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Verzögert China die Handelsgespräche?

20.03.2019  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1346 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1339 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111,56. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,61. EUR-CHF oszilliert bei 1,13419.

Die amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche könnten zu einer Hängepartie werden, was die Marktteilnehmer vielleicht nicht so antizipiert haben. An den Kapitalmärkten ist in Teilen eine Einigung bereits eingepreist worden.

Nach außen dringen unterschiedliche Informationen von den Handelsgesprächen: Während US-Vertreter aus der Arbeitsebene kolportieren, dass China die Gespräche mit Garantieforderungen hinsichtlich des Zollabbaus verzögert, lobt US-Präsident Trump den Fortgang der Gespräche. Ob es sich bei den chinesischen Forderungen um eine Verzögerungstaktik handelt, können wir von hier aus nicht beurteilen. Beurteilen können wir aber, ob sich die chinesische Verhandlungsposition verbessert:

Die Investitionen in Sachanlagen sind in China um 6,1% im Jahresvergleich gestiegen, die Investitionen der Staatsunternehmen machen sich bemerkbar und nehmen laut chinesischen Analysten weiter zu, um einen Anschub für den privaten Sektor zu gewährleisten. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Jahresvergleich um 8,2%, eine Konsumschwäche müssen wir daher nicht feststellen.

Die chinesische Regierung will für 2019 ein höheres Defizit akzeptieren und hat die angestrebte Neuverschuldung von 2,6% auf 2,8% erhöht. Keynesianische Politik könnte dem Arbeitsmarkt nach einem Anstieg der Arbeitslosenquote von 4,9% auf 5,3% bekommen. Auch die Geldpolitik wirkt unterstützend und hat die Mindestreserveanforderungen heruntergenommen.

Nach meiner Einschätzung hat China zu Beginn des Handelskonfliktes die Aggressivität der USA unterschätzt und war überrumpelt. Die zahlreichen an dieser Stelle hinlänglich beschriebenen Maßnahmen der chinesischen Regierung haben die Position Chinas mittlerweile signifikant verbessert.

Das "Erpressungspotential" durch die USA nimmt folglich ab, während für die US-Konjunktur die ersten dunkleren Wolken aufziehen. Zudem braucht US-Präsident Trump Erfolge, um seine Wiederwahl erfolgreich bestreiten zu können. Damit verlieren die USA gegen China in den Verhandlungen sukzessive an Stärke. Verzögerungen oder neue Forderungen durch China wären somit durchaus schlüssig. Zu einer Einigung sollte es am Ende kommen, aber der Weg dorthin mag länger sein, als bisher angenommen.

Das Thema Brexit hat in letzten Jahren so die Schlagzeilen beherrscht, dass auch die Briten mittlerweile das Thema nicht mehr hören mögen, sondern es einfach ertragen müssen. In diesem Sinne will ich Sie heute von diesem Thema verschonen, interessant wird es erst wieder ab Donnerstag, wenn Premierministerin May in Brüssel die Verschiebung des Brexits beantragt.


Wirtschaftsdaten der letzten 24 Stunden:

Deutschland: Die ZEW-Konjunkturerwartungen lagen bei -3,6 Punkten, erwartet wurden -11,0 Punkte. Die Erzeugerpreise legten um 2,6% zu. Erwartet wurden 2,9%.

USA: Die Auftragseingänge der Industrie lagen bei 0,1%, erwartet wurden 0,3%.

Japan: Die Auftragseingänge im Maschinenbau lagen bei -29,3%. Eingebrochen sind vor allem die Käufe aus China und Ostasien.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100 - 1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH



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