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Die Federal Reserve bleibt auf ihrem Kurs

22.09.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,982 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9809 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 142,25. EUR-CHF oszilliert bei 0,94887.

Jerome Powell wurde auch gestern Abend nicht müde, das bereits auf den letzten Pressekonferenzen gesagte, in neuen Worten zu wiederholen: "We have got to get inflation behind us. I wish there were a painless way to do that. There isn’t." Hiermit gab er die Richtung für die beiden noch verbleibenden Fed-Sitzungen in diesem Jahr vor, nachdem auf der gestrigen Sitzung die Leitzinsen um 75 Basispunkte erhöht wurden.

Nach den neusten Prognosen der Fed-Vorstände sollten die Leitzinsen am Ende des Jahres bei 4,4% und Ende 2023 bei 4,6% liegen. Die Prognosen sind etwas höher als bisher vom Markt antizipiert. Diese zugrunde gelegt müssten in der Novembersitzung die Leitzinsen wieder um 75 Basispunkte und in der Dezembersitzung dann um 50 oder 25 Basispunkte angehoben werden.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


Die US-Aktienmärkte schienen abermals von der Entschiedenheit Powells und den Prognosen über den zukünftigen Verlauf überrascht. Nach einem positiven Handelsstart gaben der S&P 500 und die Nasdaq im Anschluss an die Pressekonferenz deutlich nach.

Die exakt gleiche Reaktion war bereits im Anschluss an die Pressekonferenz in Jackson Hole zu sehen. Da Powell dort schon klare Worte fand, muss man den US-Anlegern eines lassen: Sie haben Optimismus bis an die Schmerzgrenze.

Die Federal Reserve ist auf dem richtigen geldpolitischen Weg. Powells wiederholte Aussage, dass ein sich Festsetzen der Inflation gesellschaftlich erheblich kostspieliger wäre, als diese direkt zu bekämpfen, zeigt dabei die aktuelle Handlungsmaxime der Federal Reserve auf. Diese sollte auch in der Zukunft nicht unterschätzt werden.

Seine Betonung, dass auch die Funktionalität der (Güter) Angebotsseite wieder hergestellt werden muss, dürfte gerne auch von der EZB in gleicher Deutlichkeit betont werden. Das ist noch nicht in allen Hauptstädten Europas, insbesondere in Berlin, angekommen.



Die Europäische Handelskammer plädiert an Peking, zur Reformagenda zurückzukehren

In ungewohnt offener Form kritisiert die europäische Handelskammer in einem Positionspapier die aktuelle politische Zielrichtung in China. So wird z.B. die Null-Corona Politik über wirtschaftliche Ziele gestellt, was das Land für europäische Unternehmen als Investitionsstandort unattraktiver mache. Auch das harte Vorgehen gegen den Technologiesektor oder Stromknappheit wegen Emissionsbeschränkungen im letzten Jahr senkten die Standortattraktivität. Konkret wird China als "weniger vorhersehbar, weniger zuverlässig und weniger effizient" beschrieben. Es sei notwendig, sich wieder auf Reformen zu konzentrieren.

Trotz der deutlichen Kritik stiegen die Investitionen aus der Europäischen Union in China im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 15%. Hohe Investitionen wurden dabei insbesondere von den deutschen Automobilbauern getätigt.

Schon vor 2-3 Jahren mehrten sich die Stimmen aus der Wissenschaft, die anführten, dass China seine Prioritäten verschöbe: Karriere würden nicht mehr die Beamten machen, die die von der Zentralregierung gesetzten Ziele am besten umsetzen, sondern die, die als besonders loyal gelten. Auch die Wirtschaft habe unter Xi Jinping nicht mehr den Stellenwert, wie unter seinem Vorgänger Hu Jintao. Anderen Zielen würde eine höhere Priorität eingeräumt.

Ob Xi Jinping den richtigen Weg vor dem Hintergrund des anziehenden Konfliktes mit den USA einschlägt, werden die Historiker beurteilen. Aus Sicht der Anlageperspektive heißt es die Branchen zu selektieren, die nicht den Unwillen des Staates auf sich gezogen haben und die Investitionshöhe in China zu überprüfen. Der Standort bleibt schon aufgrund seiner Größe und seiner Wachstums attraktiv, aber die Gräben zwischen dem Westen und China werden tiefer.



Wie reagiert der Markt auf die Teilmobilisierung Russlands?

Auf die Nachricht, dass Russland eine Teilmobilisierung anordnet und 300.000 Reservisten einziehen will, reagierte der Markt nur teilweise. An den großen Leitindizes war keine Reaktion ablesbar, europäische Rüstungswerte sprangen in der ersten Reaktion hingegen an:
  • Rheinmetall: +10,17%
  • Thales: + 5,26%
  • BAE Systems: +4,25%

Auch Gold und der japanische Yen wurden im Vormittagshandel verstärkt nachgefragt. Die Marktreaktion könnte so gelesen werden, dass ein noch längerer Konflikt erwartet, die atomare Drohung des russischen Präsidenten aber nicht ernst genommen wird. Es liegt ein typischer Fall fürs das Risikomanagement vor: es besteht eine vermutlich kleine, nur subjektiv zu bemessende Wahrscheinlichkeit für einen hohen Drawdown im Falle eines Einsatzes von z.B. taktischen Atomwaffen. Mögliche Hedges gegen das Risiko wären z.B. Gold, der japanische Yen, US-Treasuries (so lange der Konflikt sich auf Europa beschränkt) und weit aus dem Geld liegende Put-Optionen.

Anleger sollten sich eine Meinung darüber bilden, ob die Kapitalmärkte das Thema einer möglichen Eskalation des Konfliktes weitergehend eskomptieren werden müssen. In diesem Fall wäre ein Plan aufzustellen, ab wann entsprechende Hedge-Positionen eingegangen werden sollten. Für den hoffentlich eintretenden Fall, dass die Absicherungen nicht notwendig waren, sind diese entsprechend als Versicherungsprämie anzusehen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 - 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und eine friedlichere Welt


© Christian Buntrock
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