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Philosophie der Schulden, Edelmetall-Mathematik

15.02.2021  |  Matt Piepenburg
Oft sind es die unerwarteten Quellen, die uns Markteinblicke gewähren. Einer der populärsten, ja innig geliebten Harvard-Professoren war beispielsweise kein Ökonom, sondern der brillante (und somit auch umstrittene) Campus-Philosoph Cornel West. Professor West füllte die Aulen Havards mit Hunderten ehrfürchtigen Studenten, die ihm bewundernd dabei folgten, wie er Wittgenstein, Royce, Nietzsche und William James aufschlüsselte und analysierte, so wie andere Spielstatistiken der Boston Red Sox oder Newcastles Gewinnchancen in der Premier League herunterrattern.

Seit Ralph Waldo Emersons berühmt-berüchtigter Divinity School Address dürfte Havard nicht mehr so intellektuell beflügelt worden sein wie unter Professor West. Das waren die vielleicht glücklichsten Tage (und erfüllendsten Literaturlisten) meines akademischen Lebens. Ein Buch, zu dessen Lektüre West uns drängte, hieß "Ein Traktat über die menschliche Natur" von David Hume.

Es war ziemlich heftiger Stoff über Kants Vorstellungen von Wirklichkeit, Wahrnehmung, Bewusstsein und andere Themen, von denen man meinen möchte, sie hätten nichts mit Ihrem Vermögen oder einem entscheidenden ökonomischen Geheimnis zu tun. Tatsächlich ist die Philosophie aber durchsetzt mit Namen (Plato, Pascal, Hume, Descartes, Whitehead, Russell), die auch gut in Mathematik waren.


Von der Philosophie zur Ökonomie - Humes Marktgeheimnis

David Hume verfasste 1752 unter anderem ein sehr kurzes Buch (Essay?), in dem es weniger um Philosophie und mehr um Ökonomie ging. Es enthielt ein zutiefst simples Marktgeheimnis.

Humes Arbeit mit dem Titel "Of Public Finance" sollte später auch Inspirationsquelle für Adam Smiths berüchtigtes Werk "The Wealth of Nations" sein aber auch die Einsichten anderer Genies von Voltaire, Franklin bis zu von Mises nicht zu knapp beeinflussen. Hume beschäftigte sich in dieser Arbeit konkret mit dem Problem der Schulden. Um sein Hauptargument (und das Marktgeheimnis) zu entwickeln und untermauern, nutzte er Fallstudien, die sich auf das Römische Reich oder das alte, entlegene Zweistromland Mesopotamien bezogen.

Und was war sein Marktgeheimnis?

Ganz einfach: Schulden zerstören.


David Humes Marktgeheimnis im Jahr 2021 - Das Ende der "Sattsamen Trägheit"

Gut 269 Jahre nachdem Hume sein bahnbrechendes Marktgeheimnis niederschrieb, stecken wir heute in einem "Hume-Szenario" der schlimmeren Form, wo Philosophie und Realität zusammentreffen. Schon damals Ende 2019, quasi nur wenige Momente bevor das Corona-Virus für Schlagzeilen sorgte, war die Weltwirtschaft im Allgemeinen und die US-Wirtschaft im Besonderen mit einer Rekordverschuldung belastet, die deutlich über der 260 Bill. $-Marke lag. Und das war ein Problem.

Warum? Weil schon Hume (wie auch zahllose andere klassische Ökonomen, die weitaus schlauer sind als ich) vor Folgendem gewarnt hatte: Sobald Schulden für kurzfristige "Kicks" eingesetzt werden, sind auf lange Sicht desaströse Folgen zu erwarten. Die Zukunft ist praktisch über die Schmerzgrenzen hinaus verpfändet worden, während die aktuelle Generation, in Humes Worten, noch in einer "luxurious languor" lebt (auf Deutsch ungefähr: sattsamen oder luxuriösen Trägheit).

Und wer kam in den Genuss dieses schuldeninduzierten "Überschwangs oder Luxus"? Es waren die Wall Street im Allgemeinen und die "geldpolitisch versorgten (accommodated) Märkte" im Besonderen, wie die Goldgräberstimmung am Aktienmarkt nach 2008 ganz deutlich zeigt.

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Schon vor Covid war der S&P Index zwischen 2009 und 2019 um mehr als 300% gestiegen - fast ausschließlich beflügelt durch, Sie ahnen es, SCHULDEN. Nicht einmal von einer globalen Pandemie ließ sich der S&P auf Steroiden (also schuldengetrieben) ausbremsen; das zeigt der Anstieg nach Ausbruch der COVID-Krise ...

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Die Verschuldung der US-Regierung aber auch der Unternehmen stieg rasant an, und genauso die Aktienmarktnotierungen. Sehen Sie die Korrelation?


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