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Auftragseingänge, Bilanzdefizite und Inflation

07.02.2019  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,136 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1357 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,97. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124,94. EUR-CHF oszilliert bei 1,13858.

Die Auftragseingänge der deutschen Industrie haben mit -1,6% einen überraschend deutlichen Rückgang im Dezember verzeichnet. Erwartet wurde ein Wachstum von 0,3%. Das Gesamtbild hellt sich unter der Einbeziehung der Aufwärtsrevision der Vormonatszahlen von 0,8%-Punkte jedoch etwas auf. Die Inlandsnachfrage war um 0,6% rückläufig, die Auslandsnachfrage um 2,3%. Positiv haben sich dabei die Auftragseingänge aus der EU entwickelt, sie legten um 3,2% zu.

Die Auftragseingänge außerhalb der EU verringerten sich hingegen um 5,5%. Es bestätigt sich damit das Bild einer hohen Resilienz der EU gegenüber negativen Effekten aus dem Ausland. Für die nächsten Monate sollte sich das Bild auch für die Exporte in die restliche Welt wieder aufhellen. Nach den Vorholeffekten im Handelsstreit (= Lageraufbau in den USA und China) werden die von uns gestern an dieser Stelle beschriebenen Umlenkungseffekte einsetzen.

Auch die Industrieproduktion ist im Dezember mit -0,4% stärker als erwartet (+0,8%) zurückgegangen. Auch hier wurde der Novemberwert nach oben angepasst (+0,6%-Punkte). Rückläufig war vor allem die Bauindustrie mit -4,1 %, aber auch die Produktion von Vorleistungsgütern (-0,4%) und Konsumgütern (-0,5%) ging zurück. Angestiegen ist hingegen die Produktion von Investitionsgütern (+0,9%).

Das rückläufige US-Bilanzdefizit beruhigt, eine Ausweitung wäre politischer Sprengstoff gewesen. Aus ökonomischer Sicht handelt es bei dem Importrückgang um Einmaleffekte.

Rückläufig waren die Importe von Konsumgütern und Öl. Erstere wurden vor der Zollerhöhung verstärkt importiert, zweitere wegen Wartungsarbeiten in den Raffinerien ausgesetzt.

Eine strukturelle Änderung im Konsumverhalten, welches die Importquote senken würde, sehen wir nicht. Ebenso ist nicht mit einem überraschend starken Export der US-Industrie zu rechnen. Das Thema US-Handelsdefizit wird uns somit weiter erhalten bleiben.

Der Bank of England sind in ihrer heutigen Entscheidung zur Zinspolitik die Hände gebunden. Im Fall eines Hard-Brexits muss sie die Zinsen senken. Der dann entstehende Schock auf der Nachfrageseite kann so etwas abgefedert werden. Dem Pfund wäre in diesem Szenario selbst mit Zinserhöhungen nicht zu helfen. Im Fall einer Verschiebung des Brexits wird sie weiter an der Seitenlinie stehen und warten, ob die britische Wirtschaft ein geldpolitisches Rettungsmanöver bedarf. Erst im Fall eines "Remains" eröffnen sich ihr wieder Spielräume.

Legt man die Inflationsentwicklung zugrunde, stünden Zinserhöhungen auf der Tagesordnung. Gemäß der Taylor-Rule, die eine geldpolitische Regel zur Setzung des Leitzinses einer Zentralbank ist, sollte der Leitzins im Vereinigten Königreich bei 6,4% liegen. Die Zentralbanken folgen dieser Regel, die sich auf die Inflationsraten und Produktionslücke stützt, meist mit etwas Nachlauf. Bezeichnend ist die Differenz zwischen der Taylor-Rule und dem von der Bank of England gestellten Leitzins. Diese liegt bei 5,30 %-Punkten. Für die USA beträgt die Differenz 2,3%-Punkte, für die EU 3,5 und für Japan auch 3,5.

Diese Zahlen zeigen deutlich, welches Inflationspotential auf das UK im Falle des Hard-Brexits zukommt. Wir halten es für den Fall des Falls mit Douglas Adams: Don't Panic ... ( ... and hitchhike to Europe)

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250 80 neutralisiert diese Bewertung.

Viel Erfolg!


© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH



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