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Die Lage an den Kapitalmärkten – China - das Zukunftsfinanzierungsgesetz – Automärkte

18.04.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0935, nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0909 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 134,44. In der Folge notiert EUR-JPY bei 147. EUR-CHF oszilliert bei 0,98149.


Die Lage an den Kapitalmärkten

Der deutsche Aktienindex konnte am Montag mit 15.903 Punkten bereits im Vormittagshandel einen neuen Jahreshöchststand erreichen. Im Anschluss setzten Gewinnmitnahmen ein. Charttechnisch und saisonal ist die Lage konstruktiv zu werten, weitere Höchststände erscheinen wahrscheinlich. Der Handel in den USA war zunächst von Vorsicht geprägt, bis zum Handelsschluss die Kaufbereitschaft merklich anzog. Dieses späte verstärkte Kaufinteresse darf grundsätzlich bullisch gewertet werden. Der S&P 500 liegt allerdings bereits fast an der Widerstandszone von 4.200 Punkten und könnte sich schwer tun, diese im ersten Anlauf zu durchbrechen.

Auf der Währungsseite konnte der US-Dollar wie schon am Vortag weiter an Boden gewinnen. Der Euro fiel auf 1,0910, bevor er sich wieder etwas erholen konnte. Im Gleichschritt zur Erholungsphase des US-Dollars verlor Gold. Die Gewinnmitnahmen nach dem Hoch bei 2.048 USD je Unze setzte sich bis zum Unterstützungsbereich bei 1.980 US-Dollar fort. Die grundsätzlich positive technische Lage des gelben Metalls hat sich trotz des Rückgangs nicht geändert.


Licht und Schatten im Zahlenwerk aus China

Die Wirtschaftsdaten aus China überraschten positiv wie negativ:
  • Das BIP-Wachstum beschleunigte sich im Jahresvergleich von 2,9% im vierten Quartal 2022 auf 4,5%. Die Konsensprognose ging von einer schwächeren Beschleunigung auf 4,0% Wachstum aus.

  • Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich von 2,4% in den ersten beiden Monaten auf 3,9% an. Damit lag sie unter der Konsensprognose von 4,4%.

  • Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze stieg im Jahresvergleich in den ersten beiden Monaten des Jahres sprunghaft von 3 5 auf 10 6 Damit wurde die Konsensprognose der Analysten von 7 5 deutlich übertroffen

Unsere Einschätzung: Wir sehen im Zahlenwerk mehr Licht als Schatten. Die Erholungsdynamik der chinesischen Wirtschaft wird sich wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2023 fortsetzen. Die politischen Institutionen werden die Wirtschaft weiterhin unterstützen, insbesondere durch öffentliche Ausgaben für große Infrastrukturprojekte und seitens der PBOC durch ein niedriges Zinsumfeld. Eine starke Kreditausweitung im ersten Quartal diesen Jahres ist ein valider Indikator für erhöhte Investitionen im nächsten Quartal.


Das Zukunftsfinanzierungsgesetz: Stärkung des Finanzplatzes oder Enteignung der Aktionäre?

Die Bundesregierung will mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz den deutschen Finanzplatz modernisieren. Den Referentenentwurf des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesministeriums der Justiz finden Sie hier. Laut Entwurf ist es Ziel der Bundesregierung, "die Leistungsfähigkeit des deutschen Kapitalmarkts zu stärken und die Attraktivität des deutschen Finanzstandorts als bedeutenden Teil eines starken Finanzplatzes Europa zu erhöhen Insbesondere Start-ups, Wachstumsunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als Treiber von Innovation soll der Zugang zum Kapitalmarkt und die Aufnahme von Eigenkapital erleichtert werden."

Das genannte Ziel ist an sich erstrebenswert. Beim Mittel zum Zweck kam es allerdings bereits zu deutlicher Kritik. So will die Regierung ihre Ziele u.a. mit der Einführung vom Mehrfachstimmrechten erreichen. Damit wird mit dem in Deutschland üblichen Prinzip, das eine Aktie ein Stimmrecht mit sich bringt, gebrochen.

Stattdessen wird sich an im Ausland üblichen Regeln orientiert, wie z.B. denen der Niederlande, USA, Schweden oder der Schweiz. Gibt es statt dieses drastischen Mittels der deutlichen Schlechterstellung von Neu und Kleinaktionäre mildere Mittel, die in Frage kommen? Diese gibt es, sie sind bekannt und heißen Vorzugsaktien. Bei diesen erhält der Aktionär als Ausgleich für das fehlende Stimmrecht in der Regel Vorrechte bei der Gewinnverteilung. Wer mehr Rechte für sich vereinnahmt, zahlt dafür einen Preis.

Das Gegenargument, das damit Gründer abgeschreckt werden könnten und sie an anderen Märkten für sich bessere Bedingungen sehen, ist jedoch valide. In der oft geäußerten Kritik an dem Entwurf wurde meist übersehen, dass die Bevorrechtigung der Altaktionäre in Deutschland lediglich für 10 Jahre gelten soll. (Seite 99 des Entwurfs)

Danach verfällen die Rechte ersatzlos. Ob damit ein guter Kompromiss zwischen den Interessen der unterschiedlichen Aktionären gefunden wurde, mag jeder selbst beurteilen. Ich persönlich sehe den Entwurfsteil zu Mehrfachstimmrechten vor dem Hintergrund des Standortwettbewerbs als ausgewogen an. Es ist nicht in unserem Interesse, dass Gründer zum Börsengang ins Ausland gehen. Gleichwohl wäre mir - auch wenn es illusorisch ist - eine weltweite Abschaffung der Mehrfachstimmrechte lieber.


High Noon für die deutsche Automobilindustrie

Die jüngsten Absatzzahlen für Automobile aus China zeigen deutlich den Zeitenwandel in der Automobilindustrie an. Der auch von Warren Buffet unterstützte chinesische Hersteller BDY überholt VW in China im Absatz. Das chinesische Unternehmen steigerte seine Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 68%. VW verlor 14,3%. Damit ist VW nur noch der zweitgrößte Hersteller im wichtigsten Automarkt der Welt.

VW droht nicht nur eine Unterauslastung seiner Werke in China, der Konzern droht auch im wichtigsten Segment der Marktes, der für Elektroautos, komplett abgehängt zu werden. Laut Branchenberichten laden die Elektrofahrzeuge von VW im Marktvergleich zu langsam und verbrauchen zugleich mehr Strom. Dazu ist die Software nur bedingt wettbewerbsfähig. Schlechte Aussichten im technikverliebten China.

So wie Google wegen Chat GPT "Code Red" ausgerufen hat, da eine unternehmensgefährdende Entwicklung gesehen wird, dürften die Sorgenfalten in der Zentrale in Wolfsburg, aber auch in der in München und Stuttgart tief sein. Bei der Aufholjagd im Elektromobilmarkt darf für die deutschen Hersteller nichts mehr schief laufen, sie stehen mit dem Rücken an der Wand. Sollte die Bundesregierung sich in dieser herausfordernden Lage noch zu einem Handelskrieg mit China hinreißen lassen, darf sie Rettungspakte für die deutschen Hersteller gleich mit einplanen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 - 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag.


© Christian Buntrock
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