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Der Zinserhöhungstrend geht weiter

23.09.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9823 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9812 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 142,23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139,72. EUR-CHF oszilliert bei 0,96146.


Zentralbanken weiter im Fokus

Die Inflationsbekämpfung hat weltweit Priorität, die Zentralbanken zeigen dies nachdrücklich und erhöhen mehrheitlich ihre Leitzinsen. Auf die Federal Reserve folgten mit Zinserhöhungen die Schweizerische Nationalbank, die Bank of England sowie die Notenbanken Norwegens, Indonesiens, der Philippinen und Taiwans.

Eine Ausnahme bildet die Bank of Japan: Sie lässt die Höhe der Leitzinsen unangetastet und interveniert lieber zu Gunsten des Yens. Damit hält sie die Finanzierungskosten für den Staat und Unternehmen niedrig, aber läuft Gefahr, dass die bereits von 0,9 % in Q1 auf 2,5 % in Q2 angesprungene Inflation noch mehr an Dynamik gewinnt.

Da die Zinsdifferenz zur Weltleitwährung wie auch den meisten asiatischen Ländern steigt, wäre es verwunderlich, wenn an den Devisenmärkten nicht bald die Standhaftigkeit der Notenbank getestet würde. Zunächst jedoch erzielte die Bank of Japan die erwünschte Wirkung, nach Verkündung der Intervention erholte sich der Yen gegenüber dem US-Dollar von den Tagestiefstständen und steig um bis zu 2,5 %.

Derweil setzt die türkische Zentralbank ihren geldpolitischen Kamikazeflug fort: Sie folgt den impliziten Weisungen der Politik und senkt die Leitzinsen von 13 % auf 12 %. Der Devisenmarkt trifft sein eigenes Urteil zu dem Zinsschritt: bei einer Inflationsrate von über 80 % kommt es nicht auf einen Prozentpunkt mehr oder weniger bei der Leitzinsenhöhe an. Die Lira geht fast unverändert aus dem Handel.

Eine so konzentrierte Erhöhung der weltweiten Leitzinsen mag beispiellos in der Wirtschaftsgeschichte sein. Meist ist das gleiche Handeln Vieler in Wirtschafszyklen ein böses Omen. Länderspezifisch handeln die Notenbanken korrekt, es gilt zu beobachten, wie die Auswirkungen einer gemeinschaftlichen Vollbremsung auf die Volkswirtschaften sein werden.


EU-Konsumentenvertrauen fällt auf Rekordniveau

Das Verbrauchervertrauen im Euroraum ist auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gesunken. Der entsprechende Indikator der Europäischen Kommission fiel von -25,0 auf -28,8, wie aus den gestern veröffentlichten Daten hervorging.

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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.


Die Analystenschätzungen lagen bei -25,5. Der Grund für den Einbruch des Vertrauens ist die Erwartung der Haushalte, dass im Winter eine Energiekrise und eine weitere Beschleunigung der Inflation auf sie zukommen.

Ein Rückgang des Konsums wird die Folge sein. Die EZB gerät somit in die Klemme und in eine andere Ausgangsposition als die Federal Reserve in den USA. Nicht nur aufgrund der hohen Inflation müsste die EZB die Zinsen erhöhen, sondern auch um die Zinsdifferenz gegenüber den USA nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Je weiter diese steigt, desto stärker gerät der Euro unter Druck und heizt wiederum die Inflation an. Aus unserer Sicht könnte der Fall des Euros vor diesem Hintergrund noch weiter gehen.

Mit weiteren deutlichen Zinsanhebungen würde die EZB aber die Eurozone in eine noch tiefere Rezession schicken, als wir uns ohnehin schon befinden. Am Ende wird sie zwischen zwei Übeln sich entscheiden müssen, wobei der Fokus wohl richtigerweise auf der Inflationsbekämpfung liegen sollte. Der Schaden, diese nicht zu bekämpfen, wird höher sein.

Ich schließe dazu mit einem abgewandelten Zitat: der US-Dollar ist deren Währung, aber unser Problem.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 –1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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