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Schweizerische Nationalbank: Geschäftsbericht 2008 - Zeitdokument ...

09.06.2009  |  Johannes Müller
- Seite 7 -
(50) Die um Kredit nachsuchenden Institute müssen systemrelevant und solvent sein.

Der freie Markt entscheidet über die Solvenz einer Bank. Es sind die Notenbanken, die ohne eine Leistung zu erbringen, Frischgeld an die systemrelevanten Banken "verschenken", damit das Schneeballsystem (noch) nicht zusammenbricht.


(50) Eine Bank oder Bankengruppe ist dann systemrelevant, wenn ihre Zahlungsunfähigkeit das Funktionieren des inländischen Finanzsystems oder wesentlicher Teile davon gravierend beeinträchtigen und zudem negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft zeitigen würde.

Der Planwirtschafter unterscheidet zwischen einer Beeinträchtigung und einer gravierenden Beeinträchtigung. Er meint wohl damit einen Zusammenbruch des Systems. Durch das Scheitern einer grossen Bankengruppe erhielten die kleinen, seriösen Mitbewerber wiederum eine Chance, sich bei Kunden zu profilieren. In einer freien Marktwirtschaft das Normalste, auch Gesundungsprozess genannt.


(50) Welche Sicherheiten als Deckung für die Liquiditätshilfe zugelassen werden, bestimmt die SNB.

Faktisch mutiert die SNB mit dieser vom freien Markt losgelösten Entscheidung zur verbindlichen Rating-Agentur. Nicht der freie Markt entscheidet über Leben und Tod einer Bank, sondern unsere drei Direktoren der SNB. Wahrlich königliche Zustände.


(50) Im Jahr 2008 erteilte die Nationalbank keine ausserordentliche Liquiditätshilfe im klassischen Sinn. Die Nationalbank beteiligte sich indessen an einem Massnahmenpaket zur Stärkung des Schweizer Finanzsystems.

Ausserordentliche Liquiditätshilfen werden eben auch auf eine unklassische Art und Weise vergeben. Flexible Buchhaltungsmethoden sei Dank!


(52) Das Mindestreserveerfordernis beträgt 2,5% der Summe aus kurzfristigen, auf Franken lautenden Verbindlichkeiten (bis 90 Tage) und 20% der gesamten Verbindlichkeiten in Spar- und Anlageform gegenüber Kunden.

Die Banken dürfen also ohne irgend eine Leistung Geld schöpfen. Zauberlehrlinge aufgepasst: Wie macht man aus CHF 250 die Summe von CHF 10"000? Ganz einfach: Gründe eine Bank!


(53) Die SNB akzeptiert bei ihren geldpolitischen Operationen nur Sicherheiten, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Damit sichert sie sich gegen Verluste ab und stellt die Gleichbehandlung der Geschäftspartner sicher. An die einzelnen Titel werden bezüglich Liquidität und Bonität hohe Anforderungen gestellt.

Es gibt nur einen Weg zur Gleichbehandlung der Banken: den freien Markt! Theoretisch kann die SNB gar keine Verluste machen, solange sie die wertlosen Sicherheiten als notenbankfähig einstuft und diese allenfalls auch vom Markt gegen neu geschaffenes Geld ankauft. Der Monopolbetrieb SNB könnte sogar Kuhmist zu Bargeld machen, indem sie diesen laufend ankauft oder belehnt. Ja es stellt sich die Frage, ob der Dünger- und Brennwert von Kuhmist nicht höher liegt, als der innere Wert einiger dieser als Sicherheiten akzeptierten Papiere! Ueber 7 Millionen Bürger können gegen die drei SNB-Direktoren rechtlich nicht vorgehen. Willkommen im Land der Papiergeldkönige!


(53) Der Umfang der notenbankfähigen Effekten sank von rund 11 000 Mrd. Franken Ende 2007 auf gegen 9000 Mrd. Franken Ende 2008. Davon sind 95% in Fremdwährungen denominiert.

Kleines Detail: Im Jahr 2007 wurden eben diese notenbankfähigen "Wertschriften" von 6 auf 11 Billionen CHF angehoben, sozusagen als Notoperation. Jeder denkfähige Mitbürger wird sich fragen, wie um Gottes Willen während einer tobenden Finanzkrise die notenbanksicheren Anlagen um 5 Tausend Milliarden zunehmen können. Seriös geprüft durch drei Direktoren innert zwei Wochen. Als eine der wenigen Notenbanken akzeptiert die SNB Fremdwährungen als Sicherheit - um die beiden Grossbanken zu stützen, wurde faktisch der CHF geopfert. Die SNB bezeichnet Papiere im Gesamtwert der 40-fachen Bilanzsumme als Geld. Damit schafft sie theoretische Luftwerte, welche die zirkulierende Schweizerfrankenmenge von rund 50 Milliarden um den Faktor 180 übertreffen. Nachdenken erlaubt!


(53) Seit Dezember 2007 führte die Nationalbank Repo-Auktionen in US-Dollar durch. Die Operationen erfolgten im Rahmen einer zwischen verschiedenen Zentralbanken abgestimmten Aktion.

Greshamsche Gesetz: Das schlechte Geld verdrängt immer das gute Geld.


(54) Die mit der Finanzkrise einhergehenden Herausforderungen veranlassten die Nationalbank dazu, das geldpolitische Instrumentarium zu überprüfen.

Sie fahren mit 200 Stundenkilometer auf der Autobahn und kommen zum Schluss, den Motor während der Fahrt zu kontrollieren.


(54) Der im Mengentender von der Nationalbank vorgegebene Zinssatz kann eine Signalfunktion über die geldpolitischen Absichten der Nationalbank ausüben. Dies kann vor allem bei längerfristigen Operationen unerwünscht sein.

Echte Zauberer lassen sich eben nicht in die Karten schauen. Nordkoreanische Lehrmeister lassen grüssen.


(54) Art. 7 Abs. 4 NBG verpflichtet die Nationalbank dazu, wöchentlich geldpolitisch relevante Daten zu veröffentlichen.

Soweit das aktuelle Gesetz.


(54) Einige darin enthaltenen Informationen hatten nur beschränkte geldpolitische Aussagekraft, konnten aber in schwierigen Zeiten zu Fehlinterpretationen führen. Aus diesem Grund wurden die in den «Geldpolitisch wichtigen Daten» publizierten Daten auf das geldpolitisch Wesentliche reduziert.

Was schwierige Zeiten alles so zu rechtfertigen imstande sind. Die Anzahl der Mitbürger, welche den ganzen Geschäftsbericht wirklich lesen, ist ja glücklicherweise beschränkt. Da einer schon zuviel wäre, wird in Zukunft auf das Unwesentliche verzichtet.




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