Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ruhiger Wochenstart – raue Töne zur Fed-Politik – Handelspolitik – Strafe gegen Meta

23.05.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0807 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0796 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,62. In der Folge notiert EUR-JPY bei 149,81. EUR-CHF oszilliert bei 0,97105.


Ruhiger Wochenstart an den Märkten

DAX, EuroStoxx und Dow Jones starteten mit leichten Verlusten in die Woche, während die Nasdaq etwas hinzugewinnen konnte. Die Anleger agieren angesichts der Unsicherheit über die Anhebung der US-Schuldengrenze weiter vorsichtig. Eine Einigung in diesem Punkt könnte zu einer Erleichterungsrallye an den Märkten führen.

Charttechnisch interessant sind an dieser Stelle die breiten Indizes in Europa und den USA. Sowohl der STOXX 600 als auch der S&P 500, liegen direkt unter markanten Widerstandszonen. Diese liegt beim STOXX 600 bei 470 Punkten, und für den S&P 500 bei 4.200 Punkten. Da viele Markteilnehmer Absicherungen nach einer Einigung in den USA auflösen werden, erscheint in dem Fall ein nachhaltiges Durchbrechen dieser Widerstände wahrscheinlich.

Auffällig im Anleihemarkt ist, dass im Bereich der Junkbonds das Emissionsvolumen in diesem Monat bereits 17 Mrd. USD betragen hat und auf rege Nachfrage trifft. Die Risikoaufschläge sind in der Folge weiterhin gering. Risikofreude dominiert.


Fed-Politik: kommen weitere Zinserhöhungen nach einer Pause?

Nachdem der Präsident der Federal Reserve Jerome Powell für den Juni eine Pause von den Zinserhöhungen signalisiert hatte, sprachen sich zuletzt zwei stimmberechtigte Mitglieder der Fed Gouverneure für weitere Zinserhöhungen aus. Der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, James Bullard, forderte gestern zwei weitere Zinserhöhungen. Neel Kashkari, der Präsident aus Minneapolis, vertritt die Auffassung, dass die Zentralbank im Falle eine Pause zugleich signalisieren sollte, dass die Straffung noch nicht abgeschlossen sei.

Während Bullard sich wie bisher als Hardliner unter den geldpolitischen Falken positioniert, macht Kashkari das Kompromissangebot an die Tauben: während eine Zinserhöhungspause eingelegt wird, kann die Datenlage abgewartet werden und gegebenenfalls schon in der Julisitzung der nächste Zinsschritt getätigt werden.

Im Gesamtbild rechne ich mit einer Zinserhöhungspause ohne eine Festlegung darauf, dass diese Pause über mehrerer Monate anhält. Wie sich die Geldpolitik dann aufstellt, wird von der Datenlage der nächsten Monate abhängen. Die Position der Falken sollte nicht unterschätzt werden.



Micron: Retourkutsche oder Sicherheitsprobleme?

Die chinesische Regierung warnte die Betreiber von Infrastruktursystemen vor dem Kauf von Micron-Produkten. Die Komponenten verursachten "erhebliche Sicherheitsrisiken für unsere Versorgungskette für kritische Informationsinfrastrukturen", äußerte die die chinesische Cyberspace-Verwaltung (CAC). Damit dürfen weder Banken noch Telekommunikationsanbieter oder Großunternehmen wie Alibaba die Produkte des Unternehmens kaufen.

In der chinesischen Kultur wird das Kopieren der Strategie eines Dritten als Kompliment an diesen gesehen. In diesem Sinne spricht Peking Washington ein Lob aus und kopiert die US-Strategie, um seine Interessen mit der Begründung der "nationalen Sicherheit" durchzusetzen. Die Sanktionen gegen Micron sind als Warnung zu verstehen, sie gefährden aber weder Micron in seiner Existenz noch treffen sie die US-Wirtschaft auf harte Weise. Wollte China den Konflikt mit den USA deutlich verschärfen, würden sie die Produkte von Apple und Tesla einer Sicherheitsprüfung unterwerfen und so Druck auf zwei der wertvollsten Unternehmen der Welt und deren Börsenkapitalisierung aufbauen.

Die Maßnahme der chinesischen Cyberspace-Verwaltung zielt meines Erachtens neben der Warnung an die USA darauf ab, den heimischen Unternehmen den Wettbewerbsnachteil, den sie durch die US-Politik erleiden, wieder auszugleichen. Die Entwicklung kann man nicht gutheißen, es sieht nach einer langsamen Eskalation der Lage aus.



Meta: Irische Datenschutzbehörde verhängt 1,2 Mrd. Strafzahlung

Gegen den Facebook-Mutterkonzern Meta wurde eine Rekordstrafe über 1,2 Mrd. Euro durch die irische Datenschutzbehörde verhängt. Grund für die Strafe sind Verstöße gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Meta ist zudem aufgefordert, den Datentransfer zu stoppen. Hierfür gaben die irischen Behörden Meta fünf Monate Zeit. Damit hat Meta keine Rechtsgrundlage mehr, Daten europäischer Nutzer auf Severn in den USA zu verarbeiten. Wenn sich die Gesetzgeber in den nächsten sechs Monaten nicht auf eine alternative Regelung für die legale Übermittlung von EU-Daten einigen, muss Meta alle in den USA gespeicherten EU-Nutzerdaten löschen.

Das es soweit kommt, ist unwahrscheinlich. Die EU und die USA verhandeln derzeit über ein neues Datenübertragungsabkommen. Diese würde die Anordnung der irischen Datenschutzbehörde praktisch hinfällig machen. Bisher wird erwartet, dass die beiden Seiten bis zum Ende des Sommers eine Einigung erzielen. Selbst wenn sich diese verzögert, wird Meta sich über das Einlegen einer Berufung weiter Zeit kaufen.

Die konsequente Anwendung der DSGVO und das Aussprechen der entsprechenden am Umsatz orientierten Strafen ist zu goutieren. Meta hat über Jahre den Schutz der Nutzerdaten nicht ernst genommen. Trotzdem wirkt die Strafe höher, als sie in der Realität ist. Die 1,2 Milliarden Euro sind im Vergleich zum Gesamtumsatz des Konzerns, der 2022 bei 110 Mrd. Euro lag, gering. Andere Töchter des Meta-Konzerns sind von dem Urteil nicht betroffen. Gehen WhatsApp und Instagramm anders mit den Kundendaten um als Facebook?

Die Vermutung liegt nahe, dass sie es nicht tun, zumal sie durch US-Gesetze gezwungen sind, die Daten in den USA für die Behörden offen zu legen. Welche Datenschutzbehörden haben hierzu jetzt Folgeermittlungen aufgenommen? An dieser Front wird sich vermutlich nichts tun. Wichtiger mag sein, dass das Urteil der irischen Behörden die europäische Position in den Verhandlungen zur Datenverarbeitung mit den USA stärkt. Wir sind gespannt, wie das Ergebnis ausfallen wird.


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0700 – 1.0730 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe



Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.

Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.

Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"