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Goldman Sachs & Bridgewater: Auf anständig machen, kurz vor der Implosion

25.02.2022  |  Matt Piepenburg
In diesem Text werden zahlreiche Tiermetapher bemüht (von Falke über Taube bis hin zum Bock), um den praktisch implodierenden "Hinterhof" des Finanzwesens sinnstiftend zu beschreiben. Unter all diesen kreischenden Biestern tun sich aktuell zwei Finanz-Eliten hervor, die jüngst Lärm schlugen. Aber wie wir bald entdecken werden, ist es eben nur das: Lärm.


Von Tugendschau zur taffen Eliteansage

Seit einigen Jahren ist zu beobachten, wie in praktisch allen Bereichen - von ethnischen Spannungen bis zur Impfakzeptanz - gerne Tugendhaftigkeit zur Schau getragen wird, die zugegebenermaßen fragwürdig ist. Ich denke dabei auch an Hollywoods edelste Vertreter, welche John Lennon singen oder aber an Howard Stern und Arnold Schwarzenegger, die frömmelnd die Ungeimpften kriminalisieren.

Mit anzusehen, wie Menschen, die völlig fremd in der Materie sind, Kenntnis und Urteilsvermögen vortäuschen, mag auf viele von uns komisch wirken, doch leider ist es auch sehr tragisch. Wer sich hingegen mit aufgeblähten Risikoanlagen, bedrängten Zentralbanken, fatalen Schuldenständen und Führungsinkompetenz beschäftigt, dem dürfte das plötzlich vermehrt aufkommende Gezeter von Stinktieren, die der heimischen Finanzelite entstammen, bald ebenso tragikomisch vorkommen.


Angsthasenspiel: Wie Bank-Falken mit den Märkten spielen

Seit über einem Jahr warnen wir davor, dass die deutlich artikulierte Bereitschaft der Fed zur "Bilanzsummenstraffung" einerseits sowie deutlich "telegrafierten" Zinserhöhungen andererseits nichts Gutes ahnen lässt für die schuldengetränkten Wertpapiermärkte, deren Überleben allein noch am Niedrigzins/ billigen Finanzierungskosten hängt. Kurz: Wenn uns die US-Notenbank mit ihrer Niedrigzinspolitik die aktuelle Everything-Bubble beschert hat, dann wird eine strenge, zinstreibende Zentralbank diese Bubble auch wieder verschwinden lassen.

Solchen Selbstverständlichkeiten zum Trotz ließen sich einige Experten dazu hinreißen, in letzter Minute selbst ein paar aufgeplusterte, taffe Ansagen beizusteuern - im Angsthasenspiel zwischen einer Zentralbank und einen zentralisierten Markt.


Danke für nichts Goldman Sachs

Härte und Mut markierend zeigte sich nun der Präsident der Goldman Sachs Group, Inc., John Waldron, offen kritisch gegenüber der Unabhängigkeit der Fed sowie steigender Inflationsquoten. Er erklärte dahingehend kürzlich, "man müsse wohl Paul Volcker zurückholen", um die allgemeinen Entwicklungen durch Zinserhöhungen abzufangen und die dringend benötigte Disziplin in unsere überhitzten Märkte zu bringen.

Das ist ja mal ‘ne Ansage.

Waldron - Sprachrohr einer Bank, die offenkundig mit staatlichen Rettungspakten aber auch rekordbrechender Marktblasenbildung in Verbindung steht - meinte zudem noch, dass die Federal Reserve besser mit gerechter und stetiger Hand geführt werden sollte, "die nicht darauf schaut, was an den Märkten passiert." Womöglich hat Waldron ganz vergessen, dass auch Goldman Sachs in der Zeit um 2006 keine wirklich "gerechte und stetige Führungshand" im ABS/CDS-Desaster bewiesen hatte.

Nun ja, solche Ironien des Schicksals gibt es hier wirklich zuhauf…

Eine so deutliche Ansage ist schon ein ziemlich dickes Ding! Gerade wenn sie von einem Banker kommt, der weiß (und stets wusste), dass das geheime aber doch hauptsächliche Fed-Mandat immer schon die Stützung eines ansonsten zum Scheitern manipulieren Marktes gewesen ist - einschließlich aller Too-Big-To-Fail-Banken, wie der seinen. Man frage nur den ehemaligen US-Finanzminister - zuvor Goldman-CIO - Hank Paulson oder aber den ehemaligen FED-Chef und späteren Marktmacher (-magier) Ben Bernanke.

Waldron weiß aber auch, dass die parabolischen Zuwächse an den Aktienmärkten nach März 2020 direkt korreliert sind mit einer Verdoppelung der Fed-Bilanzsumme auf über 9 Billionen $ innerhalb von nur 2 Jahren; ein Schachzug, den andere Zentralbanken kopierten...

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Erstaunlicherweise kritisiert Waldron die Federal Reserve trotzdem öffentlich dafür, dass es ihr seit 40 Jahren an Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit fehle. Keine schockierend neue Einsicht für alle, die die offene Beziehung zwischen der Fed und der völlig von der Fed abhängigen US-Regierung im Blick haben. Urplötzlich meint Waldron, als sei er gerade aus einem 40-jährigen Dornröschenschlaf erwacht, dass es die Fed jetzt mit dem Gelddrucken zu weit getrieben habe (siehe oben) … ?


Zu Wenig, Zu Spät

Wenn Waldon jetzt Mut markiert, wie ein Soldat, der sich erst nach Kriegsende freiwillig einziehen lässt, dann ist das zu wenig, und es kommt auch zu spät. Sie haben ja Recht Mr. Waldron, die Bilanz der US-Notenbank ist ein beschämendes Armutszeugnis, allerdings nicht erst seit gestern… .

Jede signifikante Reduzierung der US-Staatanleiheankäufe würde auch einen signifikanten Rückgang der Anleihepreise bewirken und somit zu einem signifikanten Anstieg der Anleiheerträge als auch Zinssätze führen.


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