untermauert werden, würde dies viel von der Unsicherheit nehmen, die zurzeit nicht nur an den Märkten, sondern auch in der Realwirtschaft zu spüren ist. Da mittlerweile auch die USA die Auswirkungen des Konfliktes insbesondere in der verarbeitenden Industrie spüren, mag das Interesse zu einer Einigung mittlerweile zwischen den Kontrahenten gleichgerichtet sein. Der Rückgang der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter um 4,4% in der letzten Woche war eine eindeutige Warnung.
Eine eindeutige Warnung war auch die vom britische Schatzkanzleramt veröffentlichte Schätzung über die entstehenden Kosten im Falle des "No-Deals". Nach dieser Schätzung wird die britische Wirtschaft in den nächsten 15 Jahren 9,3% weniger wachsen, als wenn das UK in der EU verbleiben würde. In Falle eines "Deals" läge das Minus bei nur 2,5% - 3,9%.
Damit ist die politische Aussage des Schatzamtes klar: Einen harten Brexit kann sich das UK nicht leisten. Das Schatzamt geht damit im Falle eines harten Brexit von Kosten von 0,6% p.a. aus. Dies erscheint uns angesichts des noch einzusetzenden wirtschaftlichen Schocks allerdings zu wenig. Viele Unternehmen beginnen grade erst mit der Verlagerung von Produktionsstätten und neue Handelsabkommen benötigen Zeit und könnten nicht die EU adäquat ersetzen. Nach einer zwischenzeitliche Rezession würde die britische Wirtschaft auf einen niedrigeren Wachstumspfad zurückfallen.
Auch die Wachstumsschätzung von ca. 0,26% p.a. im Falle des "Deals" mit der EU hat eine klare Aussage: "für nur 0,26% weniger Wachstum bekommen wir viel mehr Souveränität." Wir bewundern an dieser Stelle den britischen Optimismus und danken London für die Förderung des europäischen Gedankens, wenn Auswirkungen des Alleingangs deutlich werden.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1200 - 1.1500 eröffnet neue Chancen.
Viel Erfolg!
© Christian Buntrock
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