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Ein Blick auf den Markt – Zinspause der Fed - EU-Lieferkettengesetz - Lage bei Gold

01.06.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0686 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0635 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 149,08. EUR-CHF oszilliert bei 0,97348.


Ein Blick auf den Markt

Die schwachen Vorgaben aus China drückten gestern auf die Stimmung der Marktteilnehmer. Die verbliebene Unsicherheit über die Anhebung der Schuldengrenze und Warnungen der EZB wegen der jüngsten Bankenturbulenzen taten ihr übriges. Sowohl die europäischen wie auch die US-Märkte gaben deutlich nach. In Europa waren besonders die zyklischen Werte betroffen. So führten auf Sektorebene die Automobilhersteller und Zulieferer (-2,47 %) die Verliererliste an, gefolgt vom Chemie- (-2,02 %) und dann vom Ölsektor (-1,91 %). Die drei Top-Sektoren waren der Immobiliensektor (-0,07%), der Telekommunikationssektor (-0,13 %) und der Mediensektor (-0,27 %).

An den Devisenmärkten setze sich die Stärke der US-Dollars gegen den Euro fort. Aufgrund der defensiven Haltung der Marktteilnehmer waren ansonsten der japanische Yen und norwegische Kronen gefragt. An den Rentenmärkten stieg die Nachfrage nach Bundesanleihen, die Rendite der 10-jährigen Anleihen fiel auf 2,28 %.

Für den heutigen Handelstag sehen die Vorgaben aus Fernost konstruktiv aus. Zum Monatsstart liegen Hang Seng, CSI 300 und der Nikkei im Plus. Aus technischer Sicht starten wir den Tag mit einer leichten Gegenbewegung. Positiv ist aufzunehmen, dass die Einigung über das US-Schuldenlimit in die nächste Phase geht. Das Repräsentantenhaus hat das Gesetz zur Schuldenbegrenzung verabschiedet, Abgeordnete beider Parteien stimmten dem Gesetzentwurf am Mittwochabend mit 314:117 Stimmen zu. Wir sahen einen seltenen Moment parteiübergreifender Einigkeit in Washington.

Einigkeit scheint auch bei der Federal Reserve zu herrschen, die jüngsten Aussagen von Fed-Gouverneuren fügen sind nahtlos in das von ihren Kollegen gezeichnete Bild ein.


Federal Reserve: Zinspause deutet sich an

Zuletzt berichteten wir an dieser Stelle, dass die dem gelpolitischen Falkenlager zuzurechnenden Gouverneure eine Zinspause nicht ausschlossen. Diese Sichtweise wurde gestern von weiteren Gouverneuren bestätigt. Gouverneur Philip Jefferson, ein Zentrist, der Jerome Powell nahe steht, sagte, dass der Verzicht auf eine Anhebung der Zinssätze den Entscheidungsträgern Zeit geben würde, die Datenlage zu bewerten. Gleichwohl wäre die Zinserhöhungsphase damit nicht unbedingt abgeschlossen.

Die gleiche Aussage wurde gestern vom Präsidenten der Philadelphia Fed, Patrick Harker, getätigt, der ebenfalls auf eine Pause im Juni drängte. Er schlug vor, dass die Beamten stattdessen dazu übergehen könnten, bei jeder zweiten Sitzung Zinsen zu erhöhen, wenn sie die Straffung aufrechterhalten müssten.

Kommentar: Wenn alle Spatzen das gleiche Lied von den Dächern pfeifen, wird dies am Ende auch im Chor gespielt. Die Ähnlichkeit der Aussagen der Vertreter der Federal Reserve ist so hoch, dass wir von Absprachen unter diesen ausgehen dürfen. Das wahrscheinlichste Szenario ist damit, dass es im Juni zu keiner Zinserhöhung kommt. Durch die deutliche Kommunikation im Vorfeld der nächsten Sitzung kann eine zu bullische Interpretation der Zinspause durch den Markt vermieden werden.

Erst für die Folgemonate hört man eine leicht unterschiedliche Tonlage - je nach geldpolitischer Couleur. Ceteris paribus rechne ich mit dem nächsten Zinsschritt im Juli.



Wird das EU-Lieferkettengesetz aufgehalten?

Am Donnerstag wird in Brüssel über das Lieferkettengesetz der EU abgestimmt, auf das sich Unterhändler de Christdemokraten, Sozialdemokraten, Grünen, Liberalen und Linken geeinigt hatten. Von dieser Einigung distanzieren sich die Christdemokraten und wollen am Donnerstag gegen das Gesetz stimmen.

Ziel des Gesetzes ist es, Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern zu Kontrolle der gesamten Lieferkette auf Verstöße gegen Menschenrechte und Umweltschutz zu verpflichten. Dadurch soll der Schutz der weltweiten Menschenrechte verbessert und die Umwelt geschützt werden.

Kommentar: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Dies gilt auch für das Lieferkettengesetz. Zwar sind die Ziele zu unterstützen, es bleibt aber offen, ob sie mit dem Gesetz überhaupt erreicht werden oder nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Europa leidet. Bereits jetzt ziehen sich Unternehmen aus manchen Regionen zurück, da die Kosten für die Nachweisführung zu hoch sind. Andere Länder mit niedrigeren Standards und ohne Einmischung in Drittstaaten freuen sich, unsere Unternehmen ersetzen zu können. Peking grüßt. In diesem Sinne wünsche ich beim Aufhalten des Gesetzes viel Erfolg.

Die Variante, erst eine Abmachung zu treffen, um diese später zu brechen, schädigt die Reputation und wirft Fragen auf. Warum wurde nicht gleich eine klare Haltung vertreten? Wurde aus der Überzeugung heraus gehandelt, die Interessen der Wirtschaft zu vertreten? Oder geht bei den Christdemokraten die Angst um, bei der nächsten Wahl von der eigenen Wählerschaft abgestraft zu werden?



Gold: Kaufgelegenheit oder nicht?

Gold konnte in den letzten Monaten Stände um die Allzeithochs bei 2.050 USD je Unze erreichen. Danach wurde das Edelmetall am Markt wieder verstärkt verkauft. Belastend wirkte sich die Entwicklung des US-Dollars aus, der gegen viele Währungen der G20 zuletzt wieder zur Stärke neigte. Das ein Teil des Marktes zwischenzeitlich genau die Währung kaufte, die vom politischen Schuldenstreit betroffen ist, kann man fragwürdig finden. Sich an dieser Stelle aber gegen den Markt zu stellen, wäre ein kostspieliges Unterfangen gewesen. Im Zuge des positiven Momentums für den US-Dollar stellt sich die Frage, ob sich noch weiterer Druck gegen das gelbe Metall aufbaut.

Für Entlastung sorgte der gestrige Tag, an dem Gold trotz eines steigenden Dollars seiner Funktion als sicherer Hafen nachkam und Kursgewinne verzeichnete.

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Für das übergeordnete Bild haben wir in der Abbildung die Managed Money Net Positions in der gelben Fläche dargestellt. Diese zeigt die Positionierung der professionellen Investment Manager, die im neutralen Bereich liegt. Eine Prognose aus dem Positionierungsgrade lässt sich somit nicht ableiten.

Die blaue Linie zeigt die Entwicklung von Gold. An Hand des Verlaufs der beiden Flächen zueinander, ist eine hohe Korrelation zwischen beiden seit Mitte 2020 erkennen. Ebenso ist zu sehen, dass die professionellen Anleger nach Höchstständen sich auf der Verkäuferseite gefunden haben. Es wäre danach gut möglich, dass sich das Muster wiederholt und Gold seitens dieser Anlegergruppe verkauft wird.

Gegen fallende Kurse spricht allerdings die geologischen Lage, wie auf die Lage in Immobilien- und Bankensektor, in denen der Stress zunimmt.

Wie handeln wir? In unserem Multi-Asset Fonds halten wir eine strategische Goldposition, bei Kursrückgängen werden wir eine höhere Gewichtung überprüfen.

Mit dem Unterschreiten unter 1,07 dreht der Bias des EUR gegenüber dem USD auf neutral.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
Netfonds Gruppe



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