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Ist China der Brexit-Gewinner?

08.04.2019  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1225 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1214 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111,44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125,09. EUR-CHF oszilliert bei 1,12137.

Der Durchbruch in London steht weiter aus. Auch am Wochenende konnten sich May und Corbyn nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen. Beide stehen vor dem gleichen Dilemma: gehen sie auf den jeweils anderen zu, laufen ihnen die eigenen Leute weg. Vielen Tories geht die derzeitige Abmachung schon zu weit, sie wollen einen harten Brexit. Labour hingegen geht die Einigung nicht weit genug. Manche würden am Liebsten in der EU bleiben.

Versprochen haben beide, das Referendum zu respektieren. Neuwahlen fallen damit als Option aus. Einen harten Brexit hat das Parlament aber auch ausgeschlossen. Eine Lösung ist also nicht in Sicht. Sollte die EU der wiederholten Verlängerung nicht zustimmen, könnte May das Parlament vor die Wahl stellen, die bisherige Abmachung anzunehmen oder in der EU zu bleiben. Einen Hart-Brexit hatte sie im letzten Monat ausgeschlossen.

Den auch an dieser Stelle beschriebenen Stillstand in Europa fasste EU-Kommissar Günther Oettinger in einem Interview der Welt in einem Satz zusammen: „Europa ist gelähmt“. Größter Gewinner der Entwicklung sei China, das unbeirrt seine Strategie umsetze. Das mit sich selbst beschäftigte Europa kann die Lücken nicht füllen, die China derzeit besetzt. Recht hat er. Eine Untersuchung des Mercator Institute for China Studies, eine deutsche Denkfabrik mit alleinigem Fokus auf China, zeigt den Vorsprung der Volksrepublik auf:
  • im Bereich der Künstlichen Intelligenz wurden in China 2018 mit 30.000 Patenten zweieinhalb Mal so viele Patente angemeldet wie in den USA.

  • China beheimatet ein Drittel aller Startups mit einer Marktkapitalisierung über einer Mrd. USD.

  • Allein die Investitionen Chinas im Bereich Quanten-Kryptografie liegen bei mind. 50 Mrd. USD, die zehnfache Summe der USA.

Bezeichnend für Europa ist es, dass es mangels Masse nicht in dem Vergleich aufgeführt wird. Selbst wenn - wie Oettinger es anführt - Europa im nächsten Jahrzehnt ca. 20 Mrd. € p.a. in den Bereich Künstliche Intelligenz investiert, erscheint dies im Vergleich wenig. China nutzt den Vorteil einer konsequenten Strategie, hat aber den Nachteil, dass durch den hohen staatlichen Einfluss die Kapitalallokation oft nicht optimal ist.

Europa hat eine funktionierende Marktwirtschaft mit guter Kapitalallokation, aber keine in sich geschlossene Strategie. Es ist immer noch dabei, sich zu finden. Aufhören müssen wir, den Chinesen deshalb Vorwürfe zu machen, wie sie derzeit viel zu lesen sind. Unsere Aufgabe ist es, selbst besser zu werden und leistungsfähige Strukturen zu schaffen.

Leitzinssenkungen forderten US-Präsident Trump und sein Berater Kudlow in der letzten Woche von der Fed. Als Begründung führen sie die gesunkenen Inflationsraten an. Damit liegen sie auf einer Linie mit dem Fed Funds Futures, wo der Handel ebenso sinkende Leitzinsen signalisiert. Hingegen tendieren die Fed-Gouverneure nach bisherigen Aussagen in die andere Richtung. Zuletzt sprach sich der Präsident der Philadelphia Fed Patrik Harker gegen eine Änderungen in diesem oder im nächsten Jahr aus.

Die Forderung nach Zinssenkungen aus der US-Politik zum jetzigen Zeitpunkt ist dem Wahlkalender geschuldet. Sollte die Politik sich nach einigen Monaten durchsetzen, würde der von der Geldpolitik ausgehende Stimulus pünktlich zur Wahl wirken. Das erste Wahlgeschenk hat Trump schon erhalten, das Versprechen, dass es keine Zinserhöhungen bis zum nächsten Jahr gibt. Sollte die US-Inflation noch weiter zurückgehen, könnte er Glück haben, dass er ein zweites erhält.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100 - 1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Christian Buntrock
Solvecon Invest GmbH



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