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Die Geldpolitik zieht die Zügel weiter an

09.09.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0067 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9931 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,21. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,16. EUR-CHF oszilliert bei 0,97178.

Im Zuge des gestrigen Zinsentscheids der EZB blieben die europäischen Aktienmärkte volatil. In der Gesamtheit fand eine Seitwärtsbewegung unter hohen Schwankungen statt. Während der DAX 0,09% verlor, konnte der STOXX600 um 0,5% zulegen. Eine eindeutige Richtung war an den Anleihemärkten zu sehen: die Rendite der deutschen zehnjährigen Bundesanleihen stieg im Verlauf des gestrigen Handelstages um 14 Basispunkte auf 1,72%. Die französischen zehnjährigen Staatsanleihen stiegen um 11 Basispunkte auf 2,26%. Der Euro erreichte gegen den US-Dollar zunächst die Parität und stieg etwas darüber hinaus, konnte diese Gewinne aber nicht halten.


EZB im Fahrwasser der Federal Reserve

Die gestrige EZB-Mitteilung und die anschließende Pressekonferenz zeigten deutlich auf, dass das Ziel der Inflationsbekämpfung verstärkt in den Fokus der EZB gerückt ist. Die in der Höhe historische Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte wird damit begründet, dass "die Inflation nach wie vor deutlich zu hoch ist und voraussichtlich für längere Zeit über dem Zielwert bleiben wird." Daher gehe der EZB-Rat davon aus, dass er die Zinsen weiter anheben wird. Über das "Wie" wollte EZB- Präsidentin Lagarde keine Prognosen äußern. Die weiteren Schritte würden in Abhängigkeit von der Datenlage von Sitzung zu Sitzung entschieden.

Die EZB begibt sich mit der gestrigen Zinserhöhung in das Fahrwasser der FED, sowohl von der Kommunikation, also auch der Höhe des Zinsschrittes. Ihr blieb letztlich – bei einer Inflationsrate von 9,1% im August gemäß Schnellschätzung Eurostat - auch keine Wahl. Eine geringere Zinserhöhung hätte den Euro weiter unter Druck gebracht und damit den Haupttreiber der Inflation, den in Dollar gehandelten Import von Energie, weiter angetrieben. Die Schwäche des Euros gegenüber dem US-Dollar, aber auch gegen einem breiter gefassten Währungskorb gab die EZB-Präsidentin offen auf ihrer Pressekonferenz zu.

Die EZB betont zwar regelmäßig, dass die Entwicklung der Leiwährung nicht in ihrem Handlungsfokus stehe, die aktuelle Euro-Schwäche bringt den EZB-Rat jedoch in eine Zwickmühle: lässt die EZB die Zinsdifferenz sich gegenüber den USA ausweiten, heizt dies die Inflation durch die dann folgende Abwertung des Euros an. Erhöht sie die Zinsen in einem Maße, wie es grundsätzlich erforderlich wäre, steigt die Zinslast insbesondere der südeuropäischen Länder. Sobald ein Maß erreicht wird, bei dem die Länder selbst oder aber der Markt ein Eingreifen einfordern und sie dem nachkommen muss, schwächt sie wieder den Euro mit bekannter Auswirkung auf die Inflation.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht liegt der Lösungsansatz zu dem Problem in der Handelsbilanz der Eurozone und der Produktion ausreichender Energie auf dem Kontinent selbst, beides Faktoren, die die EZB als gegeben hinnehmen muss.

Aus Investorensicht heißt das Zauberwort Diversifikation: auch andere Länder haben schöne Währungen, Gold hat auf Jahressicht in Euro für den ungehedgedten Anleger eine positive Perfomance erwirtschaftet und die Weltleitwährung wird ihre Attraktivität zumindest solange behalten, solange das Ende des Zinserhöhungszyklus von den Märkten nicht antizipiert wird.


Die Bundesregierung plant Geschäfte mit China zu erschweren

Laut Reuters plant die Bundesregierung Geschäfte deutscher Unternehmen mit China zu erschweren, um die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China zu verringern. Auf dem Maßnahmenkatalog stehen:

1. die Kürzung oder Streichung von Investitions- und Exportgarantien für China
2. der Verzicht auf die Förderung von Messen und Managerfortbildungen
3. Umlenkung der Kredite der Staatsbank KfW in Projekte in andere asiatischen Ländern

Das Wirtschaftsministerium spielt an dieser Stelle wie bereits auf dem Energiemarkt Planwirtschaft. Die Umlenkung von Krediten klingt auf dem Papier als Beruhigungspille gut. China ist jedoch nur unser größter Handelspartner und viele Geschäfte sind nicht einfach mit anderen Ländern ersetzbar. Schauen wir auf die Fakten und die Größe der asiatischen Volkswirtschaften:

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Quelle: Eurostat, eigene Darstellung.


Aus der Auflistung sind von der Größe der Volkswirtschaften Japan, Indien und Korea als Handelspartner interessant. Japan ist aufgrund es Geschäftsmodells ein Wettbewerber, aber kaum ein Exportpartner Deutschlands, für Korea sieht es ähnlich aus. Indien wird auf die nächsten Jahre China nicht ersetzen können. Das hinter der Maßnahme stehende Zielbild, den Handel mit China zu ersetzen, ist für unser Geschäftsmodell illusorisch.

Es stellt sich am Ende die Frage, ob wir auf unser Exportgeschäft und dem damit eingehenden Wohlstand aus ideologischen Gründen verzichten wollen. Darüber entscheidet die Politik und alle vier Jahr der Wähler.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 - 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag.


© Christian Buntrock
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