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Blick auf den Markt, Digitalwährungen und Gaspreise

13.06.2023  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0778 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0739 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,41. In der Folge notiert EUR-JPY bei 150,25. EUR-CHF oszilliert bei 0,97785.


Blick auf den Markt

Die Anleger positionierten vor der anstehenden Notenbank-Entscheidung am Mittwoch und investierten verstärkt im Aktienmarkt. Sowohl die europäischen wie auch die US-Märkte gingen mit einem Plus aus dem Handel. In den USA haben Anleger verstärkt in Call-Optionen investiert, um sich für eine weitere Markterholung zu positionieren. Laut Daten von Bloomberg wies der Optionshandel an den US-Börsen in der vergangenen Woche die größte Tendenz zu Calls seit 14 Monaten auf. Passend zu dieser risikofreudigen Grundhaltung verlor Gold, während Bundesanleihen keine signifikante Änderung aufwiesen.

Zu Vorsicht mahnt hingegen der US-Bondmarkt für kurzlaufende Anleihen. Hier setzen die Marktteilnehmer darauf, dass die Zinsen länger auf erhöhtem Niveau verbleiben. So haben Hedge-Fonds ihre Rekord-Verkäufe bei kurzlaufenden Staatsanleihen ausgeweitet. Mit dieser Positionierung spekulieren sie darauf, dass der Kampf der Federal Reserve gegen die Inflation noch lange nicht beendet ist. Wenn man die Entwicklung aus Kanada auf die USA übertragen kann, hätten sie Recht, hier gab es zuletzt eine weitere Zinserhöhung, da die Inflation von der Bank of Canada als hartnäckig angesehen wird.

Die Positionierungen sind deutlich konträr. Welche sich als richtig herausstellt, muss nicht am Mittwochabend entschieden werden. Die Vertreter der Federal Reserve haben bereits im Vorfeld angedeutet, die Zinsen nicht im Juni zu erhöhen, sondern etwas abzuwarten. Die eigentliche Spannung liegt darin, ob Powell konkrete Hinweise auf das weitere Vorgehen gibt.

Während der Aktien- und Anleihenmarkt sich widersprechen, mag ein Blick zu den Rohstoffmärkten helfen. Die Ölpreise sind trotz der Förderkürzung aus Saudi Arabien rückläufig. Brent testet zum dritten Mal die Unterstützungslinie bei 71 USD, auch Kuper und Nickel sehen technisch nicht attraktiv aus. Eisen und Zinn hingegen schon. So ergibt sich ein divergentes Bild, das insgesamt nach eine Abschwächung der Wirtschaft aussieht.

Die Vorgaben für den heutigen Handelstag sind bullisch, die asiatischen Märkte lagen zum Zeitpunkt der Erstellung des Reports im positiven Bereich. Für erhöhte Volatilität können die Inflationsraten aus den USA um 14:30 sorgen. Eine überraschende Aufwärtsbewegung würde die Fed wohl dazu veranlassen, ihren Straffungszyklus zu verlängern und die Märkte belasten.

Diese Szenario wird von uns jedoch nicht präferiert.


Ein Blick auf Digital- und Kryptowährungen:

China führt an Urlaubsorten – zunächst in Sanja – e-CNY-Wechselautomaten ein, an denen 20 Währungen in digitale Yuans getauscht werden können. Urlauber erhalten an diesen eine Karte, die mit e-Yuan geladen ist und ein Zahlen mit einem Fingertippen ermöglicht.

Die Maschineninstallationen ist ein Umsetzungsschritt der chinesischen Strategie, den digitalen Yuan zu fördern und als Zahlungsmittel zu etablieren. Zuvor gab es bereits eine Testphase über 40 Tage, an denen auch Hong Kong, Thailand und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt waren, in der Transaktionen länderübergreifend im e-Yuan abgewickelt wurden.

China verfolgt mit seiner Strategie der Ausweitung des e-Yuans mehrere Ziele:

• Förderung des Geschäftsverkehrs in den Freihandelszonen.
• Senkung von Transaktionskosten im Handel.
• Verhinderung westlicher Eingriffe in das Finanzsystem und Schutz des Systems vor Sanktionen für sich und seine Handelspartner.
• Ermöglichung des Zugangs zu digitalen Finanzdienstleistungen für Menschen ohne Bankverbindung.

Kommentar: Das Reich der Mitte treibt die Entwicklung seiner Digitalwährung voran, da diese das Land strukturell unabhängiger macht. Da der Westen in der Entwicklung der staatlichen Kryptowährungen hinterherläuft, werden in diesem Fall die neuen Standards im Osten gesetzt. Durch die Etablierung des Systems bietet China Dritten ein vom Westen schwierig zu überwachendes System an, da die Finanzströme nicht mehr über westliche Zentren abgewickelt werden. Die extraterritoriale Durchsetzung von US-Recht wird mit dem e-Yuan deutlich erschwert.

Gleichwohl müssen sich Nutzer der digitalen Währung darüber im Klaren sein, dass alle Informationen über ihre Finanzströme für die chinesischen Behörden in einfach auszuwertender Form vorliegen.


Unterdessen gehen die Verwerfungen am Kryptosektor weiter. Am Wochenende brachen viele Altcoins deutlich ein, da Börsenanbieter diese in den USA delistet haben. Der Angriff der SEC auf den Sektor hinterlässt somit deutliche Spuren. Abschreiben würde ich den Sektor trotzdem nicht. Aktuell wird weniger darüber berichtet, dass eine Reihe von Abgeordneten aus beiden Parteien in den USA sich deutlich für Kryptowährungen einsetzt und eine 30 %ige Sondersteuer auf Erträge hieraus im Rahmen der Verhandlungen über die Schuldenobergrenze verhindert hat.

Drängen sich dann auf dem verbilligten Niveau Investments auf? Der Überlebenschance von Kryptowährungen wird ähnlich sein, wie von Unternehmen in einem völlig neuen Markt. Im Unternehmensbereich werden 90-95 % der Neugründungen insolvent und nur wenige teilen sich den neuen Markt auf. Laut Statista gibt es über 10.000 Währungen, da die Markteintrittsbarrieren außergewöhnlich niedrig sind. Die besten Überlebenschancen haben die Währungen mit hoher Marktkapitalisierung, da diese auch dem Marktanteil entspricht.

Wenn man sich in diesem hoch volatilen Sektor engagieren will, wären diese Währungen zu selektieren. Zudem ist die Geduld für einen Panikausverkauf – der bisher fehlte - mitzubringen.

Dann mögen sich Einstiegschancen ergeben.


Europäische Gaspreise mit hoher Volatilität

Die Lage am europäischen Gasmarkt bleibt angespannt. Die Marktteilnehmer erscheinen nervös. In der letzten Woche verzeichnete Erdgas seinen größten wöchentlichen Anstieg seit letztem Sommer, trotzdem sind die Gaspreise allein in diesem Jahr um 60% eingebrochen.

Im Handel wird die Nachfrage aus dem gesättigten europäischen Markt mit hohen Lagerbeständen abgewogen gegen die Prognosen für einen höheren Verbrauch auf dem konkurrierenden asiatischen Markt. Entscheidend für die weitere Preisentwicklung wird die Konjunkturentwicklung in China sein, aber auch der Bedarf an Gas zur Kühlung bei ungewohnt hohen Temperaturen.

Kommentar: Die hohe Volatilität auf dem Gasmarkt ist ungesund für die deutsche Industrie, da sie die Kostenplanung erschwert. Hier besteht ein strukturelles Problem. Aufgrund der rezessiven Tendenz der Wirtschaft in Europa wie auch in China sollte der Markt insgesamt weiter südwärts zeigen.

Seit dem Unterschreiten unter 1,07 ist der Bias des EUR gegenüber dem USD neutral.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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